Florian Stumfall

03.10.2024

Rassistischer Antirassismus

Nicht nur im Wahlkampf der USA, sondern auch hierzulande wird die Kandidatin für das Präsidentenamt, die derzeitige Vize Kamala Harris, umfassend gepriesen und mit Attributen wie „kompetent“ oder „durchsetzungsstark“ überhäuft. Eine Empfehlung lautete: „nicht weiß“. Das wirft die Frage auf, wie es sich mit dem Zusammenhang zwischen Hautfarbe und Eignung für ein politisches Spitzenamt verhält. Doch während man darüber noch grübeln mag, steht eines fest: Fiele es Trump ein, damit zu werben, dass er nicht schwarz ist, wäre ihm der Vorwurf des Rassismus sicher.

Symbolbild von Clemens Pistauer auf Pixabay

Solch ein Vorwurf gehört in der politischen Arena zu den gravierendsten, die generell denkbar sind. Gleichzeitig wird immer öfter mit dem Begriff hantiert, er wird gerne als Totschlagargument benutzt, das zu widerlegen nicht nur äußerst schwer, sondern auch als moralisch verwerflich gilt. Das Wort Rassismus erinnert an die Gräueltaten der Nationalsozialisten, und wer damit in einen auch nur gedanklichen Zusammenhang gebracht wird, hat sein Spiel schon verloren.
Das geht so weit, dass die Vereinten Nationen für richtig erkannt haben, dass es keine menschlichen Rassen geben solle. Hier aber offenbarten die UN ihre mangelnde Zuständigkeit. In einer Zeit, da in jedem einigermaßen eingerichteten Labor anhand eines einzigen Tropfen Blutes die ethnische Herkunft eines Menschen festgestellt oder aber der Anteil von Neandertaler-Chromosomen bis hinters Komma belegt werden kann, grenzt die Leugnung des Unterschiedes von Rassen oder Ethnien beinahe schon ans Lächerliche.

Wissenschaft wird geleugnet

Der ideologische Eifer bringt es fertig, naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu leugnen und wieder den Stand von vor 200 Jahren einzunehmen, als Charles Darwin die menschliche Zelle als ein bisschen homogenen Schleim angesehen hatte. Doch man sieht sich ohnehin genötigt, in einer Zeit, in welcher die Feststellung, dass es real nur zwei Geschlechter gibt, strafbewehrt ist, nicht mehr auf die Wirkkraft der Tatsachen zu hoffen. Das ist der eine Schritt noch weiter zurück, nämlich dorthin, wo man in der Ferne die Feuer der Hexenverbrennungen leuchten sieht.
Mit ein wenig Folgerichtigkeit wird es nicht mehr lange dauern, bis die Wissenschaften der Anthropologie und der Ethnologie um ihr Überleben werden kämpfen müssen. Der Begriff Völkerkunde ist ohnehin aus den Namen der einschlägigen Museen weitgehend verschwunden. Man hat ihn als rassistisch gebrandmarkt. Eine Debatte darüber verbietet sich.
Natürlich sind die Unterschiede zwischen den Rassen von äußeren Merkmalen angefangen bis hin zur Produktion von Enzymen nicht zu bestreiten. Aber eben die Unterschiede sind es, welche die Ideologen derart erbosen, dass man sie gegen den Augenschein leugnen solle. Denn sie widersprechen einem Grundprinzip eines jeden totalitären Denkens, nämlich dem Egalitarismus, dem Gleichheitswahn. Auch hier berühren sich die Extreme. Rechts hieß es bei den Nationalsozialisten : „Du bist nichts, dein Volk ist alles“, links galt die DDR-Parole: „Die Partei hat immer recht.“ Ein Haufen von Gleichen, so die Überzeugung der Ideologen, ist die ideale Verfügungsmasse, bewusste Einzelpersonen aber muss man erst gleichschalten. Soweit der machtpolitische Aspekt des Rassismusthemas. Doch der Weg zur Praxis ist nicht weit.
Als Kanzlerin Merkel 2015 Deutschlands Grenzen für jedermann öffnete, geschah dies unter der stillschweigenden Vorgabe, zwischen denen, die da kommen, und solchen, „die schon länger hier leben“, gebe es keine nennenswerten Unterschiede. Wer hier gewarnt hatte, sah sich sehr schnell dem Vorwurf des Rassismus ausgesetzt. Wer heute auf das Ergebnis der Völkerwanderung hinweist, dem geht es ebenso. Und, wie gesagt: Wer in einem Streitgespräch den Vorwurf des Rassismus anwendet, hat die Sache für sich entschieden, völlig gleichgültig, wie die Dinge ansonsten liegen.
Dieses Prinzip ist so durchschlagend, dass man längst die Bedeutung des Begriffs „Rassismus“ ausgedehnt hat. Wer heute auf das kulturelle Gefälle zwischen dem Islam und den christlich geprägten Gepflogenheiten hinweist, wird des Rassismus bezichtigt. Dabei hat ein Glaube mit ethnologischen oder anthropologischen Gegebenheiten nicht das Geringste zu tun. Doch das Totschlagargument ist so wirksam, dass man darauf auch außerhalb des Bereichs seiner eigentlichen Bedeutung nicht verzichten will. Selbstverständlich wird die Kultur dankbar mit einbezogen. So kommt es dann, dass ein Kind im Fasching nicht mehr als Indianer gehen darf. Dass es keinen Mohrenkopf mehr gibt, versteht sich von ganz alleine.

Rassismus gegen Weiß

Doch um noch einmal auf Kamala Harris zurückzukommen: Man möchte meinen, ihre ethnische Herkunft als eine Frau, die nicht weiß ist, als Verdienst herauszustellen, sollte doch zweifelsfrei als rassistisch gekennzeichnet werden. Doch wer dies glaubt, unterliegt einem Irrtum. Die Lehrmeinung unter der woken Gemeinde, also unter denen, welche die Macht haben, Denk- und Sprachverbote zu verhängen, ist nämlich folgende: Rassismus gebe es ausschließlich gegen Farbige, gleich welcher Schattierung. Rassismus gegen Weiß könne es rein systematisch gar nicht geben, denn nur diese seien rassistisch von Geblüt, und alles Leid, was ihnen möglicherweise angetan werde, sei gerechtfertigt und allenfalls eine Buße für die Untaten ihrer Rasse.
Man erkennt somit: Wenn eine Idee, wie hier die Rassismus-Strategie, genug Macht errungen hat, dann macht sie sich nicht nur die Gedanken der Menschen untertan, sondern auch das logische Denken. Die Folge der Suspendierung der Logik ist eine ans Anarchische grenzende Beliebigkeit. Dafür steht als grotesker Höhepunkt die Ansage des damaligen Reichsmarschalls Göring, der mit Blick auf die jüdische Herkunft des ihm genehmen Generalfeldmarschalls Milch einschlägige Vorhaltungen zurückwies und erklärte: „Wer Jude ist, bestimme ich.“
Mit derselben Entschlossenheit wird heute bestimmt, wer Rassist ist – nämlich jeder, der sich der woken Welt widersetzt.

Kolumne von Dr. Florian Stumfall
Erstveröffentlichung PAZ (redaktion@preussische-allgemeine.de)

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