von ih 21.03.2025 06:00 Uhr

„Es war eine intensive und erfolgreiche Zeit“

Nach drei Jahren an der Spitze des Südtiroler Schützenbundes (SSB) hat Roland Seppi entschieden, sich nicht erneut der Wahl zum Landeskommandanten zu stellen. Im exklusiven Interview mit UT24 spricht er über die Gründe für seine Entscheidung, die Erfolge seiner Amtszeit und seine Pläne für die Zukunft.

Roland Seppi wird nicht mehr als Landeskommandant antreten - Foto: SSB

Herr Seppi, warum haben Sie sich entschieden, nicht mehr für eine weitere Amtszeit als Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes zu kandidieren?

 
Roland Seppi: Diese Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht. Ich habe mir viel Zeit genommen, um genau abzuwägen, was für mich und den SSB die beste Lösung ist. Auf der einen Seite war es ein verlockendes Angebot vieler Kompanien, nochmals drei Jahre zu dienen. Auf der anderen Seite leite ich ein Unternehmen mit 40 Angestellten, das nun baulich erweitert werden muss. Dieser Umbau beginnt in Kürze und erfordert meine volle Aufmerksamkeit. Deshalb habe ich schweren Herzens entschieden, nicht erneut anzutreten.

Sie sprechen von intensiven Überlegungen. War es schwierig, eine endgültige Entscheidung zu treffen?

 
Absolut. Ich habe die letzten drei Jahre als eine unglaublich wertvolle und lehrreiche Zeit empfunden. Ich durfte viele Kontakte knüpfen und Menschen für unsere Tiroler Werte begeistern. Dennoch: Verantwortung heißt auch, Prioritäten zu setzen. Der SSB verdient eine Führung, die sich mit ganzer Kraft engagiert. Mit den anstehenden Herausforderungen in meinem Unternehmen könnte ich diese Energie nicht mehr in dem Maße aufbringen, wie es nötig wäre.

Ihre Amtszeit war von zahlreichen Projekten geprägt. Welche Erfolge bleiben Ihnen besonders in Erinnerung?

 
Die Abteilung der Fleißigen hat in den letzten 34 Monaten wirklich viel erreicht. Besonders stolz bin ich auf folgende elf Großprojekte:

  1. Die Gedenkfeier in Bozen für die Katakombenlehrer
  2. Die Wanderausstellung zur Katakombenschule
  3. Die große wissenschaftliche Tagung „Minderheitenschule im fremdsprachigen Umfeld“ an der Uni Bozen
  4. Die wissenschaftliche Tagung „Ausverkauf der Heimat“ mit Prof. Peter Hilpold
  5. Die Aktion „Tiroler zeig Flagge“ – eine landesweite Fahnenaktion
  6. Das „Tirolquiz – Kennst du deine Heimat Tirol?“
  7. Die Dornenkrone auf dem Timmelsjoch als Mahnmal an der Unrechtsgrenze
  8. Die Gedenkaktion „100 Jahre Marsch auf Bozen“
  9. Die Aktion „Südtirol 100 Jahre namenlos“
  10. Die persönliche Übergabe unseres Briefes mit unseren Forderungen an die UNO
  11. Die namentliche Begrüßung und Vorstellung im Nationalrat in Wien

All diese Projekte haben das Tiroler Schützenwesen weiter gestärkt und für unsere Anliegen Sichtbarkeit geschaffen.

Ihre Bilanz liest sich beeindruckend. Gab es ein bestimmtes Ziel, das Ihnen besonders am Herzen lag?

 
Mir war es immer wichtig, nicht nur symbolische Akzente zu setzen, sondern konkrete Ergebnisse zu erzielen. In 33 Monaten konnten wir elf Großprojekte umsetzen – das entspricht etwa einem großen Projekt alle drei Monate. 127 Ausrückungen allein im Jahr 2024 sprechen für sich. Mein Verständnis von Leistung für den SSB war immer, aktiv zu sein und sichtbare Zeichen zu setzen.

Gab es auch schwierige Momente während Ihrer Amtszeit?

 
Ja, leider blieb auch das nicht aus. Bei einer meiner Ausrückungen als Landeskommandant kam es zu einer beispiellosen Situation: Einer der Bezirksmajore drohte meiner Frau – einer Frau, die er vorher noch nie gesehen hatte, und die ihn ebenfalls nicht kannte – mit den Worten: „Dein Mann wird es mit uns nicht fein haben.“ Solche Zwischenfälle sind erschütternd, zeigen aber auch, dass Veränderung nicht immer auf Zustimmung trifft.

Auch in der medialen Berichterstattung gab es Anfeindungen. Besonders der Schreiber einer Tageszeitung hat mit einer unglaublichen Bosheit gegen mich agiert. Ich sage dazu nur: Einen Orden für Bosheit gibt es noch nicht, aber dieser Schreiber und sein Umfeld würden ihn verdient haben.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

 
Jetzt geht meine ganze Energie in die Vergrößerung unseres Betriebs. Der Baubeginn steht unmittelbar bevor, und das ist für mich und meine Familie ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Gleichzeitig bleibe ich dem Schützenwesen selbstverständlich verbunden.

Abschließend ein Wort an Ihre Kameraden und Marketenderinnen?

 
Ein herzliches Vergelt’s Gott an alle Schützenkameraden und Marketenderinnen der 139 Kompanien und 2 Kapellen. Ihr Einsatz für Gott, für die Einheit Tirols und für die Freiheit ist unbezahlbar. Es war mir eine Ehre, Teil dieses großartigen Bundes zu sein!

Vielen Dank für das Gespräch!

„Auf an Ratscher“ mit Roland Seppi - VIDEO

Der noch amtierende Landeskommandant Roland Seppi war vor wenigen Wochen zu Gast in der ersten Folge der neuen UT24-Video-Interviewreihe „Auf an Ratscher“. Damals stand sein Rückzug von der Spitze des Südtiroler Schützenbundes noch nicht fest. Hier kann das Video angesehen werden. 

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