von aw 16.01.2025 12:55 Uhr

Tag der Dialekte: AlpiLinK-Projekt beleuchtet Sprachvielfalt in Norditalien

Am 17. Januar 2025, dem Nationalen Tag der Dialekte und Minderheitensprachen, präsentiert das Forschungsprojekt AlpiLinK neue Erkenntnisse über die Verbreitung und Nutzung von Dialekten und Minderheitensprachen in Norditalien. Die umfangreiche Studie, die 1.030 Sprecher aus über 500 Orten umfasst, liefert spannende Einblicke in den Gebrauch dieser Sprachen in unterschiedlichen sozialen Kontexten.

Prof.in Birgit Alber (Quelle: unibz)

Freundeskreis und Familie: Tiroler Dialekt dominiert

Der AlpiLinK-Bericht zeigt, dass Dialekte in Norditalien unterschiedlich stark verbreitet sind. Besonders im Freundeskreis ist der Tiroler Dialekt mit 91 Prozent am häufigsten vertreten. Ladinisch wird von 70 Prozent der Befragten genutzt, während Venetisch nur von 51 Prozent regelmäßig gesprochen wird. Lombardische und piemontesische Dialekte werden im Freundeskreis hingegen deutlich seltener verwendet, mit Anteilen von 29 bzw. 22 Prozent.

Auch im familiären Kontext bleibt der Dialekt wichtig: 88 Prozent der Tiroler nutzen ihren Dialekt zu Hause, Ladinisch wird von 78 Prozent gesprochen, und der friulanische Dialekt erreicht hier 71 Prozent. Die Ergebnisse verdeutlichen die unterschiedlichen sozialen und lokalen Verankerungen der Dialekte in Norditalien.

Dialekte als wichtiges Kulturgut

„Dialekte und Kleinsprachen sind ein wichtiges Kulturgut“, betont Professorin Birgit Alber, Koordinatorin des Projektes AlpiLinK an der Freien Universität Bozen. „Sie tragen zur Mehrsprachigkeit von Sprachgemeinschaften bei und bringen Vorteile wie größere kognitive Flexibilität oder eine Verzögerung des Auftretens degenerativer Krankheiten wie Alzheimer mit sich.“

Stefan Rabanus, Professor für deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Verona und Mitkoordinator des Projekts, ergänzt: „Das Beherrschen eines Dialekts oder einer Minderheitensprache zusätzlich zur Landessprache ist eine Form der Zweisprachigkeit, die dieselben kognitiven Vorteile bietet wie das Beherrschen einer Fremdsprache. Studien mit Magnetresonanztomographie zeigen, dass zweisprachige Menschen eine höhere geistige Flexibilität entwickeln und bessere Voraussetzungen haben, eine neue Sprache zu erlernen.“

Größte digitale Sprach-Landkarte Norditaliens

Das AlpiLinK-Projekt, eine von der Universität Verona koordinierte Initiative, wird vom italienischen Ministerium für Universität und Forschung unterstützt. Zwischen Juli 2023 und Juli 2024 sammelten 1.030 Teilnehmer Audiobeiträge, um die größte digitale Sprach-Landkarte Norditaliens zu erstellen. Die Beiträge wurden durch einen Fragebogen ergänzt, der Sprachkompetenzen und die Häufigkeit des Dialektgebrauchs erfasst.

Der Bericht, die digitale Sprach-Landkarte und weitere Informationen sind auf der Webseite www.alpilink.it abrufbar. Die Ergebnisse erlauben erstmals einen umfassenden Vergleich des Dialektgebrauchs in Norditalien.

Dringender Handlungsbedarf

Besonders auffällig sind die Unterschiede im Durchschnittsalter der Sprecher. Die 13 Walser, die an der Umfrage teilnahmen, sind im Schnitt 74 Jahre alt, während die Venezianer mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren die jüngste Gruppe darstellen. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, das kulturelle Erbe der Dialekte zu bewahren.

Alle, die eine historische Sprachvariante oder einen norditalienischen Dialekt sprechen, sind eingeladen, zur Forschung beizutragen. Auf der Webseite von AlpiLinK können Interessierte an einer Audio-Umfrage teilnehmen und ihren Dialekt dokumentieren.

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