von lif 05.12.2024 06:47 Uhr

Tag des Ehrenamts: Tausende Freiwillige im Einsatz

Am heutigen 5. Dezember wird der Internationale Tag des Ehrenamts gefeiert. In Nord-, Ost- und Südtirol setzen sich täglich tausende Menschen in ihrer Freizeit für andere ein – vom Rettungsdienst über die Jugendarbeit bis hin zum Brauchtum, doch die zunehmende Bürokratie bereitet den Organisationen Sorgen.

Symbolbild Pixabay

KDS: „Fundament einer starken Gesellschaft“

„Dieser Internationale Tag des Ehrenamtes würdigt nicht nur den Einsatz von unzähligen Freiwilligen, sondern erinnert auch daran, wie wichtig eine nachhaltige Kultur des solidarischen Miteinanders ist“, betont der Dachverband für Soziales und Gesundheit KDS. Auch in Südtirol leisten Freiwillige einen unschätzbaren Beitrag in Bereichen wie Soziales, Gesundheit, Kultur, Sport und Umweltschutz. „Ihr Engagement stärkt den Zusammenhalt und die Gemeinschaft“, so der KDS.

„Ehrenamtliches Engagement bildet das Fundament einer starken Gesellschaft. Ohne die vielen Ehrenamtliche und Freiwillige wären zahlreiche Projekte und Initiativen in Südtirol nicht umsetzbar“, erklärt Wolfgang Obwexer, Präsident des Dachverbands für Soziales und Gesundheit. Die Dienststelle für Freiwilligenarbeit des Dachverbandes unterstützt diese wertvolle Arbeit. Mit gezielten Projekten werden die Qualität und Attraktivität der Freiwilligenarbeit in den über 60 Mitgliedsorganisationen gestärkt. Gleichzeitig bietet die Dienststelle eine Plattform für Austausch, Zusammenarbeit und Sensibilisierung, um eine wertebasierte Kultur der Freiwilligenarbeit zu fördern.

Katholische Jungschar Südtirols und SKJ: „Ehrenamt braucht neben Anerkennung auch Unterstützung“

Die Katholische Jungschar Südtirols und Südtirols Katholische Jugend nutzen den heutigen Tag, um die Bedeutung des Ehrenamtes hervorzuheben. Notwendige Erleichterungen erhofft man sich durch das neue Ehrenamtsgesetz. Bei Südtirols Katholischer Jugend und der Katholischen Jungschar Südtirols sind über 3.000 Jugendliche und Erwachsene als Ehrenamtliche aktiv. In den Jungschar-, Mini- und Sternsingengruppen sowie in den SKJ-Ortsgruppen begleiten und fördern sie Kinder und Jugendliche. 

„Die Rahmenbedingungen für das Ehrenamt müssen erleichtert und Bürokratie reduziert werden. Wir hoffen, dass viele Vorschläge der Vereine und Verbände für das geplante Landesgesetz zum Ehrenamt, das gerade in Südtirol erarbeitet wird, umgesetzt werden“, betont Simon Klotzner, 1. Landesleiter von Südtirols Katholischer Jugend. Lena Wenger, 3. Vorsitzende der Katholischen Jungschar Südtirols, weist darauf hin: „Diese Maßnahmen wären nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung, sondern auch ein wichtiger Anreiz, noch mehr junge Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen.“

„Wir sind stolz auf so viele motivierte junge Menschen und Erwachsene. Sie schenken einen Teil ihrer wertvollen Zeit der Gesellschaft und dafür sind wir unendlich dankbar“, bedanken sich die Vorsitzenden beider Vereine.

Lena Wenger, 3. Vorsitzende der Katholischen Jungschar Südtirols (links) und Simon Klotzner, 1. Landesleiter von Südtirols Katholischer Jugend (rechts) (Bild: SKJ)

Tirol als Land des Ehrenamts Vorreiter

„Tirol ist ein Land des Ehrenamtes. Sei es in der Kultur, in der Betreuung, im Vereins- oder Traditionswesen oder im Gesundheits- und Sozialbereich: Die Tiroler sind bereit, mehr zu tun, als von ihnen verlangt wird. Kaum irgendwo wird das Ehrenamt so hoch geschrieben. Ohne die vielen helfenden Hände wären viele Leistungen und Angebote nicht in dem Ausmaß und in der Qualität in Tirol verfügbar, wie wir sie heute kennen. Im Namen der gesamten Tiroler Landesregierung gilt jeder und jedem Einzelnen, die sich freiwillig engagieren, unser größter Dank – sie alle erweisen einen unbezahlbaren Dienst an der Gesellschaft, der Tirol formt und prägt“, bedankt sich Tirols Landeshauptmann, Anton Mattle. 

