Klimawandel gab’s schon mal
Am 25. und 26. August fand im Mandron-See (2.409m, Adamello-Gruppe) eine Expedition zur Lokalisierung und Dokumentation eines Bootes aus dem Ersten Weltkrieg statt.
Dabei entdeckte der Taucher Nicola Bonisegna vom NauticaMare DiveTeam aus Verona einen einzelnen Baumstamm mit Wurzelansatz am Grund des Gletschersees.
Der Fund gab dem Team aus Archäologen und Tauchern sofort Rätsel auf, da der See heute deutlich über der Waldgrenze liegt und Mitte des 19. Jahrhunderts sogar noch vom Mandron-Gletscher bedeckt war. Daraufhin gab das Amt für Bodendenkmäler in Trient grünes Licht für weitere Untersuchungen an dem Fundstück.
Am 4. September fand im Zuge eines Schulprojektes mit dem Realgymnasium “Russell” aus Cles ein erneuter Tauchgang statt. Projektleiter Tiziano Camagna und die Archäologen Alessandro und Luca Bezzi führten unter Wasser Vermessungsarbeiten durch und entnahmen mehrere Proben aus dem Baum, um diese dendrochronologisch zu untersuchen.
Daneben wurde mit Hilfe eines Echolots ein dreidimensionales Modell des gesamten Seegrundes erstellt.
Die entnommenen Proben wurden in St. Michael an der Etsch vom Holzforschungsinstitut IVALSA untersucht.
Dr. Mauro Bernabei konnte mit der Baumringmethode nicht nur den Todeszeitpunkt des Baumes auf das Jahr genau bestimmen, sondern auch dessen Art.
Die Überraschung war groß, als sich herausstellte, dass der Baum fast 5000 Jahre alt ist.
Die 60 Jahresringe der Zirbe zeigen, dass die Pflanze im Jahr 2.931 v. Chr. abstarb. Der Mandron-See liegt am Grund einer größeren Mulde, was bedeutet, dass der Baum wahrscheinlich aus noch größerer Höhe hierher transportiert worden ist.
Die Erforschung des Paläoklimas in den Alpen hat mit der zunehmenden Klimaerwärmung große Bedeutung erlangt. Auch in Süd-Tirol lassen archäologische Funde in großer Höhe schon seit längerem vermuten, dass es in der Vergangenheit schon mehrmals wärmer war, als heute.
Lediglich die rasante Geschwindigkeit der aktuellen Erwärmung seit Beginn der Industriellen Revolution (Mitte des 19. Jahrhunderts) unterscheidet sie von allen vorigen Temperaturschwankungen und deutet mit ziemlicher Sicherheit auf menschlichen Einfluß hin.
Im Adamello-Gebiet existieren zahlreiche Seen in großer Höhe, in denen noch weitere Baumreste vermutet werden.
Die Forscher wollen diese in den nächsten Jahren flächendeckend untersuchen, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen.