von ih 26.06.2023 13:04 Uhr

„Es gibt im Showgeschäft viele Diven“ – Philipp Burger im UT24-Interview

Am vergangenen Wochenende ist die zehnte Ausgabe des Alpen-Flair-Festivals in Natz über die Bühne gegangen. Es waren viele Höhen und Tiefen, die die Organisatoren in den letzten Jahren erlebt haben. Ob die allseits bekannte Diskussion um das Nato-Areal, Bands die mit Frei.Wild nicht spielen wollten oder das ewige Unwetterpech. UT24 hat mit Frei.Wild-Frontmann Philipp Burger darüber gesprochen und erfahren, wie es im nächsten Jahr mit dem „größten Volksfest Südtirols“ weitergeht.

Philipp Burger beim Alpenflair 2023 in Natz - Foto: UT24/hz

Lieber Philipp, seit nun 10 Jahren besteht das Alpen Flair Festival und feiert nun ein besonderes Jubiläum. Wie ist euer persönliches Fazit nach diesem runden Geburtstag?

 
Philipp Burger: Sehr unwettergeplagt war es die letzten Jahre, würde ich mal behaupten. Wir haben viele Jahre mit starken Niederschlägen zu kämpfen gehabt. Wo wir jedoch immer ein riesengroßes Glück gehabt haben, war die Stimmung. Die Leute, die zu uns gekommen sind sowie der Zusammenhalt der ganzen Organisatoren waren immer top.

Wir haben auch nie eine größere Diskussion bezüglich Auswahl der Bands, der Gesamtausrichtung des Festivals, sowie der Abrechnungen usw. gehabt. Das ist keine Selbstverständlichkeit, weil das Festival mittlerweile doch eine große Nummer ist.

Das Fazit ist deshalb: 10 Jahre Leidenschaft, inmitten des Kranzes der tausend Berge das größte Südtiroler Festival zu organisieren. Und da bin ich jeden Tag dankbar dafür.

Was waren für euch die größten Schwierigkeiten bei der Organisation? Gerade am Anfang habt ihr euch ja erst einmal als komplett neues Festival etablieren müssen.

 
Für mich war rückblickend die größte Schwierigkeit die Selbstdisziplin – gerade am Anfang. Weil wir wirklich geglaubt hatten, es wird nur irgend eine Party. Aber wenn man natürlich liefern muss, sprich, selbst auf der Bühne stehen, Interviews geben aber gleichzeitig auch dann da sein zu müssen, wenn es wichtig ist.

Denn es gibt im Showgeschäft viele Diven, die auch einmal ein persönliches Wort mit uns als Veranstalter wechseln wollen, dann musst du da erst einmal hinein finden. Das haben wir aber mit den Jahren gelernt und mittlerweile ist das eigentlich zum Selbstläufer geworden.

Vor allem, weil wir ein eingespieltes Team sind und uns jetzt mit dem neuen Slogan das Ziel gesetzt haben, zum saubersten Festival der Welt zu werden – was den Müll auf den Wiesen betrifft. Das sind große Herausforderungen, die uns aber von Jahr zu Jahr besser gelingen.

Viele Fans stellen sich nach 10 Jahren Alpen Flair die Frage, wie es nun weitergeht. Es gibt ja die allbekannte Diskussion um die Verwendung des Nato-Areals in Natz. Wird es genau so weitergehen, wie es die Fans gewohnt sind?

 
Es sieht so aus, wie es immer ausgesehen hat. Nämlich, dass wir das Festival immer weiter machen werden. Ich denke, dass die ganze Diskussion um das Nato-Areal eine, meiner Meinung nach, viel zu große Gewichtung bekommen hat. Denn bis die ganze Sache rein bürokratisch erledigt gewesen wäre, wären ohnehin Jahre vergangen.

Da hat es auf beiden Seiten – und da nehme ich unsere Seite nicht aus – viel zu viele Sticheleien gegeben. Und ich hätte mir da schon viel früher gewünscht, dass man mehr aufeinander zugeht, um eine Gesamtlösung zu finden. Ich glaube, die Politik hat auch nicht alles richtig gemacht. Zumal man schon erwarten hätte können, dass von oberer Seite mal ein konkretes Machtwort zu Finanzierung und Umsetzung eines Speicherbeckens kommt. So nach dem Prinzip: Unter diesen Voraussetzungen habt ihr alle Platz und so müsst ihr nicht streiten. Dies habe ich in dieser ganzen Diskussion etwas vermisst. Dadurch wären uns viele Nerven erspart geblieben.

