von ih 28.02.2019 13:38 Uhr

Ärzte entfernen 17,5 kg schwere Zystenleber bei Patientin

Eine fast 17,5 Kilogramm schwere Fehlbildung der Leber haben Mediziner am LKH-Uniklinikum Graz einer Patientin entfernt. Die von Zysten durchsetzte Leber hatte große Teile des Bauchraums ausgefüllt und auch extrem viel Wasser angesammelt. Das Organ musste vollständig transplantiert werden. Die 34-Jährige Patientin zeigte sich sechs Monate nach dem Eingriff beim Pressegespräch in Graz erleichtert.

APA (UNIV.KLINIKUM GRAZ)

Die Zystenleber (auch polyzystische Leber, PCLD) ist eine seltene Erkrankung, bei der die Leber mit Hohlräumen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, durchzogen ist. Die Fehlbildung hatte sich erstmals im Jahr 2005 durch einen Zufallsbefund bemerkbar gemacht, berichtete die 34-jährige Patientin. Die Mediziner rieten ihr vorerst zum Abwarten und regelmäßiger Kontrolle.

Ab 2010 bekam die Frau zwei Jahre lang einmal monatlich ein Medikament, durch welches sich die Zyste zurückbilden sollte, jedoch ohne Erfolg. “Der Bauch ist mit den Jahren gewachsen. Erst als ich angesprochen wurde, ob ich schwanger bin, ist mir eine Welt zusammengebrochen, vor einer Transplantation hatte ich aber zu viel Angst”, blickte die Patientin zurück. Die Größe der Leber machte der Patientin zunehmend Beschwerden beim Anziehen, Stiegensteigen oder Autofahren: “Meine Hände waren fast zu kurz, um das Lenkrad zu fassen”, schilderte die Steirerin.

Als die Beschwerden im Frühjahr 2018 immer größer wurden, stimmte sie dem Austausch des gesamten Organs zu. Insgesamt dauerte die Operation vier Stunden. “Die chirurgische Maßnahme war, von der Lebergröße her, sicherlich einzigartig in Europa, vielleicht auch weltweit”, erklärte Transplantationschirurg Peter Schemmer, der die entartete Leber entfernt hat. “Diese Patientin steht für viele positive Beispiele, dass man vom Eingriff wirklich profitiert. Das sollte vielen weiteren die Sorge nehmen”, begründete der Chirurg den Schritt in die Öffentlichkeit. Schemmer war lange Zeit am Universitätsklinikum Heidelberg tätig und wurde 2016 an die Medizinische Universität Graz berufen und leitet seither auch die Klinische Abteilung für Transplantationschirurgie an der Universitätsklinik.

“So einfach war die Zeit danach nicht. Seit Jänner kann ich wieder alles machen und ich kann auch wieder zur Arbeit gehen”, erzählte die Steirerin sechs Monate nach der Operation sichtlich erfreut. Die Immunsuppressiva, die sie jetzt nehmen müsse, seien aus ihrer Sicht ein kleines Ãœbel. Für sie habe sich der Eingriff “wirklich ausgezahlt”, betonte die Frau am Donnerstag.

Im Jahr 2018 wurden an der Klinischen Abteilung für Transplantationschirurgie in Graz 39 Spenderlebern, 99 Nieren und zwei Bauchspeicheldrüsen transplantiert. Kürzlich wurde ein neues Organkonservierungsgerät installiert, welches eine Spenderleber bis zu 72 Stunden konservieren kann – bisher waren es maximal zwölf Stunden.

APA

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