von Alexander Wurzer 18.04.2025 18:09 Uhr

Gedenken in Blumau: 85 Jahre nach Errichtung des Mussolini-KZ

Vor 85 Jahren, im Jahr 1940, ließ Benito Mussolini im Zuge der faschistischen Repressionspolitik das Konzentrationslager „Campo di Concentramento Prato d’Isarco“ in Blumau errichten. Es entstand auf dem Gelände der ehemaligen Bierbrauerei – eine düstere Episode der Südtiroler Geschichte, die nun mit einer würdigen Gedenkstunde am 25. April ins kollektive Bewusstsein gerufen wird.

KZ Gedenkstein in Blumau (Foto: KZ-Gedenkkomitee)

Erstmals werden bei der Gedenkveranstaltung bislang unbekannte und unter Lebensgefahr aufgenommene Fotos aus dem Inneren des Lagers öffentlich gezeigt. Ein historischer Moment, organisiert vom KZ-Gedenkkomitee in Zusammenarbeit mit dem Schützenbund des Bezirks Bozen.

Ein dunkles Kapitel der Geschichte

Das Konzentrationslager in Blumau wurde kurz nach der sogenannten „Option“ in Südtirol und unmittelbar vor den italienischen Invasionen auf dem Balkan sowie in Afrika auf direkten Befehl Mussolinis errichtet. Von Neujahr 1941 bis September 1943 diente es der Internierung von Regimegegnern und Kriegsgefangenen, die als „staatsfeindlich gefährlich“ eingestuft wurden.

Zunächst waren es vor allem Freiheitskämpfer aus den Balkanstaaten, die wegen ihres politischen Widerstands gegen das faschistische Regime interniert wurden. Viele von ihnen wurden später in deutsche Arbeitslager deportiert. In den Folgejahren wurden auch Kriegsgefangene aus Commonwealth-Ländern – insbesondere aus Indien, Schottland und Australien – nach Blumau gebracht. Sie hatten in Nordafrika gegen die italienischen Kolonialtruppen gekämpft.

Diese Männer stammten aus jenen Nationen, die im Mai 1945 durch die alliierten Streitkräfte zur Befreiung Europas und zum Ende der faschistischen wie nationalsozialistischen Schreckensherrschaft beitrugen.

Ein Gedenkstein in der Breienbachstraße erinnert seit 2018 an dieses Kapitel mit den eindringlichen Worten: „Nie wieder Krieg und Faschismus.“

Gedenkfeier am 25. April – Ein starkes Zeichen des Erinnerns

Am Freitag, den 25. April, um 10.00 Uhr laden das KZ-Gedenkkomitee und der Schützenbund Bozen zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung vor dem Gedenkstein in Blumau. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Geschichte und Gesellschaft haben ihre Teilnahme angekündigt.

Unter ihnen die Bozner Stadträtin Johanna Ramoser, der stellvertretende Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Christoph Schmid, die ehemalige Landtagsabgeordnete Eva Klotz, der Historiker und Buchautor Günther Rauch sowie der frühere Präsident der Bezirkskaufleute Werner Schmid. Auch aus Welschtirol werden hochrangige Vertreter erwartet – darunter Ettore Facchinelli, Bundesgeschäftsführer des Welschtiroler Schützenbundes, sowie sein Bruder Umberto Facchinelli, ebenfalls stellvertretender Landeskommandant.

Das Programm: Worte, Musik und stilles Gedenken

Die Gedenkfeier beginnt mit der feierlichen Anzündung einer Gedenkkerze durch Meinrad Berger vom Gedenkkomitee. Anschließend spricht Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes.

Im Namen der Gemeinde Karneid wird der Heimatforscher und Gemeinderat Karl Saxer das Wort ergreifen. Zwei bekannte Persönlichkeiten gestalten die zentralen Gedenkreden: Der Welschtiroler Schütze Marcello Delucca sowie der Rechtswissenschaftler und ehemalige Vizepräsident des Regionalrates Dr. Alexander von Egen.

Ein stilles Gebet spricht der ehemalige Schützenhauptmann Karl Schroffenegger, gefolgt von einer General-de-Charge zu Ehren der Opfer, angeführt durch Robert Silvestri, stellvertretender Bezirksmajor.

Den Abschluss der Gedenkfeier bildet eine Kranzniederlegung durch die UT24 Redakteurin Manuela Sartori, gemeinsam mit Südtiroler Politikern – ein symbolischer Akt des Erinnerns und der Mahnung.

Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung vom Bläserquartett der Musikkapelle Steinegg, das den würdevollen Rahmen unterstreicht.

Einblick in lange verborgene Geschichte

Ein besonderes Highlight der Gedenkstunde ist die erstmalige Präsentation von geheim aufgenommenen Fotografien aus dem Konzentrationslager. Diese Bilder, unter großer Gefahr bei einem Kontrollbesuch gemacht und jahrzehntelang unter Verschluss gehalten, geben einen erschütternden Einblick in die Zustände des Lagers. Der Publizist Günther Rauch wird im Anschluss an die Veranstaltung über die Herkunft und Bedeutung der Aufnahmen informieren.

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