SVP schlägt Unterdenkmalstellung von Fascho-Gebäude vor
Was auf den ersten Blick nach einer Routineentscheidung klingt, sorgt bei näherer Betrachtung für Fassungslosigkeit. Denn dieses Gebäude ist nicht irgendein Bauwerk – es trägt die schwer belastete Handschrift des Architekten Paolo Rossi de Paoli, einem Schüler des berüchtigten Marcello Piacentini, Mussolinis “Staatsarchitekten”.
Ein dunkles Erbe
Das Ex-INA-Gebäude ist Teil eines groß angelegten Projekts Piacentinis, das während der faschistischen Herrschaft Italiens in Bozen realisiert wurde. Die Vision: Das Siegesdenkmal als neues Zentrum der Stadt zu etablieren. Vor dem Denkmal sollte der Siegesplatz entstehen, während auf der anderen Seite der Talferbrücke monumentale Propyläen errichtet werden sollten, um das bisherige Stadtzentrum optisch zu verdrängen und den neuen Machtanspruch zu unterstreichen.
Das Ex-INA-Gebäude war dabei keine Randerscheinung, sondern eine bewusste Inszenierung des Regimes. Der Architekt, Paolo Rossi de Paoli, war auch Architekt/Planer des Bozner Siegesplatzes. Damit war Rossi de Paoli einer der Hauptakteure der faschistischen Architekturbewegung in Bozen. Dass ausgerechnet ein solches Symbol der Unterdrückung nun unter Denkmalschutz gestellt werden soll, stößt nicht nur Historikern sauer auf.
Achammers Erklärung: Ein rhetorisches Eigentor?
Landesrat Philipp Achammer verteidigt die Entscheidung in der Presseaussendung mit den Worten: „Baudenkmäler, wie das Ex-INA-Gebäude und deren Nachbargebäude, sind Orte, an denen wir die Architekturgeschichte, die unweigerlich auch mit der Zeitgeschichte unseres Landes verbunden ist, nachempfinden können. Darum ist es wichtig, dies auch für künftige Generationen durch die Unterschutzstellung zu sichern.“
Eine Aussage, die wie ein Schlag ins Gesicht jener Südtiroler wirkt, die unter der faschistischen Politik Italiens gelitten haben. Historische Aufarbeitung und Denkmalschutz sind zweifelsohne wichtig – doch müssen es ausgerechnet Symbole faschistischer Hegemonie sein? Achammers Argumentation könnte genauso gut von seinen Koalitionspartnern von den Fratelli d’Italia stammen.
SVP: Neue Wege oder Werteverfall?
Die Entscheidung wirft ein grelles Licht auf die derzeitige Linie der Südtiroler Volkspartei. Eine Partei, die einst als Schutzschild der Südtiroler Identität gegen italienische Assimilierungsversuche galt, scheint zunehmend bereit, historische und moralische Tabus zu brechen. Mit der Zusammenarbeit mit den Fratelli d’Italia wurde bereits eine rote Linie überschritten. Doch mit der Initiative zur Unterdenkmalstellung eines faschistisch geprägten Gebäudes katapultiert sich die SVP in eine moralische Grauzone, die viele ihrer Wähler nicht nachvollziehen können.
Was steckt hinter dem Vorstoß?
Die Frage, die sich aufdrängt: Was erhofft sich die SVP von diesem Schritt? Ist es der Versuch, sich in Rom als pragmatischer Partner zu präsentieren? Oder geht es um den Wunsch, eine vermeintlich „neutrale“ Erinnerungskultur zu etablieren, die historische Fakten von ihrer politischen Brisanz entkleidet?
Eines ist klar: Die Entscheidung, dieses Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, ist weit mehr als eine simple Verwaltungsentscheidung. Sie berührt den Kern der Südtiroler Identität und der Art und Weise, wie das Land mit seiner belasteten Vergangenheit umgehen will.
Momentan bleibt der bittere Nachgeschmack eines politischen Schritts, der viele vor den Kopf stößt. Die Geschichte mag in Stein gemeißelt sein, doch wie wir mit ihr umgehen, ist eine Frage der Haltung – und in diesem Fall scheint die SVP eine besorgniserregende Richtung eingeschlagen zu haben.
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05.01.2025
den brüdern schunn
insere kinder a ??
04.01.2025
Der Lachammer ist nur mehr peinlich auf der ganzen Linie
Die SVP ist ein Scherbenhaufen geworden u. schützt Faschisten Gebäude
Den Brüdern wird’s freuen
04.01.2025
Das Rückgrat ist bei manchen Politikern unterentwickelt, vielleicht weil es so wenig benutzt wird. Margaret Thatcher