Zum Schluss können wir uns aber alle glücklich schätzen, so wie es ist.

Das heißt aber, wo findet das nächste Alpen Flair nun statt?

 
Hier in Natz, wo auch sonst. Hundertprozentig. Und das wird auch übernächstes Jahr so sein. Ich verlasse mich da voll und ganz auf mein Bauchgefühl und ich habe da bisher nicht einen Funken der Veränderung gespürt, der mich unwohl gestimmt hätte.

Es hat in den letzten Jahren auch den ein oder anderen Künstler gegeben, der seine Teilnahme am Alpen Flair kurzfristig abgesagt hat - so zum Beispiel die EAV. Die Gründe waren immer die gleichen: Sie wollten sich mit Frei.Wild keine Bühne teilen. Hat sich an dieser generellen Ablehnung vieler Künstler eigentlich etwas verändert oder wie ist das überhaupt, wenn ihr als Alpen-Flair-Organisatoren bei Bands neu anfragt?

 
Diese Sache ist immer gleich beschissen geblieben. Es gibt jedoch ein großes Credo meinerseits. Ich bin nämlich der Meinung, dass es sehr wenige Bands gibt, die ihr Leben so umsetzen, wie sie es besingen. Und ich mache da auch ein Beispiel: wir hätten gerne den Andreas Gabalier gehabt. Der Gabalier hat sich aber noch nie getraut, bei uns zu spielen. Noch nie!

Und da höre ich dann Lieder von ihm, wie z.B. „A Meinung haben“, wo ich nur darüber lachen kann. Weil am Ende des lieben Tages, weiß ich, dass dieser Künstler auf unser Festival passen würde wie die Faust aufs Auge. Jetzt ist der liebe Künstler natürlich nicht mehr so groß, wie er einmal war – was Fakt ist. Aber insbesondere bei diesem Thema ist es so, dass man den Druck von der Plattenfirma im Hintergrund stark mitbekommt.

Ich glaube aber, dass viele Bands in den nächsten Jahren noch drauf kommen werden, dass wir den richtigen Weg gegangen sind – nämlich das zu machen, worauf wir Lust haben. Weil dieses ganze „Das darfst du nicht“ und „Mit dem darfst du nicht spielen“ ist doch überholt. Es ist doch die beste Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen und seine eigene Message einem noch breiteren Publikum mitzuteilen -–egal welche Meinung ich habe. Und so erreiche ich dann auch andere Menschen.

Alles andere ist für mich im Grunde total undemokratisch und weltfremd, dass ein Mensch oder ein Künstler hergeht und dann glaubt, sich im Anschluss rechtfertigen zu müssen. Also rechtfertigen muss ich mich eigentlich nur vor mir selber.

Es ist dieses Jahr ja auch so gewesen, dass kurzfristig die Kastelruther Spatzen eingesprungen sind. Wie ist das denn gelaufen? Ein Anruf bei Norbert und er stand bereit?

 
Ich habe eigentlich die Angst gehabt, dass mir der Norbert abgesagt – weil er im Grunde genau das gleiche Dilemma hatte wie ich als Landwirt. Nämlich, dass die Wiesen zu mähen waren. Aber wir haben das Thema dann ganz gut durch die Mithilfe zweier unserer Organisatoren lösen können.

Dass die Spatzen schlussendlich eingesprungen sind, war natürlich die beste Option die es für uns gab. Und ich habe sie auch immer gerne gehört, auch in meinen jungen Jahren. Und sie haben dieses Land viele Jahre lang nach außen repräsentiert wie keine andere Band. Deswegen: die Spatzen gehören hierher wie wir, eigentlich sollten sie jedes Jahr spielen.

Für alljene, die bisher noch nie auf dem Alpen Flair Festival waren. Wie würdest du es all jenen schmackhaft machen, um im nächsten Jahr dabei zu sein?

 
Das Alpen Flair ist für mich das kunterbunteste Festival, das es gibt. Es ist für mich auch kulissenmäßig unvergleichbar. Ob Tradition, Kulinarik und Bräuche – auch aus dieser Sicht ist es für jeden Besucher einmalig.

All das gehört für mich als heimatliebender Mensch auch zu einer solch Veranstaltung dazu. Und unter diesen Gesichtspunkten ist es doch schön, ein wunderbares Wochenende mit tollen Menschen gemeinsam zu verbringen.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

  • Foto: UT24/hz
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