Kauft das Dorf noch im Dorf? – Umfrage

Bäckerei, Metzgerei, kleiner Lebensmittelladen – was früher zum Ortsbild gehörte, verschwindet heute vielerorts. Besonders in den ländlichen Gemeinden Südtirols stehen viele Nahversorger unter Druck. Gründe dafür gibt es viele: verändertes Einkaufsverhalten, Konkurrenz durch Supermärkte, wirtschaftliche Hürden. Doch wie sieht es wirklich aus?
Maria, 68, Pensionistin: „Früher habe ich jeden Tag frisches Brot im Dorf gekauft. Jetzt muss ich dafür mit dem Bus fahren. Für junge Leute mag das kein Problem sein, aber für uns ältere wird’s mühsam. Ich finde, die Gemeinde sollte sich da stärker einsetzen.“
Thomas, 34, Bauleiter: „Ich arbeite lange und fahre jeden Tag an einem großen Supermarkt vorbei. Da kaufe ich alles auf einmal. Klar wär’s schön, im Dorf einzukaufen, aber die Öffnungszeiten passen oft nicht und zudem ist es einfach teurer.“
Anna und Lukas, 29 & 31, Eltern: „Wir versuchen, möglichst viel im Ort zu kaufen. Besonders Obst, Brot und Milch. Der Laden gehört einer Genossenschaft, und es ist uns wichtig, dass der bleibt. Für unsere Tochter ist das auch ein Ort, wo sie jeder kennt und Leute trifft. Das ist mehr als nur Einkaufen.“
Karl, 59, Angestellter: „Ich bin mit dem Fleischhauer im Dorf groß geworden. Jetzt gibt’s nur noch verpacktes Fleisch aus dem Supermarkt. Wenn ich mal zum Metzger will, muss ich immer fahren. Das ist Schade!“
Marie R., 45, Lehrerin: „Bei uns kommt jede Woche ein Verkaufswagen mit regionalen Produkten. Das finde ich super. Ich plaudere dort ein bisschen mit den Leuten, kaufe frisches Gemüse und es fühlt sich fast an wie früher.“
Lisa, 24, Studentin: „Ich wohne noch bei meinen Eltern, aber auch hier am Land kaufen wir vieles online. Es ist halt bequem und man bekommt alles. Lokale Läden? Gibt’s kaum noch – außer die Bar.“
Elisabeth, Betreiberin eines Gemeinschaftsladens: „Als der letzte Nahversorger im Dorf zusperren wollte, haben wir uns im Dorf zusammengeschlossen und eine Genossenschaft gegründet. Jetzt führen wir den Laden gemeinsam – mit viel Ehrenamt und Herzblut. Es ist nicht einfach, aber wir merken: Die Leute schätzen es.“
Fazit: Zwischen Gewohnheit und Gemeinschaftsgeist
Die Gespräche zeigen: Es gibt kein eindeutiges Bild. Während manche ganz selbstverständlich auf große Märkte oder Online-Shopping setzen, wünschen sich andere mehr Unterstützung für die kleinen Läden vor Ort. Dort, wo neue Modelle ausprobiert werden – wie mobile Märkte oder Gemeinschaftsläden – werden sie ein auch angenommen.
Doch eines wird klar: Der Einkauf im Dorf ist für viele nicht nur eine Frage des Preises oder Angebots, sondern auch ein Stück Dorfleben.
