von ih 22.10.2024 11:13 Uhr

Kinder im Erleben von Verlusten verstehen und begleiten

Kinder trauern anders als Erwachsene, aber nicht weniger intensiv. Der Umgang mit Tod und Trauer in jungen Jahren erfordert besondere Empathie und Aufmerksamkeit. Gabriela Mair am Tinkhof, eine erfahrene Trauerbegleiterin aus Neustift, begleitet die Weiterbildung. Sie betont, dass es wichtig ist, Kinder in ihrer Trauer ernst zu nehmen, zu unterstützen und altersgerecht auf schwierige Situationen vorzubereiten. Bei einer Weiterbildung im Haus der Familie am Ritten am Samstag, 9. November informiert sie Eltern und Erzieher. Sie erklärt, warum Offenheit und Einbindung der Kinder bei Sterben und Trauer so wichtig sind. Die Teilnehmer erfahren, wie tröstlich Rituale und der Kontakt zum Verstorbenen für Kinder sein können.

Bild von Helena Jankovičová Kováčová auf Pixabay

„Trauer ist keine Krankheit, sondern eine natürliche Reaktion auf einen Verlust”, erklärt Gabriela Mair am Tinkhof. Es gebe kein Richtig oder Falsch im Umgang mit Trauer. Jeder Mensch – auch jedes Kind – durchlaufe diesen Prozess auf seine eigene Art. Es sei wichtig, Kinder frühzeitig und behutsam in den Trauerprozess einzubeziehen: „Kinder reagieren häufig körperlich auf den Verlust, sie klagen über Bauch- oder Kopfschmerzen, auch wenn es keine medizinischen Ursachen gibt.“ Ihre Trauer sei häufig nicht offensichtlich, weil sie diese anders ausdrücken.

Ehrlichkeit im Umgang mit der Wahrheit über den Tod ist für die Referentin essenziell: „Kinder sollen auf das vorbereitet werden, was sie erwartet. Wenn sie zum Beispiel den oder die Verstorbene:n sehen dürfen, ist es wichtig, ihnen vorher zu erklären, dass sich die Hautfarbe verändert hat, dass die Person nicht mehr atmet und keinen Schmerz mehr fühlt.“ Dieses bewusste Abschiednehmen mit allen Sinnen helfe, das Unfassbare fassbar zu machen.

Es sei zentral, den Kindern Sicherheit zu geben: „Der Tod reißt oft das Gefühl von Sicherheit weg – sowohl emotional als auch körperlich.“ Kinder müssten hören, wer jetzt für sie da ist. Sie brauchen Bestätigung, dass sie geliebt und geschützt sind. Rituale können helfen: Wenn Kinder beispielsweise Kuscheldecken oder Zeichnungen in den Sarg legen dürfen, hilft ihnen das, eine aktive Rolle zu spielen und den Verlust schrittweise zu verarbeiten.

Auch im Traueralltag ist Struktur notwendig: „Kinder benötigen einen geregelten Tagesablauf, um Halt und Sicherheit zu spüren. Das gibt ihnen Zuversicht, dass das Leben trotz des Verlustes weitergeht.“ Eltern und Erzieher:innen sollten Kinder daher ermutigen, Gefühle zu äußern, und ihnen zeigen, dass es in Ordnung ist, zu trauern und auch wieder Freude zu empfinden.

Gabriela Mair am Tinkhof (und die Begleiter aus dem Netzwerk Kindertrauerbegleitung) wünscht sich mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Trauerbegleitung von Kindern: „Kinder brauchen ein vertrauensvolles und verständnisvolles Umfeld, um ihren Weg der Trauer gehen zu können.“ Das Erkennen und Ausdrücken von Gefühlen, das Wissen um eigene Ressourcen, das Pflegen der Erinnerungen stärke nicht nur die Persönlichkeit, sondern auch die Beziehung zum Verstorbenen. Und dafür brauchen Kinder die Unterstützung der Erwachsenen.

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