von lif 07.04.2025 10:05 Uhr

Klare Worte und große Ehrungen

Am vergangenen Samstag hat in St. Pauls/Eppan die 47. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes stattgefunden. Obmann Roland Lang konnte dazu zahlreiche Mitglieder und Freunde des SHB sowie die beiden Referenten Stefan Zelger, Mitglied der Landesleitung der „Süd-Tiroler Freiheit“, und Werner Thaler, unter anderem Sprecher der Arbeitsgruppe für Gemeindepolitik, begrüßen.

Foto: „Das Präsidium der Bundesversammlung“: V.l.n.r.: Schriftführerin Verena Obwegs, Obmann Roland Lang, Obmannstellvertreter Luis Pixner, leider verdeckt Obmannstellvertreter Meinrad Berger (Bild: SHB)

Unter den Ehrengästen befanden sich auch Christoph Schmid, Landeskommandant-Stellvertreter des Südtiroler Schützenbundes, eine Delegation des Andreas-Hofer-Bundes für Tirol mit Obmann Alois Wechselberger sowie der Buchautor Günther Rauch.

Eine Gedenkminute gab es für die kürzlich verstorbenen Freiheitskämpfer. Abschied nehmen hieß es von den Freiheitskämpfern Elisabeth (Lilo) Welser, Adolf Pomella, Luis Larch, Sepp Forer und der Witwe von Luis Amplatz, Anna, die als Frau eines Freiheitskämpfers viel durchmachen musste.

Die politische Entwicklung: Ein Sorgenkind

In seiner Begrüßung forderte Roland Lang, dass es mit besonderem Bedacht – neben den geistigen und kulturellen Gütern – auch die ideelle Substanz der Heimat zu schützen gilt sowie die Natur und Landschaft, die unsere Lebensgrundlage sind. Wir sind uns bewusst, dass uns die Heimat als reiches und wertvolles Erbe anvertraut ist – als Werk vieler Generationen in der Tiroler Geschichte.

Die politische Entwicklung der Südtirol-Politik der vergangenen Jahre gibt Anlass zur Sorge, so der SHB in einer Aussendung. Es scheine, dass die früher einmal klaren volkstumspolitischen Grundsätze keine Geltung mehr haben. „Die Politik der Anbiederung, der ängstlichen Nachgiebigkeit gegenüber Rom hat beängstigende Ausmaße erhalten!“ Wir sehen uns damit konfrontiert, dass ein Südtiroler Landeshauptmann mit der neofaschistischen Partei „Fratelli d’Italia“ eine Koalition eingegangen ist und diesem verderblichen Bündnis die bisherigen autonomiepolitischen Zielsetzungen geopfert wurden. Aufbauend auf eine Zusage der Ministerpräsidentin Meloni werde über Änderungen im Paket verhandelt – nur vom Landeshauptmann und SVP-Funktionären in Geheimverhandlungen mit allen möglichen, auch neofaschistischen Politikern in Rom. Mit welchem Auftrag und in wessen Namen werden in Rom Paketverhandlungen geführt?, fragt sich der SHB-Obmann.

Der Verhandlungspartner in Rom – und in Bozen

In seinem Referat stellte Stefan Zelger zu den Paketverhandlungen fest:

Die „Fratelli d’Italia“ sind die Nachfolgepartei der Alleanza Nazionale und vorher des MSI. „Ich bin tief überzeugt, dass Regierungschefin Meloni nicht vorhat, uns zu schaden. Sie will uns auch nicht helfen. Südtirol ist Meloni egal. Sie hat andere, weit wichtigere Probleme auf staatlicher und auf internationaler Ebene zu lösen“, betont Zelger.

Das große Problem seien ihre Einflüsterer. Wenn Italianità ein Gesicht hätte, dann wäre es das von Alessandro Urzì. „Jener Postfaschist, der im Landtag jahrelang nichts anderes tat, als die Assimilierung Südtirols voranzutreiben und unsere Minderheitenrechte zu demolieren“, so Zelger. Der Verhandlungspartner in Bozen: „Noch nie saß im Palais Widmann ein dermaßen romgefälliger und linker Landeshauptmann wie Arno Kompatscher. Diese Protagonisten sind es nun, die über die Autonomie verhandeln. Wobei man sich fragt: Was gibt es da eigentlich zu verhandeln? Rom hat uns Kompetenzen gestohlen, die uns zustehen. Die 1992 so in der Streitbeilegung standen. Das ist so, wie wenn ich dir die Brieftasche stehle und dann noch Forderungen stelle, damit du sie zurückbekommst. Du bekommst sie wieder, aber statt der 100 Euro, die drinnen waren, bekommst du nur noch 70. Was ist das für ein Kuhhandel?“, stellte Stefan Zelger fest.

