von red 14.02.2025 12:00 Uhr

Spricht man Valentin mit F oder mit W?

Der Valentinstag ist bekannt für Blumen, Pralinen und romantische Gesten. Doch hinter diesem besonderen Tag steckt mehr als nur die Feier der Liebe. Auch der Name „Valentin“ selbst gibt Anlass zu sprachlichen Überlegungen. Wie wird er eigentlich korrekt ausgesprochen – mit „F“ (so wie in Vater) oder mit „W“ (so wie in Virus)? Der Sprachwissenschaftler Cristian Kollmann gibt darauf eine klare Antwort und beleuchtet die historische Entwicklung dieses Namens.

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Sprachhistorisch korrekt spricht man Falentin, Feit und Finzenz.

Bei dem Vornamen Valentin handelt es sich, so wie bei den Vornamen Veit und Vinzenz, um hochmittelalterliche Entlehnungen aus den entsprechenden lateinischen Vornamen Valentīnus, Vītus und Vincentius. Valentīnus ist eine Ableitung von lateinisch valēns ‘kräftig, stark, gesund, mächtig’, Vītus ist etymologisch unsicher, und Vincentius ist eine Ableitung von lateinisch vincēns ‘siegend’. In der spätalthochdeutschen und mittelhochdeutschen Sprachphase (die von ca. 900 bis 1350 reichte), gab es am Wortanfang und meist auch im Wortinneren kein f. Stattdessen wurde w gesprochen, das vielfach als v geschrieben wurde. Wörter wie Feld, fliegen, Fuchs wurden damals somit „wält“, „wliegen“, „wuchs“ gesprochen.

Vater, Vieh, Vogel versus Feld, fliegen, Fuchs.

Erst zum Frühneuchochdeutschen hin (ab ca. 1350) wurde aus diesem „w“ ein „f“, so wie wir es heute kennen. Dieses „f“ wird in einigen wenigen Wörtern relikthaft noch als „v“ geschrieben, etwa in Vater, Vieh, Vogel, obwohl es historisch mit dem „f“ in Feld, fliegen, Fuchs identisch ist. Der Wandel der Aussprache von mittelhochdeutsch „w“ zu frühneuhochdeutsch „v“ galt nicht nur in deutschen Wörtern, sondern auch in Entlehnungen, in diesem Fall aus dem Lateinischen. Daher wurden mittelhochdeutsch „Walentin“, „Witus“ und „Winzenz“ zu frühneuhochdeutsch „Falentin“, „Feit“ und „Finzenz“, dies unter Beibehaltung der historischen Graphie mit V so wie in Vater, Vieh, Vogel.

Veit versus Vitus.

Wenn nun in der deutschen Schriftsprache die Vornamen Valentin, Vinzenz mit „W“ gesprochen werden, dann deshalb, weil diese Namen (zu Recht) als nicht genuin deutsch betrachtet werden und man daher geneigt ist, jedes V in nicht-deutschen Wörtern als „W“ zu sprechen. Anders ist es beim Vornamen Veit. Da dieser auf Grund des Zweilautes ei, der aus langem i hervorgegangen ist, ein typisch deutsches Merkmal aufweist, wird er auch im Anlaut mit „F“ gesprochen – dies im Gegensatz zur Dublette Vitus, die noch näher am Original und folglich eine erst junge Entlehnung aus dem Lateinischen ist, die keine besondere Lautentwicklung mehr mitgemacht hat.

Auch der Name Xaver wird mit „f“ gesprochen.

Beim Vornamen Xaver dürften Viele meinen, dass es sich um einen urbairischen Namen handle. In der Tat erfreute sich dieser Name gerade im bairischen Sprachraum, zu dem auch Tirol gehört, Jahrhunderte lang großer Beliebtheit. Doch er kam dort erst ab dem 16. Jahrhundert auf. Bei Xaver handelt es sich ursprünglich um einen Beinamen, der sich als Vorname verselbstständigt hat. Der vollständige Name ist Franz Xaver. Hierbei handelt es sich um die eingedeutschte Form von spanisch Francisco de Javier. Benannt ist dieser Francisco nach seinem Geburtsort, das ist das Schloss Javier in der gleichnamigen Ortschaft in der heutigen Provinz Navarra. Der Schlossname seinerseits stammt aus dem Baskischen und würde einer modernen baskischen Bildung etxeberri entsprechen, das sich aus etxe ‘Haus’ und berri ‘neu’ zusammensetzt. Der Franz Xaver wäre somit der Franz Neuhauser. Den Namen Xaver mit w statt mit f auszusprechen, wäre genau so „falsch“ (in der Fachsprache sagt man: hyperkorrekt) wie bei Valentin.

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