von red 24.03.2025 17:00 Uhr

Alte Tirolensien neu gelesen (Teil 48)

Die Konferenzschrift Die Operationszone Alpenvorland im Zweiten Weltkrieg, herausgegeben von Andrea Di Michele und Roberto Taiani, gibt einen umfassenden Überblick über die Besatzungspolitik, Kollaboration und Widerstand in den Regionen Trentino, Südtirol und Belluno während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Dieser Sammelband, der auf einer Tagung basiert, ist ein wertvolles Werk für alle, die sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs in den Alpenregionen befassen. Eine Rezension von Andreas Raffeiner.

Die Operationszone Alpenvorland im Zweiten Weltkrieg

Einführung

Wie erwähnt, ist das zu besprechende Buch das verschriftlichte Resultat einer Tagung, die sich mit der deutschen Besatzung der Provinzen Bozen, Trient und Belluno zwischen 1943 und 1945 beschäftigte. Das Werk bietet dem Leser eine detaillierte Untersuchung der Okkupation im Alpenvorland und der gesellschaftlichen und politischen Dynamiken, die durch den Krieg und die Besatzungspolitik hervorgerufen wurden. Die einzelnen Beiträge sind in drei Teile gegliedert: Okkupation, Kollaboration und Widerstand.

Formen der Okkupation

Der erste Teil des Buches widmet sich den verschiedenen Aspekten der deutschen Besatzung. Gustavo Corni beschreibt die unterschiedlichen Formen der NS-Besatzungsherrschaft, während Michael Wedekind die nationalsozialistische Volkstumspolitik in der Operationszone Alpenvorland untersucht. Besonders aufschlussreich ist die Analyse von Margareth Lun über die Verwaltungs- und Militärstrukturen, die eine präzise Darstellung der organisatorischen Grundlagen der Besatzungspolitik liefern. Die Rolle der Besatzungswirtschaft, insbesondere im Trentino, wird von Alberto Ianes behandelt, und Lorenzo Gardumi beleuchtet die oft willkürliche Gewaltanwendung und Repression in der Region.

Kollaboration, Institutionen und Gesellschaft

Im zweiten Teil des Werkes werden die verschiedenen Formen der Kollaboration näher betrachtet. Marco Cuzzi führt eine vergleichende Analyse durch, die den unterschiedlichen Arten von Kollaboration in Italien und besonders im Alpenvorland nachgeht. Marco Borghi geht auf die Republik von Salò und das Phänomen der Kollaboration in Italien ein. Die schwierige Beziehung zwischen der katholischen Kirche und der deutschen Besatzungsmacht wird in den Beiträgen von Pierantonio Gios und Josef Gelmi behandelt, welche die Rolle von Bischöfen und religiösen Institutionen während der Besatzung beleuchten.

Widerstand und Resistenza

Der dritte Teil befasst sich mit dem Widerstand gegen die NS-Herrschaft und den verschiedenen Widerstandsbewegungen in der Region. Alberto De Bernardi bietet eine zentrale Perspektive auf den antifaschistischen Widerstand, während Armando Vadagnini und Ferruccio Vendramini die politischen Strömungen und Spannungen im Trentiner und Belluneser Widerstand untersuchen. Andrea Di Michele und Adriana Lotto untersuchen die Merkmale des Widerstands in Südtirol und den zivilen Widerstand, der sich in unterschiedlichen Formen äußerte. Stefan Lechner und Fabrizio Rasera ergänzen die Diskussion mit Fallstudien zu Kleinstädten und autobiographischen Erzählungen von Widerstandskämpfern.

Fazit

Der zu besprechende Sammelband Die Operationszone Alpenvorland im Zweiten Weltkrieg kommt einer herausragenden wissenschaftliche Arbeit, die eine tiefgehende und vielschichtige Betrachtung der deutschen Besatzung in Norditalien bietet, gleich. Die Publikation zeichnet sich durch die Vielfalt der Aspekte aus und bietet sowohl eine ausführliche Analyse der Besatzungsstrukturen als auch der lokalen Reaktionen auf die Okkupation, von der Kollaboration bis zum Widerstand. Die sehr präzise und durchaus differenzierte Darstellung macht das Buch zu einem unverzichtbaren Lesestoff für alle, die sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der regional-spezifischen Situation in den alpinen Provinzen Bozen, Trient und Belluno befassen.

Das Buch ist darüber hinaus besonders wertvoll für Geschichtswissenschaftler und Studierende, aber auch für alle Interessierten an der Geschichte des Widerstands und der Kollaboration in Italien. Die klar strukturierten Beiträge und die umfassende Quellenbasis tragen ferner dazu bei, dass das Werk keineswegs nur einen ausführlichen historischen Überblick bietet, sondern auch neue Forschungsperspektiven eröffnet. Demzufolge ist dem Herausgeberduo mehr als nur zu gratulieren.

von Andreas Raffeiner

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Andrea Di Michele/Rodolfo Taiani (Hrsg.), Die Operationszone Alpenvorland im Zweiten Weltkrieg (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs, Bd. 29) Bozen 2006

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