von lf 12.03.2017 19:57 Uhr

RAI „L’Arena“: „Alle verteidigen den Faschismus“

Am Sonntagnachmittag ist die Südtiroler Toponomastik Thema bei der Sendung L’Arena von Massimo Giletti auf Rai Uno gewesen. Die klischeemäßigen, südtirolfeindlichen Aussagen einiger Gäste wurden vom Publikum beklatscht (Hier gehts zum Bericht). Wir haben mit dem Sprachwissenschaftler Cristian Kollmann von der Süd-Tiroler Freiheit gesprochen, und ihn gebeten, seine Eindrücke der Sendung zu schildern.

Bild: Screenshot L'Arena

UT24: Herr Kollmann, erzählen Sie uns von Ihrem heutigen Auftritt bei „L’Arena“..

Was den Zuschauern höchstwahrscheinlich nicht aufgefallen ist, aber ein echtes Problem war: Die Akkustik im Fernsehstudio war sehr schlecht. Ich musste mir große Mühe geben, um die Leute zu verstehen. Da ich die meisten Argumente aber eh schon kenne, habe ich mir gut ausmalen können, was gerade gesprochen wird. Meine Redezeit war leider sehr begrenzt. Michaela Biancofiore und Alessandro Urzì hatten deutlich mehr Redezeit als ich. Zumindest hatte ich das letzte Wort.

Ut24: Decken sich Ihre Erwartungen im Nachhinein mit dem Erlebten?

Meine Erwartungen waren ehrlich gesagt keine schlechten. Der Moderator Massimo Giletti hat mich im Vorfeld der Sendung persönlich kontaktiert. Er hat mir mehrmals versichert, mich zu Wort kommen zu lassen. Darauf gab er mir sein Ehrenwort. Er meinte, dass er Südtirol und seine Geschichte gut kennt. Er sagte, er sei der Meinung, wir sind eine Minderheit, die es zu respektieren gilt. Es wäre auch kein Problem, wenn ich in der Sendung nicht perfekt italienisch spreche. Er zeigte vollstes Verständnis für die Forderungen der Südtiroler nach mehr Selbstbestimmung. Er sagte sogar: „Siete molto vicino a noi“. Er merkte an, dass er das so in der Sendung natürlich nicht sagen und zeigen könne.

UT24: Was sagen Sie zu dem Nazi-Sager und den „Andate, Andate“-Rufen im Studio?

Die Rufe im Studio waren klar zu hören. Ich habe einfach mit „volentieri“ geantwortet. Zum Nazi-Sager: Was soll ich dazu sagen?! Der Vergleich hinkt gewaltig. Das sind immer die alten Geschichten. Da wird bewusst versucht, von den faschistischen Kulturverbrechen abzulenken, indem man auf den Nationalsozialismus ausweicht. Diese Sachen haben endgültig der Vergangenheit anzugehören! Die Gegenwart ist jedoch das Problem: Es ist einfach zu sagen: „Der Faschismus ist Geschichte, blicken wir nach vorne.“ Genau die Tatsache, dass die faschistischen Symbole allgegenwärtig sind, hindert uns ja daran, dies zu tun.

UT24: Was glauben Sie, welche Reaktionen die Sendung Zuhause in Südtirol hervorruft?

Eines hat man heute wieder gesehen: Wenn es um die Verteidigung des Faschismus geht, sind alle italienischen Parteien gleich. Egal ob von rechts, links oder Mitte. Wenn ein Südtiroler das sieht, so muss er sich doch überlegen: Mit was für Leuten arbeitet die Südtiroler Volkspartei zusammen? Was sind das für Koalitionspartner? Das sind alles die gleichen Nationalisten und Faschismusverteidiger. Die heutige Sendung sollte ein Weckruf für die Südtiroler Bevölkerung sein.

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