Zum Todestag von Sepp Kerschbaumer: „Freiheitskämpfer endlich begnadigen!“
Sepp Kerschbaumer und die Freiheitskämpfer der 1950er- und 1960er-Jahre wehrten sich mit Anschlägen auf Symbole des Staates gegen die Unterdrückung durch Italien und machten die Welt auf das Unrecht in Südtirol aufmerksam. Nach der Feuernacht wurde Kerschbaumer verhaftet und von den Carabinieri schwer gefoltert.
Im Mailänder Prozess nahm er die Verantwortung für die Anschläge auf sich und erhielt die höchste Haftstrafe aller anwesenden Angeklagten. Die vielen Entbehrungen, Hungerstreiks, Folter und das Schicksal seiner Kameraden und seiner Heimat waren für Kerschbaumers Herz zu viel: Am 7. Dezember 1964 starb er im Gefängnis von Verona an einem Herzinfarkt. Über 15.000 Menschen kamen zu Kerschbaumers Beerdigung. An seinem Grab stand Südtirol.
„Straftaten” wurden von Italien zugeschoben
Einige seiner Mitstreiter konnten weder sein Grab noch jene ihrer Verwandten und Freunde in Südtirol jemals besuchen, da sie seit Jahrzehnten ihre Heimat, für die sie Freiheit, Gesundheit und Leben riskierten, nicht betreten dürfen. Die Süd-Tiroler Freiheit setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die noch immer im Exil lebenden Freiheitskämpfer endlich begnadigt werden und in ihre Heimat und zu ihren Familien zurückkehren können.
Dies umso mehr, als es in den letzten Jahren neue Erkenntnisse und Zeugenaussagen gegeben hat, die belegen, dass viele der „Straftaten”, die ihnen angelastet wurden, gar nicht von den Freiheitskämpfern begangen wurden. In diesem Zusammenhang sei an die Aussage des ehemaligen Carabinieres Bruno Budroni erinnert, der ausgesagt hat, dass der Carabiniere Vittorio Tiralongo keinesfalls von den Pusterer Buabm erschossen wurde. Ebenfalls erinnert sei an die Enthüllungen des Historikers Hubert Speckner zum Anschlag an der „Porzescharte“, der sich nicht so zugetragen haben konnte, wie von Italien behauptet.
Die Begnadigung der noch lebenden Freiheitskämpfer ist für die Süd-Tiroler Freiheit eine Frage der Menschlichkeit. Nach bald 60 Jahren sei es höchst an der Zeit, den Freiheitskämpfern die Rückkehr zu ihren Familien in die Heimat zu ermöglichen, bevor es zu spät sei.