von ih 28.12.2024 18:18 Uhr

Putin entschuldigt sich für Flugzeugabsturz

Ohne direkt Verantwortung für den Absturz einer aserbaidschanischen Passagiermaschine zu übernehmen hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin für den Vorfall entschuldigt. Die russische Luftabwehr sei beim Landeversuch der Maschine im russischen Grosny aktiv gewesen, sagte Putin am Samstag in einem Telefonat mit seinem aserbaidschanischen Kollegen Ilham Aliyev. Er äußerte sich jedoch nicht explizit dazu, ob russische Luftabwehrraketen das Flugzeug trafen.

APA/AFP

Grosny sei von ukrainischen Kampfdrohnen angegriffen worden – und die russische Luftverteidigung wehrte diese Angriffe ab, sagte Putin nach Angaben des Kreml im Telefonat mit Aliyev. Putin sprach den Familien der Opfer erneut sein tiefes und aufrichtiges Beileid aus und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung. Der Kreml teilte weiter mit, Putin und Aliyev hätten ausführlich Fragen rund um den Absturz besprochen. Russland arbeite eng mit Aserbaidschan und Kasachstan zusammen.

Putin telefonierte mit Staatschefs von Aserbaidschan und Kasachstan

Aliyev selbst sprach von externer physischer und technischer Einwirkung auf das Flugzeug, während es im russischen Luftraum flog. Dies habe zum vollständigen Kontrollverlust und zum Absturz der Maschine über Kasachstan geführt.

Die Löcher im Flugzeugrumpf, die Verletzungen von Passagieren und Besatzung durch während des Fluges in die Kabine eingedrungene Fremdkörper und die Aussagen Überlebender bestätigten die externe physische und technische Einwirkung, sagte Aliyev. Baku wolle eine Untersuchung, um sicherzustellen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Aliyev beschuldigte allerdings Russland nicht direkt.

Putin telefonierte wenig später auch mit dem kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew. Die beiden Präsidenten hätten sich angesichts russischer und kasachischer Todesopfer gegenseitig ihr Beileid ausgesprochen, teilte der Pressedienst des Kreml mit. Beide Seiten erwarten eine “objektive und transparente” Untersuchung.

Experten vermuten russische Flugabwehrraketen als Grund für Absturz

Die Maschine von Aserbaidschan Airlines mit 67 Insassen war ursprünglich auf dem Weg von der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku nach Grosny in Tschetschenien, flog dann aber Richtung Aktau in Kasachstan, wo sie am Mittwoch abstürzte und in Flammen aufging. Mehrere westliche Länder und auch Experten stellten die Hypothese auf, dass eine russische Flugabwehrrakete das Flugzeug getroffen haben könnte.

Es gebe vorläufige Hinweise, welche die Vermutung nahelegen, dass dieses Flugzeug von russischen Luftabwehrsystemen abgeschossen wurde, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby, ohne genauere Angaben zu machen. Aserbaidschan Airlines hatte seinerseits erklärt, physische und technische Einwirkung von außen hätten ersten Ermittlungen zufolge den Crash verursacht.

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte am Samstag eine rasche, unabhängige internationale Untersuchung des Absturzes. Der Vorfall sei eine deutliche Erinnerung an den Malaysia-Airlines-Flugs MH17 – die Maschine war 2014 über der Ukraine von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden.

Ermittler aus Aserbaidschan in Russland

In der Mitteilung des Kreml hieß es weiter, russische Ermittler hätten ein Verfahren wegen Verstoßes gegen die Regeln für die Sicherheit des Flugverkehrs eingeleitet. „Die ersten Ermittlungsmaßnahmen sind im Gange, und es werden zivile und militärische Spezialisten befragt.” Zwei Mitarbeiter der aserbaidschanischen Generalstaatsanwaltschaft seien bereits in Grosny, wo sie mit Vertretern der russischen Seite zusammenarbeiteten. Auch an der Absturzstelle in der Nähe von Aktau gingen die Arbeiten der Ermittler aus Russland, Aserbaidschan und Kasachstan weiter, hieß es.

„Die Ermittlungen werden klären, mit welcher Art Waffe die Einwirkung von außen geschah”, sagte Aserbaidschans Verkehrsminister Rashad Nabiyev nach Angaben der staatlichen aserbaidschanischen Nachrichtenagentur Azertag in Baku. Nabiyev listete noch weitere Fragen an Moskau auf. Nach der Beschädigung sei das Flugzeug über den russischen Flughafen Machatschkala geflogen, sagte er. Ermittler müssten klären, ob dort eine Notlandung genehmigt oder abgelehnt worden sei. Zu klären sei auch, warum die GPS-Positionsbestimmung des Flugzeugs gestört worden sei.

Der Chef der russischen Luftfahrtbehörde Rosawiazija, Dmitri Jadrow, sagte, den Piloten seien mehrere russische Ausweichflughäfen angeboten worden. Sie hätten aber über das Kaspische Meer nach Aktau in Kasachstan fliegen wollen. Das sei ihre Entscheidung gewesen. Aserbaidschanische Medien zogen diese Darstellung in Zweifel.

Fluggesellschaften stellen Luftverkehr in Russland vorerst ein

Mehrere Fluggesellschaften stellten unterdessen ihre Flüge nach Russland ein. Turkmenistan Airlines teilte am Samstag mit, dass Verbindungen zwischen der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat und Moskau von Montag bis zum 31. Jänner annulliert worden seien. Flydubai gab bekannt, bis zum kommenden Freitag seine Flüge von Dubai in den Süden Russlands zu streichen. Auch die kasachische Gesellschaft Qazaq Air erklärte, ihre Flüge ins russische Jekaterinburg würden bis Ende Jänner ausfallen.

Die israelische Fluggesellschaft El Al hatte am Donnerstag angekündigt, ihre Flüge nach Russland aufgrund der Situation im russischen Luftraum für eine Woche abzusagen. Westliche Fluggesellschaften fliegen Russland bereits seit Beginn des Ukraine-Kriegs nicht mehr an.

apa

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