Alte Tirolensien neu gelesen (Teil 47)

Dabei wird die Bedeutung der Bilderburg Runkelstein als kulturelles und politisches Zentrum seiner Zeit besonders hervorgehoben. In einer Sammlung von Aufsätzen, die von unterschiedlichen Experten verfasst wurden, wird die Einflussnahme des Herrschers auf Kunst, Geschichte, Kultur und Kriegsführung untersucht. Eine Rezension von Andreas Raffeiner.
Einführung
Maximilian I. hinterließ keinesfalls bloß als Herrscher ein imposantes Erbe, sondern prägte auch die Kunst und Kultur seiner Zeit auf maßgebliche Weise. Schloss Runkelstein bei Bozen, auch „Bilderburg“ (nach Helmut Rizzolli) genannt, spielte eine wichtige Rolle in seiner Herrschaft. Das zu rezensierende Werk widmet sich in mehreren Abhandlungen der Frage, welche Relevanz dieses Schloss beim Eingang ins Sarntal und seine künstlerische Ausgestaltung für den Kaiser und sein Reich hatten.
Kunst und Architektur
Ein zentraler Teil des Buches befasst sich mit der visuellen Dimension von Runkelstein, besonders mit den beeindruckenden Fresken, die Maximilian I. als Auftraggeber zeigten. Die Beiträge von Anja Grebe und Alexandra Ohlenschläger beleuchten die „bildliche Geschichtskonstruktion“ in den Kunstwerken, die in der Bilderburg zu finden sind. Maximilian I. verstand die Kunst als ein Mittel der Selbstinszenierung, der Darstellung seiner Macht und seines geistigen Erbes. Besonders spannend ist dabei der Zusammenhang zwischen den Gemälden und den höfischen Erzählungen, die eine tiefere Bedeutung für die kulturelle Identität der Zeit widerspiegeln.
Das kulturelle und politische Erbe Maximilians
Das Buch zeigt auch, wie Maximilian I. durch Schenkungen und die Förderung von Künstlern und Handwerkern die kulturelle Landschaft formte. Massimiliano Righini und Federico Pigozzo bieten interessante Perspektiven auf die kulturellen und politischen Wechselwirkungen, die sich durch Maximilians Förderung von Kunst und Wissenschaft ergaben. Die Beiträge zu den militärischen und numismatischen Aspekten seines Erbes (Helmut Rizzolli und Heinz Winter) erweitern das Bild des Herrschers als einem Kaiser, der sowohl in der Kunst als auch in der Kriegskunst innovative Akzente setzte.
Kaiserliche Symbole und ihre Bedeutung
Ein faszinierendes Thema, das im Buch angesprochen wird, ist die Frage der „Repräsentation“ und der Symbolik in Maximilians Herrschaft. Die Münzen, die er prägen ließ, sind dabei nicht nur ein Mittel der Währung, sondern auch der politischen Kommunikation. Der Beitrag von Heinz Winter zu den numismatischen Denkmälern Maximilians I. gibt einen tiefen Einblick in die mediale Repräsentation dieser Zeit und die Strategien, mit denen der Kaiser seine Herrschaft festigte.
Fazit
Maximilian I. und seine Bilderburg Runkelstein ist eine hervorragende und bahnbrechende Sammlung von Aufsätzen, die nicht nur die künstlerische und ästhetische Tragweite von Runkelstein und Maximilian I., sondern auch die komplizierten Zusammenhänge im Spannungsfeld von Kultur, Politik und Gesellschaft in der Kaiserzeit beleuchten. Die Autoren bieten fundierte Untersuchungen und abwechslungsreiche und vielfältige Denkweisen und Perspektiven, die das Bild eines vielseitigen Herrschers zeichnen, der seine Macht keineswegs bloß durch militärische Aktionen, sondern auch durch die Förderung von Kunst und Kultur manifestierte. Das zu rezensierende Buch ist folglich nicht nur für Historiker, sondern auch für Kunstliebhaber und Interessierte an der Geschichte des späten Mittelalters in Tirol an der Schwelle zur Neuzeit von großer Bedeutung.
Insgesamt bietet das Werk einen imponierenden und tiefgründigen Blick auf Maximilian I. und seine Zeit, der nicht nur informativ-interessant, sondern, um es mit einer anderen Alliteration auszudrücken, ästhetisch-ansprechend ist – ein Muss für alle, die sich für das Mittelalter, die Maximilianische Ära und ihre kulturellen Ausdrucksformen interessieren.
von Andreas Raffeiner
—————————
Stiftung Bozner Schlösser (Hrsg.), Maximilian I. und seine Bilderburg Runkelstein (Runkelsteiner Schriften zur Kulturgeschichte, Bd. 14) Bozen 2019.
