Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positionieren sich die Fratelli d‘Italia?
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Obwohl die Zweisprachigkeit ein Symbol für den Schutz der deutschsprachigen Bevölkerung sein soll, fühlen sich viele Bürger längst als Bittsteller. Die jüngsten Vorfälle rund um die Agentur der Einnahmen sind nur die Spitze des Eisbergs: Termine können online nur auf Italienisch gebucht werden, deutsche Anträge sind Fehlanzeige. Und dies in einem Land, dessen Autonomie weltweit als Vorbild gilt?
In einer neuen Artikelserie beleuchtet UT24 die schleichende Aushöhlung eines Grundrechts, fragt nach Verantwortlichkeiten und fordert Antworten von den politischen Entscheidungsträgern im Landtag. Denn eines steht fest: Die Zukunft der Autonomie hängt auch davon ab, ob das Versprechen der Zweisprachigkeit gehalten wird – oder ob es nur auf dem Papier existiert. Heute mit Marco Galateo von den Fratelli d‘Italia.
Wie bewerten Sie die Tatsache, dass deutschsprachige Bürger in Südtirol bei staatlichen Einrichtungen wie der Agentur der Einnahmen systematisch benachteiligt werden? Halten Sie diesen Zustand gegenüber der deutschen Bevölkerung für fair und vertretbar?
In Südtirol ist das Zusammenleben der verschiedenen Sprachgemeinschaften ein Beispiel für Integration und gegenseitigen Respekt. Die Achtung der sprachlichen Rechte ist in einer multiethnischen Gesellschaft wie der unseren von zentraler Bedeutung, und wir bemühen uns ständig, sicherzustellen, dass jeder Bürger seine eigene Sprache in öffentlichen Ämtern sprechen kann. Wir sind jedoch der Meinung, dass die gemeldeten Fälle sporadisch sind und keine systematische Situation widerspiegeln.
Welche konkreten Maßnahmen werden Sie ergreifen, um sicherzustellen, dass die deutsche Sprache in öffentlichen Einrichtungen den ihr gebührenden Platz erhält? Wie sieht Ihr Einsatz für die Zweisprachigkeitspflicht aus?
Die Herausforderung der Zukunft besteht darin, wirklich zweisprachige Bürger auszubilden. Unserer Meinung nach ist der beste Weg, dieses Ziel zu erreichen, die Bildung bereits im frühen Kindesalter zu beginnen. Die Vorschriften zur Zweisprachigkeit sind klar, und wir fördern zweisprachige Bildungswege in italienischsprachigen Schulen. Unser Ziel ist es, eine perfekte Zweisprachigkeit zu erreichen, bei der jeder seine Muttersprache spricht und die des anderen versteht. Aus diesem Grund möchten wir Schulen, die eine authentisch zweisprachige Bildung anbieten, stärker unterstützen und fördern. Durch gezielte Investitionen und spezifische Programme wollen wir, dass die jungen Südtiroler mit einer soliden Kompetenz in beiden Sprachen aufwachsen, was nicht nur die alltägliche Kommunikation erleichtert, sondern auch das soziale und kulturelle Gefüge unseres Landes stärkt.
Was sagen Sie den Bürgern, die sich von öffentlichen Institutionen im Stich gelassen fühlen und den Eindruck haben, dass die deutsche Sprache systematisch ignoriert wird? Welche Verantwortung trägt die Politik hier?
Den Bürgern, die sich von den Institutionen im Stich gelassen fühlen, ist es wichtig zu versichern, dass ihre Stimme gehört wird. Eine aktive und inklusive Politik kann dazu beitragen, die sprachliche Vielfalt anzuerkennen und zu respektieren, was das Vertrauen in die Institutionen verbessert. Die Politik hat die Verantwortung, sicherzustellen, dass sich kein Bürger aufgrund seiner gesprochenen Sprache ausgeschlossen oder an den Rand gedrängt fühlt.
Halten Sie es für gerecht, dass trotz zahlreicher gemeldeter Verstöße gegen die Zweisprachigkeitspflicht keine Strafen verhängt werden? Welche Schritte werden Sie setzen, um sicherzustellen, dass der Schutz der deutschen Sprache nicht länger nur auf dem Papier existiert?
Wir sind der Meinung, dass die Anwendung von Sanktionen nicht die beste Lösung ist. Wir glauben vielmehr, dass dieses Problem ohne Übertreibungen angegangen werden sollte, indem Zusammenarbeit und Bildung gefördert werden, anstatt zu bestrafen. Unsere Vision ist es, aktiv mit den Institutionen zusammenzuarbeiten, um die sprachlichen Dienstleistungen zu verbessern, beispielsweise durch Schulungen, Sensibilisierung und kontinuierliche Unterstützung für die öffentlichen Angestellten.
Meldung einer Verletzung der Zweisprachigkeitspflicht
Bürger, die von einer Verletzung der Zweisprachigkeitspflicht betroffen sind, oder denen eine solche Verletzung auffällt, können sich an das Amt für Landessprachen und Bürgerrechte wenden und die Verletzung melden.
Bisher erschienene Artikel in der Reihe "Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positioniert sich...?"
Teil 1: Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positioniert sich Andreas Colli von “Wir Bürger”?
Teil 2: Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positioniert sich die SVP?
Teil 3: Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positionieren sich die Freiheitlichen?
Teil 4: Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positioniert sich die Süd-Tiroler Freiheit?
Teil 5: Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positioniert sich die Lega?
Teil 6: Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positioniert sich die Liste JWA?
Teil 7: Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positionieren sich die Grünen?
Teil 8: Zweisprachigkeit in Gefahr: Wie positioniert sich das Team K?
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