„Beinahe wär ich blind geworden“

Obermair war bei der Sprengung des „Aluminium-Duce“ in der Nacht des 29. auf den 30. Jänner 1961 in Waidbruck und bei den Anschlägen der Herz-Jesu-Nacht dabei gewesen.
Als er mit seiner frisch angetrauten Frau Traudl auf dem Rücksitz seiner Vespa nach Hause kam, da warteten die Carabinieri schon auf ihn. Über das, was dann geschah, berichtet Hans Karl Peterlini in seinem Buch „Südtiroler Bombenjahre“:
„Alfons Obermair wird in einen Raum geschubst, wo Luis Thaler auf einer Bank liegt, ein Carabiniere über ihm. ‚Warum bin ich da?‘, fragt er den Carabiniere. ‚Te lo dico io‘, sagt dieser und schlägt ihm ins Gesicht. Obermairs Glasauge, das ihm aufgrund einer Kriegsverletzung eingesetzt worden war, fällt zu Boden und zerbricht. Obermair wird an einen Heizkörper gestellt und in die Kniekehlen getreten. Beinahe verliert er, von den Verhörlampen gequält, auch die Sicht im zweiten Auge.“
(Hans Karl Peterlini: „Südtiroler Bombenjahre“, Bozen 2005, S. 150)
Obermairs Frau Traudl wollte nie darüber sprechen, was ihrem Mann alles angetan wurde. Ein Auge hatte er bereits im Krieg verloren, „das zweite“, sagt seine Frau, „wäre auch fast zerstört worden“.
(Siehe: Astrid Kofler: „Zersprengtes Leben“, Edition Raetia 2003, S. 49)
Der obige Auszug stammt aus dem Buch „Für die Heimat kein Opfer zu schwer“ von Dr. Helmut Golowitsch.
Golowitsch, Helmut: Für die Heimat kein Opfer zu schwer. Folter-Tod-Erniedrigung. Südtirol 1961-1969. Edition Südtiroler Zeitgeschichte: Deutschland: Druckerei Brunner. 2009. ISBN: 978-3-941682-00-9.
