von aw 15.03.2025 07:30 Uhr

Bilingualer Unterricht am Herz Jesu-Institut – Was, wenn diese Entscheidung Schule macht?

Ein harmloser Instagram-Post oder doch der Auftakt einer beunruhigenden Entwicklung? Das Herz Jesu-Institut in Mühlbach hat auf seiner Social-Media-Plattform verkündet, dass seit dem Schuljahr 2024/25 in der zweiten Klasse ein bilingualer Unterricht eingeführt wurde. Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich diese Maßnahme als eine gefährliche Weichenstellung: die langsame, aber stetige Zurückdrängung des muttersprachlichen Unterrichts – und damit der eigenen Identität.

APA (dpa)

Eine fragwürdige Entscheidung mit weitreichenden Folgen

Laut der Ankündigung des Instituts werden wöchentlich Geschichtsstunden auf Italienisch und Geografiestunden auf Englisch abgehalten. Was nach interkulturellem Austausch und Mehrsprachigkeit klingt, ist in Wahrheit ein direkter Angriff auf das über Jahrzehnte erkämpfte Recht auf muttersprachlichen Unterricht

Äußerst problematisch ist auch die Wahl der Fächer. Gerade Geschichte auf Italienisch zu unterrichten, ist eine äußerst fragwürdige Entscheidung mit Blick auf die deutsche Volksgruppe in Südtirol. Dieses Land hat unter Faschismus und erzwungener Italianisierung in der Vergangenheit genug gelitten. Dass ausgerechnet Geschichte – das Fach, in dem es um die Identitätsbildung geht – nun in der Sprache des ehemaligen Unterdrückers unterrichtet wird, ist mehr als nur unsensibel. Es ist eine bewusste Geschichtsverfälschung, die dazu beiträgt, das historische Bewusstsein der deutschen Südtiroler Jugend zu schwächen.

Der bilinguale Unterricht wurde zudem von hoher politischer Seite gewürdigt: Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner, Amtsdirektorin Maria Kostner, Schulinspektorin Sarah Viola sowie die Beraterinnen Monika Marinello und Irene Kostner nahmen als „Zaungäste“ an diesem Unterricht teil. Diese demonstrative Anwesenheit sendet eine klare Botschaft: „Seht her, das ist der Weg, den wir gehen wollen!“ Aber wohin führt dieser Weg?

Diese Initiative öffnet die Büchse der Pandora. Was heute nur zwei Fächer in einer Klasse betrifft, kann morgen auf weitere Fächer und Schulstufen ausgedehnt werden. Die Praxis zeigt: Sobald einmal mit bilingualem Unterricht begonnen wurde, gibt es kaum noch ein Zurück. Bald werden andere Schulen folgen, und schon in wenigen Jahren könnte der rein muttersprachliche Unterricht in Südtirol ein Relikt der Vergangenheit sein.

Die Illusion der Mehrsprachigkeit – auf Kosten der Muttersprache

Natürlich wird die Maßnahme mit dem vermeintlichen Vorteil der Mehrsprachigkeit begründet. Doch Mehrsprachigkeit funktioniert nicht durch das Ersetzen der Muttersprache, sondern durch eine fundierte, zusätzliche Sprachvermittlung. Wer in einer Sprache unterrichtet wird, die nicht seine Muttersprache ist, kann nicht dieselbe Tiefe und analytische Präzision in der jeweiligen Disziplin entwickeln. Dies führt langfristig zu einem Bildungsnachteil und einer Verwässerung der sprachlichen Identität.

Südtirol ist keine Spielwiese für pädagogische Experimente. Der muttersprachliche Unterricht ist das Fundament jeder Minderheit, die überleben will. Wer an diesem Fundament rüttelt, riskiert, dass das gesamte Gebäude einstürzt. Das Herz Jesu-Institut mag es gut meinen, aber es hat mit dieser Entscheidung einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen.

Ein Schritt in die falsche Richtung

Das Herz Jesu-Institut beschreitet mit diesem bilingualen Unterricht einen Pfad, der gefährlich für die deutsche Minderheit in Südtirol ist. Während der Unterricht auf den ersten Blick als fortschrittlich und weltoffen verkauft wird, steckt dahinter eine schleichende Aushöhlung der eigenen sprachlichen und kulturellen Identität.

Die Geschichte lehrt uns, dass eine Minderheit nur überleben kann, wenn sie an ihrer Sprache und Kultur festhält. Wer hier leichtfertig Experimente eingeht, gefährdet nicht nur die Bildungsqualität der Schüler, sondern auch die Zukunft der deutschen Volksgruppe in Südtirol. Es ist an der Zeit, klare Kante zu zeigen – bevor es zu spät ist.

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