von aw 18.10.2024 08:00 Uhr

Der Sarntaler Renè Benko aus dem 19. Jahrhundert

Karl Georg Kröss, Obmann des Sarner Geschichtsvereins und Autor des erfolgreichen Buches „Die Sarner Straße in Geschichte und Bildern“, kehrt mit einer neuen Veröffentlichung zurück. In seinem Werk „Auf Sarner Wegen“ nimmt Kröss die Leser mit auf eine spannende Reise durch die Geschichte des Sarntals, diesmal mit einem Fokus auf die Persönlichkeiten, die das Tal im 19. Jahrhundert geprägt haben.

Auf Sarner Wegen - Das neue Werk von Karl Georg Kröss (Quelle: Sarner Geschichtsverein/Karl Georg Kröss)

Das Buch, unterteilt in 50 Kapitel und untermalt mit zahlreichen historischen Fotografien, widmet sich den Menschen und ihren Geschichten, die das Sarntal zu dem gemacht haben, was es heute ist. Von prominenten Geschäftsleuten und visionären Unternehmern bis hin zu einfachen Dorfbewohnern, die außergewöhnliche Schicksale erlebten – Kröss zeigt das bunte Spektrum der Sarntaler Geschichte in all ihren Facetten. Neben den historischen Ereignissen wird auch der Wandel der Sarner Landschaft und des Alltagslebens lebendig beschrieben, was das Buch zu einem unterhaltsamen Streifzug durch vergangene Jahrhunderte macht. Die Mischung aus Bekanntem und neu Entdecktem macht das Werk zu einer wahren Fundgrube für Geschichtsinteressierte.

Die Geschichte des William Basil Wilberforce: Der falsche „Lord“ von Rabenstein

Eine der faszinierendsten Figuren in Kröss’ neuem Buch ist William Basil Wilberforce, ein britischer Bergwerksbesitzer, der im 19. Jahrhundert im Sarntal für Aufsehen sorgte. Mit Schlitzohrigkeit und Geschäftssinn wusste er, die Menschen zu täuschen und sich ein Bild des Erfolgs zu schaffen. Wilberforce, der sich im Sarntal niederließ, verwirrte die Einheimischen mit seinem englischen Titel „Esquire“, der bald fälschlicherweise als „Lord“ interpretiert wurde. Diese Verwechslung machte sich der clevere Unternehmer zunutze, um sich als angesehener Geschäftsmann zu präsentieren – obwohl sein Bergwerk Rabenstein kaum profitabel war.

  • William Basil Wilberforce (Quelle: Sarner Geschichtsverein/Karl Georg Kröss)

Mit Charme und Überredungskunst gelang es Wilberforce, seine Unternehmungen in den besten Farben zu schildern, auch wenn es bereits kritische Stimmen gab, die die Rentabilität des Bergwerks anzweifelten. Wie der Tiroler Immobilienmagnat Renè Benko, der seine Geschäfte in Hochglanzmagazinen zelebrierte, fütterte Wilberforce die Medien mit Erfolgsgeschichten. So schaffte er es, in der Öffentlichkeit als erfolgreicher Unternehmer dazustehen. Doch hinter der schillernden Fassade verbarg sich ein fragiles Kartenhaus, das schließlich unter dem Druck der Gläubiger zusammenbrach. Als die Zwangsvollstreckungen begannen, verschwand Wilberforce spurlos.

Eine bemerkenswerte Anekdote bleibt sein abschließender Kommentar in einem Buch, das er selbst verfasste. Darin erklärte er, wie erfolgreich das Bergwerksgeschäft in Tirol angeblich sei, fügte jedoch in einem letzten bissigen Satz hinzu: „Die Tiroler sind feine Leute, das Unternehmerische haben sie aber leider nicht.“ Diese abschätzige Bemerkung zeigt, wie sehr Wilberforce bis zuletzt an seiner täuschenden Selbstdarstellung festhielt.

  • Das Bergwerk Rabenstein um das Jahr 1960 (Quelle: Sarner Geschichtsverein/Karl Georg Kröss)

Visionäre Ideen und gescheiterte Projekte

Doch Wilberforce war nicht nur ein gewiefter Geschäftsmann, sondern auch ein Visionär. Er plante den Bau einer Zahnradbahn zwischen Bozen und dem Sarntal, um den Erztransport zu erleichtern – eine technische Meisterleistung, die jedoch nie verwirklicht wurde. Während im Jahr 1888 zwei ähnliche Bahnprojekte angekündigt wurden, entstand am Ende nur die Achenseebahn, die bis heute in Betrieb ist.

  • 1888 wurden gleichzeitig zwei technisch identische Bahnprojekte angekündigt: die Sarner Zahnradbahn und die Achenseebahn. Gebaut wurde schließlich nur die Achenseebahn, die auch heute noch in Betrieb ist. (Quelle: Sarner Geschichtsverein/Karl Georg Kröss)

Ein Buch voller Anekdoten und historischer Einblicke

Die Episode rund um William Basil Wilberforce ist nur eine von vielen fesselnden Begebenheiten, die Karl Georg Kröss in „Auf Sarner Wegen“ ans Licht bringt. In insgesamt 50 Kapiteln, untermalt von zahlreichen Illustrationen, zeichnet Kröss ein lebendiges Bild des Sarntals und seinen Persönlichkeiten. Mit einer gelungenen Mischung aus faszinierenden Anekdoten und gut recherchierten historischen Fakten gibt das Buch Einblick in das Leben und die Schicksale jener Menschen, die das Tal geprägt haben. Dabei gelingt es dem Autor, Geschichte unterhaltsam und packend zu erzählen, sodass sowohl Kenner als auch Neulinge auf eine eindrucksvolle Reise in die Vergangenheit des Sarntals mitgenommen werden.

Ein literarischer Streifzug durch die Geschichte des Sarntals

„Auf Sarner Wegen“ ist weit mehr als nur ein Buch für Geschichtsinteressierte. Es bietet eine faszinierende Mischung aus historischen Erzählungen und spannenden Anekdoten, die sowohl unterhalten als auch zum Nachdenken anregen. Mit diesem Werk bringt Karl Georg Kröss erneut eine vergessene Welt ans Licht und zeigt, wie facettenreich die Geschichte des Sarntals ist.

Das Buch erscheint am Montag, den 21. Oktober und kann unter sarner.geschichtsverein@gmail.com oder der Mobilnummer 333 8160124 bestellt werden. Am Samstag, den 26. Oktober, ist der Autor von 9 bis 12 Uhr im Pfarrheim Sarnthein direkt vor Ort, wo das Buch zum Preis von 35 Euro erhältlich sein wird. Ein Werk, das sich nicht nur als Lektüre lohnt, sondern auch als besonderes Weihnachtsgeschenk.

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