von mag 05.08.2020 09:52 Uhr

Vor 75 Jahren: Südtiroler Klerus fordert die Wiedervereinigung Tirols

Wie stark der Wunsch der Südtiroler Bevölkerung nach Ende des Zweiten Weltkriegs zur Wiedervereinigung Tirols geprägt war, ist hingehend bekannt. Auf zahlreichen Kundgebungen forderten die Südtiroler ihr Recht auf Selbstbestimmung ein. Aber nicht nur die Südtiroler gingen auf die Straße: Auch in Wien, Innsbruck, Graz und etlichen anderen österreichischen Städten kam es zu Kundgebungen, bei denen die Rückkehr Südtirols zu Österreich gefordert wurde. In der Öffentlichkeit kaum bekannt und deshalb wohl umso interessanter ist hingegen die damalige Haltung der Kirche.

Die Südtiroler Kirche zog unmittelbar nach Kriegsende klar Position und setzte sich aktiv für die Wiedervereinigung mit dem Vaterland Österreich ein. Foto: SSB

Patriotische Pfarrer

Im August 1945, also vor genau 75 Jahren, unterstütze der Südtiroler Klerus in einer aufsehenden Aktion die hiesige Bevölkerung. Die damalige Führung der Diözese unter Fürstbischof Johannes Geisler und Generalvikar Alois Pompanin verlangte von den Vereinten Nationen nämlich die Selbstbestimmung für Südtirol.

Begleitet wurde dieser Einsatz der Kirchenführung zur Widervereinigung Tirols von mehr als 200 Briefen der damaligen Südtiroler Seelsorger. Nach über 26-jähriger widernatürlicher Trennung wurden Südtirols Pfarrer vom Brenner bis Salurn, vom Reschen bis nach Innichen selbst aktiv und forderten vehement die Wiedervereinigung mit Nordtirol und Österreich. Zeitgleich sprach sich auch der Nordtiroler Klerus klar für den Zusammenschluss des ganzen Landes aus.

  • Alois Pompanin stammte aus Cortina d’Ampezzo und war von 1933 bis 1952 war er Generalvikar der Diözese Brixen. Er galt als die rechte Hand Bischof Geislers und war maßgeblich an der Selbstbestimmungsaktion der Südtiroler Geistlichen involviert. (Bildquelle: Diözese Bozen-Brixen)

Briefe für die Freiheit

Einhellig bringen die Pfarrer in ihren Briefen – in zum Teil sehr bewegenden Formulierungen – den sehnlichsten Wunsch ihrer jeweiligen Seelsorgegemeinde nach Wiedervereinigung mit Tirol und Österreich zum Ausdruck. So schreibt z.B. Josef Oberholzer, Pfarrer von Gufidaun: „Unterfertigter Seelsorger von Gufidaun erlaubt sich, den einhelligen und sehnlichsten Wunsch seiner Pfarrangehörigen, die er seit 25 Jahren betreut, deren innerste Gesinnung er auch gut kennt, zum Ausdruck zu bringen in der dringenden Bitte, bei der bevorstehenden Entscheidung über das künftige Los unserer Heimat Südtirol wieder mit Nordtirol zu vereinen. Die Wunde, welche uns durch die Zerreißung des Landes geschlagen wurde, ist heute noch gleich frisch und schmerzlich wie 1919, die Sehnsucht aber nach Wiedervereinigung hat sich nach Allem, was wir seit 25 Jahren ausgehalten haben, verhundertfacht.“

Bemerkenswert auch die Meinung des Probst und Stadtpfarrers von Bozen, welcher am 7. August 1945 schreibt: „dass es der einstimmige Wunsch der deutschen Bevölkerung von Bozen ist, Südtirol mit Nordtirol und Österreich wieder vereint zu sehen“.

In dieselbe Kerbe schlägt Hochwürden Franz Kolhaupt, ehemaliger Seelsorger von Ahornach. Er erklärt in seinem Brief vom 1. August 1945: „dass die einheimische Bevölkerung von Südtirol aus ganzem Herzen die Wiedervereinigung mit dem übrigen Tirol ersehnt“.

Bischof verlangt die Selbstbestimmung

Da zwischen Fürstbischof Geisler und den führenden Geistlichen des deutschsprachigen Anteils der Diözese Trient gute Kontakte bestanden, die der Erzbischof Karl von Ferrari von Trient durchaus respektierte, konnte Geisler als Sprecher für ganz Südtirol auftreten.

  • Johannes Baptist Geisler war der letzte Fürstbischof von Brixen und setzte sich vehement für die Wiedervereinigung Tirols ein. (Bildquelle: wikipedia)

Die patriotischen Briefe wurden schließlich von der Südtiroler Kirchenführung gesammelt. In Form einer Petition an den englischen Premierminister Clement Attlee im August 1945 verlangte Bischof Geisler daraufhin für Südtirol das Selbstbestimmungsrecht.

Leider blieben aber auch diese Bestrebungen der Kirche ohne Erfolg. In einem Memorandum vom Juli 1946 unterstrich Bischof Geisler das Missbehagen, das die Entscheidung über den Verbleib Südtirols bei Italien hervorberufen hat. Er reklamierte die Revision dieser Entscheidung, forderte erneut das Selbstbestimmungsrecht und bat die Alliierten, selbige organisatorisch umzusetzen. Dies wohl auch, um Manipulationen durch die italienischen Militär- und Polizeikräfte zu verhindern.

Briefe digital

UT24 hat sämtliche Briefe digitalisiert. Sie interessiert wie sich der Pfarrer Ihrer Pfarrgemeinde zur Selbstbestimmung für Südtirol äußerte? Dann kontaktieren Sie uns bitte unter info@unsertirol24.com. Gerne lassen wir Ihnen daraufhin den Brief per E-Mail zukommen.

Auswahl verschiedener Briefe

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Datei downloaden [309.38 KB]

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Datei downloaden [364.16 KB]

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Datei downloaden [302.73 KB]

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Datei downloaden [375.49 KB]

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Datei downloaden [404.17 KB]

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Datei downloaden [375.51 KB]

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Datei downloaden [245.24 KB]

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Datei downloaden [423.82 KB]

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Datei downloaden [460.17 KB]

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite