Redaktion UT24

24.04.2016

Gedanken zum 25. April

Das Partisanenbataillon "Pino Budicin" in Pola am 8. Mai 1945.

Ein Gastkommentar von Hartmuth Staffler

Am 25. April feiert Italien den Sieg über Faschismus und Nationalsozialismus. Südtirol hat zu diesem Tag immer ein sehr zwiespältiges Verhältnis gehabt. Natürlich ist man froh, dass Faschismus und Nationalsozialismus, die in trauter Gemeinsamkeit Südtirol von der Landkarte auslöschen wollten, besiegt wurden.

Dass die faschistischen und nationalsozialistischen Verbrechen anderswo noch um vielfache Potenzen größer waren, wissen wir natürlich auch, aber das Aufräumen muss nun einmal im eigenen Haus beginnen, und da ist noch viel zu tun.

Bei allem Respekt vor der Bedeutung des 25. April für Italien muss man sich schon fragen, ob dieses Datum auch für Südtirol eine „Befreiung“ bedeutet hat, und wenn ja, wer befreit wurde und von wem. Federico Steinhaus, der geschätzte ehemalige Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde in Südtirol, hat in einem lesenswerten Beitrag in einer Südtiroler Tageszeitung auf  die ungeheure Symbolkraft des 25. April vor allem für die Juden in Südtirol hingewiesen, für die der Albtraum der Verfolgung und Vernichtung ein Ende fand.

Steinhaus schreibt aber auch:

Wenn wir etwas daraus lernen wollen, dann, dass die Freiheit einzigartig und unteilbar ist.  Die Freiheit des Einzelnen ist Teil der Freiheit aller. Eine Freiheit, die nur wenigen gehört und die Freiheit aller anderen unterdrückt, gibt es nicht.

Tatsache ist nun aber einmal, dass die Partisanen des italienischen CNL (Comitato Nazionale di Liberazione), die zum Kriegsende nach Südtirol kamen, als allererstes sich darum bemühten, die Freiheit der Südtiroler zu unterdrücken. Sie haben die neu gewonnene Freiheit für sich allein beansprucht. Es war wohl auch kein Zufall, dass SS-General Karl Wolff am 2. Mai 1945, dem Tag des Waffenstillstandes in Italien, die Macht in Südtirol nicht an die Südtiroler Widerstandsbewegung unseres Tiroler Patrioten Hans Egarter,  sondern an den italienischen Partisanenchef Bruno de Angelis übergeben hat, zu dem die SS offensichtlich eine enge Beziehung hatte.

De Angelis, nach Südtirol gesandter Chef der italienischen Widerstandsbewegung CNL, gab sich zwar nach außen als Antifaschist aus, doch bewiesen seine Aktivitäten das Gegenteil. Er ließ sofort in allen Gemeinden Südtirols die italienische Trikolore aufziehen und das faschistische Siegesdenkmal restaurieren. Fast alle früheren faschistischen Amtsbürgermeister und Funktionäre wurden wieder in ihre Ämter eingesetzt.

Der in dieser Hinsicht wohl über jeden Verdacht erhabene Historiker Rolf Steininger spricht von einer Re-Faschistisierung Südtirols durch den Partisanen De Angelis (Steininger: Südtirol. Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart”, Innsbruck 2003).

Auch Claus Gatterer („Im Kampf gegen Rom“, Wien/Frankfurt/Zürich, 1968) verweist auf die Fortsetzung der faschistischen Politik durch die italienischen Partisanen als “Befreier” nach Kriegsende.

Der 25. April 1945 ist also ohne Zweifel ein Symbol für Freiheit, aber nicht der Freiheit für alle, sondern nur der Freiheit einer Gruppe, die ihre neu gewonnene Freiheit zur Unterdrückung anderer ausgenützt hat.


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