von red 02.10.2024 15:00 Uhr

Alte Tirolensien neu gelesen (Teil 31)

Aspekte bürgerlichen Lebens am Beispiel einer Innsbrucker Apothekerfamilie zwischen 1750 und 1850 von Andreas Winkler ist eine tiefgehende und anschauliche Analyse des bürgerlichen Lebens in der Stadt Innsbruck und bietet mit etwas mehr als 200 Seiten eine facettenreiche Untersuchung der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte einer Tiroler Apothekerfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts. Eine Rezension von Andreas Raffeiner.

Arbeitswelt und Wirtschaftsweise

Der Verfasser gliedert seine Arbeit in zwei Hauptteile: Arbeitswelt und Wirtschaftsweise sowie Bildung und Repräsentation. Der erste Abschnitt thematisiert die Apotheke als zentralen Ort des ökonomischen Lebens und gibt Einblicke in den Standort, das Innere sowie in die wirtschaftlichen Abläufe, einschließlich der Warenbezüge und der Lieferantenbeziehungen. Besonders hervorzuheben ist die detaillierte Beschreibung des „Wirtschaftens“, die zeigt, wie sich die Apothekerfamilie in das lokale Wirtschaftsgeschehen einfügte und dabei eine wesentliche Rolle spielte.

Bildung und Repräsentation

Der zweite Teil widmet sich der Bildung und der sozialen Repräsentation der Familie. Hier untersucht Winkler den Wandel von der Apothekerkunst bis zur Wissenschaft und beleuchtet den Buchbesitz sowie die Bibliothek der Familie, die nicht nur einen Einblick in die Bildungsideale der Zeit gibt, sondern auch die Vernetzung mit wissenschaftlichen Strömungen klar zum Ausdruck bringt. Ferner wird die Rolle der Vereine und der bürgerlichen Repräsentation thematisiert, was wiederum die gesellschaftlichen Strukturen und die Identität des bürgerlichen Lebens in Innsbruck aufzeigt.

Familien-Stammtafel und Angestellte

Positiv fällt die methodische Herangehensweise Winklers auf. Er kombiniert geschichtliche Quellen mit einer lebendigen Darstellung der Lebensumstände der Innsbrucker Apothekerfamilie, wodurch ein anschauliches Bild des bürgerlichen Lebens in der Tiroler Landeshauptstadt entsteht. Der Anhang, der sowohl eine Liste der Apothekenangestellten als auch eine Stammtafel der Familie Winkler enthält, ergänzt die Haupttexte und bietet für den Leser zusätzliche Perspektiven auf die sozialen Verhältnisse der zu untersuchenden Zeit.

Alles in allem ist die zu besprechende Publikation eine wertvolle Quelle für Historiker und Interessierte, die sich mit wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Aspekten zwischen 1750 und 1850 auseinandersetzen wollen. Dem Autor gelingt es vorbildlich, das bürgerliche Leben in dieser Epoche zu dokumentieren und in einen größeren geschichtlichen Zusammenhang zu setzen. Die gründliche Recherche, die klare Struktur und die anschauliche Darstellung machen das Buch zu einer empfehlenswerten Lektüre für alle, die für das bürgerliche Gesellschaftsleben und seine Entwicklungen Interesse bekunden.

von Andreas Raffeiner
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Andreas Winkler, Aspekte bürgerlichen Lebens am Beispiel einer Innsbrucker Apothekerfamilie zwischen 1750 und 1850 (Schlern-Schriften, Bd. 317; Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs N. F., Bd. 25), Innsbruck 2001.

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