Arbeit, Klima und Lebenshaltung: Gewerkschaft stellt die Weichen für 2025
Die Generalsekretärin, Cristina Masera, erinnerte an das Engagement im Vorjahr für die Unterschriftensammlung zu den Referenden der CGIL zu Arbeitsthemen, insbesondere zu Kündigungen und Prekarität, sowie in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen zur differenzierten Autonomie: „Das Referendum ist für uns ein Instrument, um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitnehmer zu verbessern, wenn dies durch Tarifverträge und Gesetze nicht gelingt. Im Jahr 2025 werden wir, falls das Verfassungsgericht sie für zulässig erklärt, daran arbeiten, auf lokaler Ebene die notwendige Wahlbeteiligung zu erreichen“. Hinsichtlich der lokalen Politik äußerte die Gewerkschaft Zweifel an der tatsächlichen Möglichkeit, die Autonomie zurückzugewinnen, sowie an den Maßnahmen des Landeshaushalts. Masera erklärte: „Der Haushalt ist zwar reich, aber es fehlt ein struktureller Ansatz zur Entwicklung und Armutsbekämpfung“.Â
Um eine echte soziale Nachhaltigkeit zu erreichen, sei es laut Masera notwendig, wie bereits von der Rentnergewerkschaft des AGB/CGIL betont, festzulegen, wer in Südtirol als arm gilt und mit welcher einheitlichen Maßnahme diese Menschen unterstützt werden können.
„Bereits im Jahr 2024 haben wir uns in Südtirol mit Schwarzarbeit, Grauarbeit und dem Risiko von Ausbeutung beschäftigt und werden allen, die in diesem Bereich aktiv sind, unsere volle Unterstützung anbieten. Zudem bleiben Probleme wie die Wohnungsnot und die hohen Lebenshaltungskosten ungelöst. Es gibt Menschen, die im Dormizil übernachten müssen, obwohl sie arbeiten, und dennoch kein würdevolles Leben führen können“, präzisierte die Generalsekretärin.
Ökologische Nachhaltigkeit und der Klimaaktionsplan
Im Hinblick auf die ökologische Nachhaltigkeit, ein weiteres zentrales Thema der CGIL, berichtete Josef Lazzari, Mitglied des Landessekretariats, dass die Gewerkschaft als Stakeholder in den Klimaaktionsplan einbezogen wurde. Für 2025 bleibe jedoch die Frage offen, welche Vorschläge von der Landesregierung als umsetzbar erachtet werden. „Für uns wäre ein Klimagesetz von großer Bedeutung – bloße Leitlinien sind nicht ausreichend. Die Zeit drängt, und wir müssen gemeinsam die negativen Auswirkungen beseitigen, die wir sonst den kommenden Generationen hinterlassen“, betonte Lazzari. Für die Gewerkschaft müsse der Umweltschutz mit der Schaffung qualitativ hochwertiger, gut bezahlter und nicht prekärer Arbeitsplätze einhergehen.
Automobilsektor und Arbeitsplatzverlust
Eine weitere Sorge für 2025 sei der Automobilsektor, der europaweit in der Krise steckt. Ein Bericht der CGIL auf nationaler Ebene ergab, dass im Jahr 2024 118.000 Arbeitnehmer von Unternehmenskrisen betroffen waren – doppelt so viele wie im Vorjahr. Der AGB/CGIL befürchtet, dass auch Südtirol 2025 nicht von Arbeitsplatzverlusten verschont bleibt.
Kollektivverträge und die Lebenshaltungskosten
Das Hauptthema für die CGIL bleibe laut Angelika Hofer, Mitglied des Landessekretariats, die Kollektivvertragsverhandlungen als das beste Mittel, um der steigenden Lebenshaltungskosten Herr zu werden. Im Jahr 2024 wurden in verschiedenen Branchen zahlreiche nationale Tarifverträge erneuert, doch viele stehen noch aus, wie beispielsweise jener der Metallarbeiter. Auf lokaler Ebene wurden sowohl Kollektivverträge im öffentlichen Dienst als auch im privaten Sektor abgeschlossen. Dezentrale Verhandlungen, sowohl auf territorialer als auch auf betrieblicher Ebene, spielen eine wichtige Rolle bei der Anpassung der lokalen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Attraktivität und wirtschaftliche Nachhaltigkeit stünden im Mittelpunkt, um qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten – etwa im sozialen Bereich, wo die Schwierigkeiten besonders groß seien. Hofer erinnerte daran, dass die Ressourcen für die Kollektivvertragsverhandlungen 2025–2027 im lokalen öffentlichen Dienst unzureichend seien, insbesondere um die notwendigen strukturellen Gehaltserhöhungen sicherzustellen. „Die Auslagerung von Dienstleistungen bleibt ein kontroverses Thema. Die Bürger benötigen qualitativ hochwertige Dienstleistungen, die durch gute Arbeitsbedingungen der Beschäftigten gewährleistet werden können“, kommentierte Hofer. Die Herausforderung im Jahr 2025 sei es daher, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor durch Tarifverhandlungen den Kaufkraftverlust auszugleichen und den Südtiroler Arbeitnehmer ein würdevolles Leben zu sichern.Â
Vorfinanzierung der Abfertigung für Rentner
Ein weiteres Ziel für 2025 sei es, dass die Provinz den öffentlichen Rentnern die Abfertigung vorfinanziert, da diese derzeit die erste Rate erst mehr als zwei Jahre nach der Pensionierung erhalten.
Mitgliederwachstum und soziale Dienstleistungen
Der AGB/CGIL ist zufrieden das Jahr 2024 mit rund 42.000 Mitgliedern abgeschlossen zu haben – ein Anstieg von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Verhältnis zwischen Frauen (49,88 Prozent) und Männern (50,12 Prozent) ist sehr ausgewogen. 63 Prozent der Mitglieder sind aktiv berufstätig, während die Rentner die restlichen 37 Prozent ausmachen. Der Anteil ausländischer Arbeitnehmer liegt bei 23 Prozent, davon sind sieben Prozent EU-Bürger.
Das Jahr endet mit Zahlen für das CAAF, das sich erneut als das größte Steuerhilfezentrum Südtirols bestätigt hat – gemessen an der Anzahl bearbeiteter 730-,Isee-, Durp- und Vse-Formulare. Insgesamt wurden 36.773 Steuerklärungen 730 bearbeitet, 12.472 Isee-Erklärungen erstellt und 26.433 Durp/Eeve-Erklärungen abgewickelt. Das Patronat INCA hat im Jahr 2024 insgesamt 45.838 Anträge bearbeitet, darunter 8.700 im Bereich Elternschaft (1.555 Anträge für das einheitliche Familiengeld, 6.500 Anträge für das Landesgeld für Kinder und 650 für das Landesgeld für Familien). Zudem wurden 1.041 Anträge für Pflegegeld eingereicht. Die Rechtsschutzbüros der Gewerkschaft beobachten, dass sich die arbeitsrechtlichen Streitfälle im Jahr 2024, wie bereits im Vorjahr, vor allem auf Arbeitnehmer über 50 Jahre beziehen, die hauptsächlich ihre wirtschaftlichen Ansprüche geltend machen wollen.