Gemeinderatswahlen in Bozen: Keine rein deutschsprachigen Listen mehr

Laut Lang sei dieser Wandel absehbar gewesen, da sich die SVP-Gemeinderäte – mit Ausnahme von Stadträtin Johanna Ramoser – kaum für die deutschen Anliegen in der Landeshauptstadt eingesetzt hätten.
Besonders deutlich werde dies an der Aufstellung der Kandidatenliste der Südtiroler Volkspartei (SVP): Mit Federico Becarelli auf Platz zwei und Simone Buratti auf Platz acht sind zwei italienische Kandidaten in den vorderen Reihen positioniert. Zudem befinden sich mit Rovena Camena, Karnik Saha Cho Wdhury und Elizabeth Ribeiro da Silva drei Kandidaten mit Migrationshintergrund auf der Liste.
Der SHB kritisiert, dass sich die SVP dadurch immer weiter von ihrem ursprünglichen Ziel entferne, als Interessenvertretung der deutschsprachigen Minderheit in Bozen zu fungieren. Lang stellt die Frage, inwiefern Kandidaten ohne deutschen Hintergrund eine Verbindung zur historischen deutschen Kultur und Geschichte Bozens haben könnten – beispielsweise zu den alten Stuben und Gemälden, die seit Jahrzehnten in den Kellern des Stadtmuseums lagern.
Große Herausforderung für Deutsche in Bozen
Neben der Zusammensetzung der Wahllisten sieht der SHB auch größere Herausforderungen für die deutsche Minderheit in Bozen. So seien unter anderem die verpflichtende Zweisprachigkeit, garantierte Kindergartenplätze für deutsche Kinder und die Förderung des deutschen Vereinswesens zentrale Anliegen, die es zu vertreten gelte.
Ob die SVP diese Themen ausreichend berücksichtigen kann, sei fraglich, da sie auch die Interessen ihrer nichtdeutschen Kandidaten vertreten müsse. Besonders in der Schulpolitik seien dadurch Spannungen vorprogrammiert.
Lang prophezeit zudem eine hohe Zahl ungültiger oder weiß abgegebener Stimmen aus dem deutschen Lager bei den bevorstehenden Wahlen. Die Verantwortung dafür dürfe jedoch nicht den Wählern oder etwa dem Wetter zugeschoben werden, so der SHB-Obmann abschließend.
