Immer mehr Südtiroler nutzen Privatmedizin
Wie viel geben die Südtiroler Arbeitnehmer für Gesundheitsleistungen aus? Wie weit sind private Krankenversicherungen bereits verbreitet? Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut hat diese beiden Aspekte in der Sommerausgabe seines Barometers untersucht.
Die Arbeitnehmer in Südtirol geben an, dass sie sich mit ihren Anliegen in Sachen Gesundheit häufig an private Anbieter wenden. Aufgrund der chronischen Organisationsmängel im öffentlichen Gesundheitswesen wird die Inanspruchnahme privater Dienstleistungen oft zur Notlösung. „Nicht zuletzt wegen der Versicherungen, die einen breiten Schutz versprechen und die Erwartungen der Kunden offenbar ausreichend erfüllen, greifen viele auf eine kostenpflichtige Versorgung zurück“, sagt AFI-Direktor Stefan Perini.
Privatausgaben hauptsächlich für Fachvisiten
Wie das AFI-Barometer verdeutlicht, haben in den letzten zwölf Monaten 42 Prozent der Befragten private medizinische Leistungen in Anspruch genommen – ein hoher Prozentsatz, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Nutzern um Arbeitnehmer handelt, deren Löhne oft nicht mit den Lebenshaltungskosten Schritt halten. 67 Prozent der Befragten gaben an, sich aufgrund von dringenden Umständen an private Gesundheitseinrichtungen gewandt zu haben, während für 33 Prozent hingegen die vermutete bessere Qualität ausschlaggebend gewesen ist.
Nur etwa jede fünfte Person gab in den letzten zwölf Monaten keinen Cent für medizinische Versorgung oder Medikamente aus, während jede zweite zwischen null und 500 Euro aus der eigenen Tasche bezahlt hat. Jede fünfte wiederum gab zwischen 500 und 2.000 Euro aus. Mehr als 2.000 Euro gaben zwischen fünf Prozent und sieben Prozent der Befragten aus – entweder für sich oder für die eigene Familie. Bei den Gesundheitsausgaben sind Fachvisiten der wichtigste Posten. Hier schwankt der Anteil zwischen 58 Prozent und 53 Prozent, je nachdem, ob die Ausgaben die eigene Person oder die Familienangehörigen betreffen. Es folgen die Ausgaben für Medikamente (37 Prozent bzw. 39 Prozent) und schließlich die Ausgaben für chirurgische Eingriffe (fünf Prozent bzw. acht Prozent).
AFI-Präsident ist skeptisch
Im Moment sind Arbeitnehmer, die eine private Krankenversicherung abgeschlossen haben, zufrieden mit ihrer Wahl, doch AFI-Präsident Andreas Dorigoni warnt: „Wir dürfen nicht vergessen, dass die hypothetische Ausbreitung eines privaten Systems vor dem Hintergrund eines öffentlichen Gesundheitswesens, das nur auf Notfälle ausgerichtet ist, für chronisch oder schwer kranke Menschen zu unzumutbaren Situationen führen würde.“Â
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26.07.2024
Ist schon traurig, dass man Beiträge für ein System zahlen muss , das nicht funktioniert. Das ist 2 Klassen Medizin.