Neben den allgemeinen gemeindepolitischen Aufgaben kommt insbesondere in Südtirol den Gemeinderäten eine spezielle volkstumspolitische Verantwortung hinzu, stellte Werner Thaler als Fachmann für Gemeindepolitik fest. In dem Vortrag wollte er die Gestaltungsmöglichkeiten und Handlungsspielräume der Gemeinderäte aufzeigen, ihre Rechte und Pflichten erörtern sowie die Bedeutung der volkstumspolitischen Dimension hervorheben. In Südtirol hat die volkstumspolitische Komponente eine besondere Bedeutung. Gemeinderäte tragen Verantwortung dafür, dass die Rechte der deutschen und ladinischen Sprachgruppe gewahrt bleiben.

So die Einhaltung des Proporzsystems, um eine gerechte Vertretung der Sprachgruppen in öffentlichen Einrichtungen zu gewährleisten, und der Schutz der Tiroler Identität, beispielsweise durch die Unterstützung traditioneller Veranstaltungen und die Pflege der historischen Orts- und Flurnamen sowie Straßennamensgebung, Tiroler Baukultur, Denkmäler – einfach unser Tiroler Kulturerbe. Eine Initiative für Gemeinderäte ist die Beauftragung eines Gemeinderates mit der Zuständigkeit für die Europaregion Tirol: Dieser ist verantwortlich dafür, dass gesamttiroler Initiativen auf Gemeindeebene kommuniziert werden (z. B. Büchertausch der Bibliotheken), so ein Vorschlag von Werner Thaler.

Bild 1: Stefan Zelger bei seinem Referat. 

Bild 2: Werner Thaler bei seinem Referat. (Bilder: SHB)

Die Ehrungen

Geehrt wurden bei der Bundesversammlung Verena Obwegs für 38 Jahre als Schriftführerin des SHB und weiterer wichtiger Mitarbeit sowie Oswald Astfäller, Jahrgang 1928, für seinen lebenslangen Einsatz für Tirol.

Ehrung von Verena Obwegs

Im Heimatbund ist Verena seit 1983 aktiv. Zusammen mit ihrem Bruder Günther gab es keine Uhrzeit, wo sie nicht Zeit für den SHB hatte. Ohne Schwester Verena hätte Günter nie seine vielen Bücher schreiben können, dies bestätigte er selbst in seinem Buch über das Standschützenbataillon  Enneberg.  Unvergessen die Zeit, als Verena und Günther jeden Monat nach Bozen gefahren sind um die Zeitung „Südtiroler Heimatbote“ zu machen. Auch das Buch „Es blieb kein anderer Weg“ das die Obwegs zusammen mit Sepp Mitterhofer Senior und zahlreichen Mitautoren schrieben, sei hier lobend erwähnt. Schriftführerin des SHB ist Verena seit 1987, also seit 38 Jahren.

Ehrung von Oswald Astfäller

Geboren ist er am 2. Jänner 1928, also mit Sicherheit der älteste Teilnehmer der heutigen Bundesversammlung. Noch heute rückt er regelmäßig mit den Schützen aus. 1969 war er selbstverständlich ein Paketgegner, er wollte Zeit seines Lebens immer die Selbstbestimmung. An der Feuernacht war Oswald nicht beteiligt. Als Patriot hatte er aber ein Herz-Jesu Feuer angezündet. „Nicht wegen der Bomben – ich war ahnungslos – haben wir uns verstecken müssen, sondern weil uns die Carabinieri beim Herz-Jesu Feuer beobachtet hatten und abfangen wollten“, erzählte er später. Nach den Verhaftungen half er mit, Spenden und Pakete für die politischen Häftlinge zu sammeln. 1979 versuchte Oswald zusammen mit seinen Söhnen Erwin und Andreas das faschistische Siegesdenkmal zu beseitigen. Die Familie wurde dafür zu sechs Jahren Haft verurteilt. Eine schwere Zeit für die Familie.

Die 47. Bundesversammlung endete mit dem Absingen der Landeshymne.

    Oswald Astfäller (Bild: SHB)

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