von lif 12.04.2025 15:03 Uhr

Würdiger Abschied des „Puschtra Bui“

Die Südtiroler haben ihren Freiheitskämpfer nicht vergessen. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, vieler Schützen und Politiker aus Süd- und Nordtirol ist am heutigen Samstag, den 12. April, Sepp Forer, der Südtiroler Freiheitskämpfer aus Mühlen in Taufers, in seiner Wahlheimat Ladis zu Grabe getragen worden.

Die Fahne der Schützenkompanie Sand in Taufers senkte sich zum letzten Gruß (Bilder: Südtiroler Schützenbund/Efrem Oberlechner)

In der Predigt würdigte Pfarrer Willi Pfurtscheller das Lebenswerk des Verstorbenen, der in den 1960er-Jahren im Kampf für die Freiheit Südtirols große Opfer gebracht und sein Leben riskiert hat. Nach dem Gottesdienst bewegte sich ein langer Trauerzug bestehend aus hunderten Schützen und Freunden durch das Dorf, wo eine Bläsergruppe der Musikkapelle Mühlen in Taufers das Lied vom guten Kameraden spielte, berichtet der Südtiroler Schützenbund in einer Aussendung. Die Grabrede hielt der ehemalige Hauptmann der Schützenkompanie Taufers Rudi Oberhuber. In bewegenden Worten erinnerte er an Sepp Forers Einsatz für die Heimat Tirol:

„Als unsere Heimat Südtirol bedroht war, hast du gemeinsam mit anderen Freiheitskämpfern alles riskiert, um auf die Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Es war kein Übermut, der dich zum Widerstand greifen ließ – es war die tiefe Überzeugung, für das Richtige einzutreten. Immer wieder habt ihr Puschtra Buibm durch Aktionen gegen öffentliche Einrichtungen versucht, auf die Situation in Südtirol aufmerksam zu machen – und habt euch für die Wiedervereinigung Tirols eingesetzt!“

Bild 1: Schützen aus allen Landesteilen gaben Sepp Forer das letzte Geleit. (Bild: Südtiroler Schützenbund/Efrem Oberlechner)

Bild 2: Der letzte Überlebende der Puschtra Buibm Siegfried Steger erwies seinem Kameraden die letzte Ehre. (Foto: © Südtiroler Schützenbund/Egon Zemmer)

Forer, der aufgrund einer Verurteilung im Mailänder Prozess nicht mehr nach Südtirol zurückkehren konnte, fand mit seiner Frau Wilma in Ladis eine neue Heimat und gründete dort eine Familie. Seine Verbundenheit mit Südtirol blieb jedoch zeitlebens ungebrochen. 1996 wurde er als Ehrenmitglied in die Schützenkompanie Taufers aufgenommen.

Zum Abschluss der Trauerfeier erwies die Schützenkompanie ihrem Ehrenmitglied mit einer Ehrensalve die letzte Ehre. Als letzten Gruß stimmten die Trauergäste das Tauferer Lied an – eine würdevolle Verabschiedung vom „Puschtra Bui“.

Bild 1: Landeskommandant Roland Seppi führe die Ehrengäste an. 

Bild 2: Die Ehrenkompanie Taufers beim letzten Gruß. (Bilder: Südtiroler Schützenbund/Egon Zemmer)

Hier die Gedenkansprache von Rudi Oberhuber in voller Fassung:

„Lieber Sepp! Traurig und voller Dankbarkeit stehen wir hier vor deinem Sarg. Als in den 50er- und 60er-Jahren unsere Heimat Südtirol bedroht war und der Staat alle Mittel eingesetzt hat, um das Land zu italienisieren, hast auch du dich mit einigen Mitstreitern aufgemacht, um gegen das Unrecht zu kämpfen.

Immer wieder habt ihr Puschtra Buibm durch Aktionen gegen öffentliche Einrichtungen versucht, auf die Situation in Südtirol aufmerksam zu machen – und habt euch für die Wiedervereinigung Tirols eingesetzt. Als ihr von den menschenverachtenden Folterungen eurer Mitstreiter in den Kasernen erfahren habt, wurde auch euer Einsatz härter.

Während ihr von manchen als Handlanger der Kommunisten beschimpft wurdet, habt ihr jungen Burschen auf den Bergbauernhöfen, wo ihr vorübergehend Unterschlupf gefunden habt, mit den Familien den Abendrosenkranz gebetet. So wart ihr viele Jahre auf der Flucht, da ihr auch in Österreich bespitzelt und in Untersuchungshaft genommen wurdet.

Es war kein Übermut, der dich zum Widerstand greifen ließ, sondern in der schwierigen Situation der damaligen Zeit schien es das einzige Mittel, um auf die Ungerechtigkeit im südlichen Tirol aufmerksam zu machen. Durch die Verurteilung im Mailänder Prozess zu lebenslangen Haftstrafen war es dir nicht mehr möglich, die alte Heimat zu betreten.

So hast du dann hier in Ladis mit deiner Frau Wilma eine Familie gegründet und dir eine neue Heimat aufgebaut. Doch blieb dir Südtirol immer ein Herzensanliegen.

Als kleines Zeichen der Dankbarkeit haben wir dich im Jahre 1996 als Ehrenmitglied in unsere Kompanie aufnehmen dürfen. Für uns war es immer ein freudiges Erlebnis, mit dir und den anderen Freiheitskämpfern zusammenzukommen und euren Erzählungen zuzuhören. Wir waren bei dir und deiner Familie stets willkommen und versuchten, den Kontakt aufrechtzuerhalten.

Das Betreten der Heimat wurde dir zu Lebzeiten nicht mehr gestattet, aber wir tragen deinen Geist und deine Überzeugung über die Grenzen hinweg und wollen dir ein ehrendes Gedenken halten.

Wir danken dir heute für alles, was du für unsere Heimat getan hast. Vergelt’s Gott, Sepp!“

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite