Südtirols Tankstellen am Scheideweg: Branche fordert Modernisierung
„Die zunehmende Verbreitung von Tankstellen im ausschließlichen Selbstbedienungsmodus – auch als ‚Ghost‘ bekannt – wirft Bedenken hinsichtlich der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit des Sektors auf“, erklären die beiden Präsidenten der Berufsgruppen, Petra Laimer für die freien Tankstellen und Walter Soppera für die Tankstellenpächter. Die Hauptprobleme umfassen die Gesetzesumgehung durch toleranten Auslegungen, die eine unkontrollierte Verbreitung begünstigen. Zudem gebe es die Verschlechterung von Landschaft und Service durch verlassene Anlagen, die das Landschaftsbild verschandeln und die Servicequalität für die Kunden mindern. Schließlich entstehe ein unlauterer Wettbewerb: Kleine lokale Anbieter haben Schwierigkeiten, mit großen Unternehmen zu konkurrieren, die die Kosten auf Kosten des Personals senken.
„Es muss streng auf die bestehende Gesetzgebung geachtet und die Kontrollen intensiviert werden, die Servicequalität muss durch gezielte wirtschaftliche Unterstützung gefördert und klare Kriterien für die Eröffnung und den Betrieb von Selbstbedienungsanlagen definiert werden“, betonen die Vertreter der Berufsgruppen.
Modernisierung der Warentabelle
Die derzeitige Gesetzgebung zum Verkauf von Zusatzprodukten in Tankstellen ist veraltet und schränkt die Wettbewerbsfähigkeit sowie die Fähigkeit ein, Dienstleistungen anzubieten, die den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht werden. Die Lösung für die Branche laute: die Warentabelle aktualisieren oder abschaffen, um den Verkauf von modernen und nachgefragten Produkten zu ermöglichen, und die Berufsverbände einbeziehen, um neue, gemeinsame Kriterien zu definieren, so der hds in einer Aussendung. „Das Ziel ist es, die Tankstellen als multifunktionale, moderne und attraktive Anlaufstellen zu stärken, die positive Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung und den Tourismus haben“, erklären die beiden Präsidenten Laimer und Soppera.
Plan für nachhaltige Mobilität
Die Integration von Tankstellen in das Netz für Elektroauto-Ladestationen und alternative Kraftstoffe stellt einen strategischen Wendepunkt für das Land dar. Die Berufsgruppen der Tankstellenbetreiber schlagen vor, die Tankstellen in Hubs für nachhaltige Mobilität umzuwandeln, indem sie mit Ladesäulen ausgestattet werden. Dies sollte begleitet werden von Vereinfachungen der bürokratischen Verfahren und der Förderung von wirtschaftlichen Anreizen für die Betreiber. Laimer und Soppera: „Die Vorteile sind die Beschleunigung der Energiewende, eine lokale wirtschaftliche Entwicklung mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Förderung eines nachhaltigeren und innovativeren Tourismus.“
„Unsere Branche muss unbedingt in das Landesgesetz 9/2018, Natur und Landschaft, aufgenommen werden. Seit Jahren stehen wir aufgrund dieser fehlenden Einordnung vor uneinheitlichen Auslegungen, die von Gemeinde zu Gemeinde variieren und uns vor große Schwierigkeiten stellen“, schließt Petra Laimer mit dieser Forderung an das zuständige Assessorat.
Der hds und seine Vertreter betonen die Dringlichkeit von gesetzlichen und strategischen Maßnahmen, die es den Tankstellen ermöglichen, sich im Einklang mit den Anforderungen des Marktes und der heutigen Gesellschaft weiterzuentwickeln.
v.l. Daniel Taber (Vorstandsmitglied Tankstellenpächter), Walter Soppera, Petra Laimer, die Direktorin des hdas, Sabine Mayr, Richard Kompatscher (Vorstandsmitglied Freie Tankstellen), Marco Galateo, die Direktorin der Abteilung Wirtschaftsentwicklung, Manuela Defant, der Direktor des Amtes Handel und Dienstleistungen, Anton Leitner, Walter Gasser (Vorstandsmitglied Freie Tankstellen) und Markus Kolhaupt, der Stellvertreter von Ressortdirektor Martin Vallazza. (Bild: lvh)