1945: Der Terror der Nachkriegs-„Partisanen“
Nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Südtirol am 4. Mai 1945 kam es zu einer „wundersamen Wiederauferstehung“ des zuvor zerschlagenen Bozner Befreiungskomitees (CLN). Unter der Leitung von De Angelis wurde dieses dem Mailänder CLNAI unterstellt. Ein Bericht des amerikanischen Offiziers George Brehm schildert, dass das CLN in Bruneck bis Kriegsende nicht existierte. Schlagartig hätten sich jedoch alle Italiener angeschlossen. Nach kurzer Zeit agierten einige Mitglieder des CLN aufführerisch, was den Eindruck verstärkte, dass die Situation außer Kontrolle war. Amerikanische Stellen forderten, dass die CLN-Führung in Bozen die öffentliche Ordnung nicht weiter gefährde. Die Zusammenarbeit mit dem CLN wurde schließlich eingestellt, dennoch kam es weiterhin zu Übergriffen gegen die einheimische Bevölkerung durch sogenannte „Nachkriegs-Partisanen“.
Übergriffe und Plünderungen in Bozen
Bereits am 3. Mai 1945, unmittelbar nach der Kapitulation der Wehrmacht in Italien, agierten italienische „Befreier“ im Bozner Stadtviertel Gries-Quirein. In einem Bericht im Tiroler Landesarchiv wird geschildert, wie Männer des CLN ein Haus plünderten. Der betroffene Eigentümer verbarrikadierte das Gebäude, jedoch wurden am nächsten Tag erneut Einbrüche verübt. Der gestohlene Besitz landete schließlich bei einer italienischen Militärdienststelle.
Berichte von Augenzeugen
US-Colonel Bill Healey beschrieb, wie eine Gruppe bewaffneter Männer und Frauen, stark alkoholisiert, ihn aufforderte, die Deutschen zu töten. Dies verdeutlicht die Feindseligkeit und den Kontrollverlust. Ein deutscher Einwohner berichtete, dass bis zum 2. Mai in Südtirol Ruhe herrschte. Ab dem 3. Mai jedoch seien selbst ehemalige radikale Faschisten zu „Partisanen“ geworden.
Willkürherrschaft und Machtmissbrauch
Die Historikerin Eva Pfanzelter dokumentiert, dass „self-styled“ Partisanen in Häuser einbrachen, Wehrmachtsgut raubten und dabei jegliche Kontrolle verloren. Aufgrund zahlreicher Klagen stellte die amerikanische Militärregierung Mitte Mai 1945 die Zusammenarbeit mit dem CLN ein. Dennoch setzten Plünderungen, Gewalt und Requisitionen fort, oft zum persönlichen Vorteil der Täter. Es ging auch darum, die einheimische Bevölkerung zu demütigen und die neue Machtverteilung zu demonstrieren.
Verhaftungen und italienische Einflüsse
Ein Bericht von Dr. Wolfgang Steinacker beschreibt, wie nach Kriegsende zahlreiche Verhaftungen stattfanden, oft ohne stichhaltige Beweise. Gleichzeitig brachten Lastkraftwagen Gruppen italienischer Unterstützer nach Bozen, die im Namen des CLN operierten. Sie führten willkürliche Maßnahmen gegen die Bevölkerung durch, darunter Verhaftungen, Plünderungen und Requisitionen von Eigentum.
Das Verhalten der Partisanen
Die „Befreier“ agierten meist sehr willkürlich, was bei der Südtiroler Bevölkerung den Eindruck hinterließ, einem „Terror-Regime“ ausgeliefert zu sein. US-Berichte kritisierten, dass die Partisanen nicht organisiert waren und kaum tatsächlich gegen die Deutschen gekämpft hatten. Vielmehr versteckten sie sich und tranken Wein, anstatt aktiv Widerstand zu leisten.
Fortsetzung folgt…
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Der obige Auszug stammt aus dem Buch „Repression. Band 1. Wie Südtirol 1945/46 wieder unter das Joch gezwungen wurde“ von Dr. Helmut Golowitsch.
Golowitsch, Helmut: Repression. Band 1. Wie Südtirol 1945/46 wieder unter das Joch gezwungen wurde: Neumarkt a.d. Etsch: Effekt!. 2020. ISBN: 978-88-97053-68-2