Elitäre Uni statt lokalem Nutzen: Verschwendet Südtirol Millionen?
Ein Sprungbrett, aber kein Ziel: Die Abwanderung der Talente
Für viele Studierende scheint die Universität Bozen vor allem eines zu sein: ein Sprungbrett in eine Zukunft außerhalb Südtirols. Zwar ist die akademische Qualität hoch, doch die Lebensbedingungen in Bozen sind es nicht. Die Lebenshaltungskosten sind unerschwinglich, vor allem die hohen Immobilienpreise schrecken ab. Viele Studierende, die aus dem Ausland kommen, bestätigen im Gespräch mit UT24, dass sie in Bozen vor allem eines suchen: eine Ausbildung, die ihnen die Türen nach Europa öffnet. Ein dauerhaftes Leben in Südtirol? Für die meisten schlichtweg keine Option. Zu teuer, zu wenig Perspektiven, so lautet das Fazit. Wer in Bozen studiert, kommt oftmals aus gutbürgerlichen Verhältnissen – anderen bleibt der Weg versperrt.
226 Millionen Euro im Dreijahreszeitraum
Doch was kostet die Universität Bozen den Steuerzahler? 2023 wurde eine Leistungsvereinbarung zwischen der Universität Bozen und dem Land Südtirol für den Zeitraum 2023-2025 unterzeichnet. Das Ergebnis: 226 Millionen Euro, verteilt über drei Jahre. Das bedeutet, dass über 75 Millionen Euro jährlich in die Universität fließen – Gelder, die andernorts schmerzlich fehlen. In den Dörfern Südtirols kämpfen Eltern darum, dass ihren Kindern eine warme Schulauspeisung zur Verfügung gestellt wird, während die Uni Bozen mit Millionen subventioniert wird. Der Vergleich drängt sich auf: Ist diese Investition gerechtfertigt, wenn viele der Studierenden Südtirol ohnehin den Rücken kehren und anderswo ihre Zukunft suchen?
Die deutsche Sprache gerät immer stärker ins Hintertreffen
Hinzu kommt die Frage der sprachlichen Ausrichtung der Universität. Während in Südtirol die deutsche Sprache mehrheitlich gesprochen wird, scheint sie an der Universität Bozen in den Hintergrund zu treten. Im Studienjahr 2023/2024 wurden 237 Kurse auf Deutsch angeboten, 291 auf Italienisch und stolze 443 auf Englisch. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Universität orientiert sich zunehmend an einem internationalen Publikum und vernachlässigt dabei die sprachlichen und kulturellen Wurzeln des Landes. Auch in der Forschung ist Deutsch ein Randthema: Von 363 Forschungsaufträgen zwischen 2021 und 2023 waren gerade einmal 25 in deutscher Sprache ausgeschrieben. Ist dies der Preis der Internationalisierung?
Investition in die Zukunft – oder eine Belastung für Südtirol?
Bei den Verhandlungen zum Bereichsübergreifenden Kollektivvertrag für den öffentlichen Dienst wird um jeden Euro gefeilscht. Die Attraktivität des öffentlichen Sektors als Arbeitgeber droht massiv zu sinken, während die Universität Bozen gleichzeitig großzügige Förderungen erhält. Diese Schieflage muss hinterfragt werden. Warum wird die Universität mit solchen Summen unterstützt, wenn gleichzeitig in den Dörfern des Landes um die Finanzierung grundlegender Forderungen von Eltern gestritten wird?
Prestige auf Kosten der Steuerzahler?
Die Universität Bozen mag auf internationaler Bühne glänzen, doch die Frage bleibt: Rentiert sich diese Form der Investition für Südtirol? Während jährlich Millionen an die Universität fließen, bleibt das Bild des Landes als attraktiver Lebens- und Arbeitsort auf der Strecke. Die Universität Bozen könnte sich als teures Prestigeprojekt erweisen, das mehr kostet, als es dem Land bringt. Es ist an der Zeit, dass die Landespolitik sich diese kritische Frage stellt: Dient die Universität noch dem Wohl Südtirols – oder haben wir uns von internationalen Rankings blenden lassen? Eine Antwort darauf ist dringend nötig, bevor weiterhin Millionen in ein Projekt fließen, dessen Nutzen für Südtirol fraglich bleibt.
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19.10.2024
Der Arbeiter ist immer der Dumme
Wahnsinn was hier für Gelder fließen