FPÖ und Migranten: Ein überraschender Schulterschluss?
Die FPÖ und Migranten – eine Kombination, die vor wenigen Jahren noch undenkbar schien. Doch aktuelle Medienberichte und Aussagen, wie etwa jene von Kanber Demir, einem Politiker mit türkischen Wurzeln aus Wiener Neustadt, sowie weiteren Stimmen von Menschen mit Migrationshintergrund, werfen ein neues Licht auf die politische Landschaft Österreichs.
Demir, der sich bei den bevorstehenden niederösterreichischen Gemeinderatswahlen mit einer eigenen Liste bewirbt, zeigt sich gegenüber der FPÖ unerwartet offen. „Nur weil es die FPÖ ist, kann ich nicht sagen, die machen alles schlecht“, so Demir. Seine Aussagen stoßen auf Resonanz bei vielen anderen Migranten, wie etwa dem jungen Christopher, der in einem „FPÖ TV“-Beitrag betonte, wie wichtig ihm das Thema Sicherheit sei.
Eine neue Perspektive auf die FPÖ
Über Jahrzehnte hinweg galt die FPÖ als Partei, die besonders von Menschen mit Migrationshintergrund kritisch beäugt wurde. Linke Stimmen, wie jene der Tageszeitung Der Standard, schreiben weiterhin eine extreme Ausländerfeindlichkeit herbei und es werde drastische Maßnahmen gegen Migranten unter einer FPÖ-Regierung geben. Dennoch scheinen sich Teile der ausländischen Community von diesen Warnungen zu distanzieren. Kanber Demir und andere betonen die Dialogbereitschaft innerhalb der Partei, während sie Themen wie Sicherheit und Integration als zentrale Anliegen hervorheben.
Die Entwicklung in Wiener Neustadt, einer Stadt mit dem höchsten Migrantenanteil in Niederösterreich, könnte wegweisend sein. Migrantenvertreter wie Demir fordern explizit Mitsprache für Menschen mit Migrationshintergrund, was in den bisherigen politischen Debatten oft zu kurz gekommen sei. Gleichzeitig zeige die Offenheit gegenüber der FPÖ, dass pragmatische Politik wohl zunehmend wichtiger werde als ideologische Gräben, so der Exxpress.
Warum ist das so?
Der Zuspruch zur FPÖ bei Migranten lässt sich mit mehreren Faktoren erklären:
1.Sicherheit und soziale Ordnung: In unsicheren Zeiten wächst der Wunsch nach klaren politischen Konzepten, die Schutz und Stabilität garantieren. Laut Medienberichten fühlen sich viele Migranten bei diesen Themen von der FPÖ besser vertreten als von anderen Parteien.
2.Enttäuschung von traditionellen Parteien: Für viele Migranten galten SPÖ und Grüne lange als politische Heimat. Doch die anhaltende Kritik an Integrationskonzepten und die als schwach empfundene Positionierung in Sicherheitsfragen haben viele enttäuscht.
3.Politische Normalisierung: Stimmen wie jene von Demir zeigen, dass die FPÖ zunehmend als legitimer Gesprächspartner wahrgenommen wird – sogar von Menschen mit Migrationshintergrund.
4. Gegen Sozialschmarotzertum: Ein weiterer Grund für den offenen Zugang und wachsenden Zuspruch von Migranten zur FPÖ liegt in der Ablehnung von Verhaltensweisen, die das Ansehen ihrer Gemeinschaft in Österreich schädigen. Viele Migranten, die sich erfolgreich integriert haben, hart arbeiten, Steuern zahlen und sich aktiv in die Gesellschaft einbringen, distanzieren sich von jenen, die Integrationsangebote ignorieren, sich nicht anpassen wollen und sich auf das soziale Netz verlassen, ohne einen eigenen Beitrag zu leisten. Sie sehen in der FPÖ eine politische Kraft, die solche Probleme klar anspricht und Maßnahmen fordert, um unsoziales Verhalten einzudämmen. Diese Haltung wird von vielen als Schutz ihrer eigenen Errungenschaften und ihres sozialen Ansehens verstanden – eine klare Abgrenzung gegenüber „Schmarotzertum“, das sie selbst ablehnen.
Was bringt die Zukunft?
Die politische Landschaft in Niederösterreich steht vor spannenden Veränderungen. Dass Migrantenvertreter wie Kanber Demir die FPÖ nicht mehr kategorisch ausschließen und sich immer mehr Migranten sogar der FPÖ zuwenden, zeigt, dass wir uns in einer Zeit befinden, in der ideologische Barrieren durch Pragmatismus ersetzt werden. Die kommenden Wahlen werden ein wichtiger Gradmesser dafür sein, wie sich diese Dynamik weiterentwickelt – und ob die FPÖ es schafft, das Vertrauen einer neuen Wählerschicht langfristig zu gewinnen.