von ag 09.10.2024 17:24 Uhr

Wachsender Islamismus in Europa: UT24 liefert Expertenmeinung

Am 7. Oktober vor einem Jahr griff die islamistische Hamas Israel an. Der Angriff hat nicht nur den Nahen Osten ins Chaos gestürzt, auch in Europa treten islamistische Bewegungen nun verstärkt auf. UT24 hat bei der Dokumentationsstelle Politischer Islam nachgefragt und Interessantes erfahren.

Symbolbild von Fauzan My auf Pixabay

Viele Menschen in Europa sehen im Islamismus eine große Bedrohung. Vor allem Deutschland wurde in diesem Jahr mehrfach von Terroranschlägen erschüttert: Erst der Anschlag in Mannheim im Mai, dann der Anschlag in Solingen im August und schließlich der Amoklauf in München im September. Islamistischer Terror in Europa auf dem Vormarsch?

UT24 hat die österreichische Dokumentationsstelle Politischer Islam um eine Expertenmeinung zu diesem Thema gebeten. Die Dokumentationsstelle ist keine politische Organisation, sondern liefert Zahlen, Daten und Fakten. Ihre Aufgabe ist unter anderem die wissenschaftliche Erforschung des Phänomens des politischen Islam und der damit verbundenen Netzwerke und Strukturen.

UnserTirol24: Stellt der zunehmende Islamismus eine Gefahr für Europa dar?

Dokumentationsstelle politischer Islam: Insbesondere seit dem folgeschweren Hamas-Terrorangriff am 7. Oktober 2023 treten islamistische Bewegungen mit unterschiedlichen Ausrichtungen in Europa sichtbarer auf. Sie instrumentalisieren den Israel-Palästina-Konflikt, um zu mobilisieren und ihre eigenen extremistischen Inhalte zu verbreiten. Die Religion wird hier für die eigene Ideologie missbraucht, wie beispielsweise Sympathie-Bekundungen für die Terrororganisation Hamas und ihre Verbündeten in verschiedenen Ländern gezeigt haben. Darüber hinaus nutzen islamistische Influencer-Gruppierungen vermehrt soziale Medien, in denen vor allem Jugendliche gezielt angesprochen werden. Über die Social-Media-Kanäle wurde eine virtuelle Gegenöffentlichkeit im Sinne einer religiös begründeten exklusiven Identitätspolitik geschaffen. Identitätskonflikte werden genutzt, um den Religionsfrieden zu gefährden und den liberalen Rechtsstaat infrage zu stellen.

UT24: Welche Maßnahmen sollten getroffen werden, um den radikalen Islam zu vermeiden?

Dokumentationsstelle: Es braucht dringend vor allem mehr Prävention, Sachlichkeit und Offenheit in der Debatte. In diesem Zusammenhang sind mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität gegenüber dem Phänomen des religiös motivierten politischen Extremismus erforderlich, ähnlich wie es bereits bei Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus der Fall ist. Es ist dabei entscheidend zwischen der Religion Islam und dem Politischen Islam zu unterscheiden. Durch die gezielte Vereinnahmung ist die muslimische Religionsgemeinschaft das erste Opfer von islamistischen Akteuren, deren Einflüsse werden zum Teil auch von anderen Staaten unterstützt, um z.B. die jeweilige Staatsideologie in Europa zu verbreiten.

UT24: Auch im immer mehr aufkeimenden Hass gegen die jüdische Bevölkerung spielt der Islamismus eine Rolle? Wie ist dies zu erklären?

Dokumentationsstelle: Der Nahostkonflikt dient islamistischen Bewegungen als Vehikel und zur Propagierung antisemitischer sowie anderer extremistischer Botschaften. Es kommt dabei immer wieder zu verharmlosenden Holocaust-Vergleichen oder zur Dämonisierung Israels, indem dessen Politik mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt wird und dem einzigen mehrheitlich jüdischen Staat der Welt die Existenzberechtigung abgesprochen wird. Immer wieder werden zudem Teile von Koran und Sunna (Anm.d.Red: Buch, welches islamische Sitten, Bräuche, Werte und Normen beinhalten) derart ausgelegt, dass sie als religiöse Begründung für Antisemitismus dienen sollen. Derzeit lässt sich beobachten, dass der moderne Judenhass auch ideologische Grenzen überwindet. So zeigten sich seit dem 7. Oktober 2023 etwa bei verschiedenen Demonstrationen, dass hierbei Akteure aus dem linksextremen Spektrum mit Anhängern islamistischer Ideologien oder türkischen Rechtsextremen, wie den Grauen Wölfen, gegen Israel agitieren.

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