Gleichzeitig nimmt Mattle den Aktionstag zum Anlass, um einmal mehr auf den einfachen Erstkontakt in Tirol zu verweisen: „In Tirol gibt es elf Freiwilligenzentren, die ganzjährig Freiwillige vermitteln, sie beraten und auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Das heißt vor allem auch, dass die Freiwilligenarbeit heute kaum starre Strukturen mehr kennt und Individualität, Flexibilität und Eigeninitiative großschreibt: zeitlich flexible Tätigkeiten sind ebenso möglich wie das helfen im Team.“

Das Land Tirol schloss im Jahr 2016 eine Unfall- und Haftpflichtversicherung ab, damit Helfer im Rahmen ihrer freiwilligen Tätigkeiten eine gute Absicherung erfahren. Die subsidiäre Unfallversicherung erstreckt sich neben Unfällen bei der ehrenamtlichen Tätigkeit auch auf Unfälle auf direktem Weg zu und von dieser Tätigkeit. Die subsidiäre Haftpflichtversicherung ist auf eine Versicherungssumme von drei Millionen Euro festgelegt.

Rote Kreuz Tirol: „Ohne freiwillige Helfer funktioniert die Gesellschaft nicht“

Rund 6.000 Freiwillige engagieren sich beim Roten Kreuz Tirol – täglich und in vielfältigen Bereichen. Ihr Einsatz reicht vom Rettungsdienst über die Jugendarbeit bis hin zu sozialen Diensten. „Ohne freiwillige Helfer  funktioniert die Gesellschaft nicht“, sagt Günther Ennemoser, der als Präsident die höchste Ehrenamtsfunktion im Roten Kreuz Tirol innehat. Neben den 6.000 aktiv Engagierten stehen rund 8.000 weitere Freiwillige in Katastrophenfällen als Team Österreich Helfer bereit. „Das Rote Kreuz ist per Definition eine Freiwilligenorganisation“, erklärt Ennemoser. „Daher ist es auch eine unserer zentralen Aufgaben, ein attraktiver Ort für Freiwilligkeit zu bleiben“.

Vielfalt und Diversität sind für Rotkreuz-Präsident Günther Ennemoser zentrale Anliegen im Freiwilligenmanagement: „Unsere Organisation lebt von der Erfahrung und den Kompetenzen aller Mitarbeitern. Je mehr Vielfalt wir haben, desto besser können wir unseren Grundauftrag erfüllen.“ Besonders wichtig ist ihm die Förderung von Frauen in Führungspositionen. „Ich ermutige vor allem Frauen, sich zu engagieren und Verantwortung im Roten Kreuz zu übernehmen“, betont er. „Die Freiwilligkeit im Roten Kreuz braucht sowohl ältere als auch jüngere Menschen“, sagt Günther Ennemoser. Es ist daher egal, in welcher Lebensphase man sich befindet, jeder Beitrag für die Gesellschaft zählt und im Roten Kreuz gibt es die passende „Rote Jacke“ dazu. Am Welttag der Freiwilligkeit lädt das Rote Kreuz Tirol alle ein, Teil der weltumspannenden Rotkreuz-Organisation zu werden und sich für Menschen in Notlagen einzusetzen.

Präsident des Roten Kreuzes Tirol Günther Ennemoser (Foto: Alex Kulaita)   

SSB: „Einsatz wird zunehmend unter Druck gesetzt“

Auch der Südtiroler Schützenbund möchte an diesem Tag das Engagement seiner Mitglieder und aller Ehrenamtlichen in unserer Heimat anerkennen. Doch dieser Tag biete nicht nur Anlass zur Anerkennung, sondern auch zum kritischen Nachdenken über die wachsenden Herausforderungen und Widersprüche, denen Ehrenamtliche in Vereinen und Organisationen heute gegenüberstehen. „Das Ehrenamt in Südtirol ist von enormer Bedeutung und bildet einen zentralen Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Doch dieser Einsatz wird zunehmend unter Druck gesetzt – durch die wachsende Bürokratisierung, unzureichende finanzielle Unterstützung und eine immer komplexer werdende gesellschaftliche Lage“, so Egon Zemmer, Bundesgeschäftsführer im Südtiroler Schützenbund.

„Der Südtiroler Schützenbund setzt sich zwar weiterhin intensiv für den Erhalt und die Förderung unserer traditionsreichen Werte ein, doch die Realitäten des Ehrenamtes sind alles andere als einfach. Ehrenamtliche Arbeit wird immer mehr von den Anforderungen der öffentlichen Verwaltung und komplexen rechtlichen Bestimmungen geprägt. Immer häufiger sehen sich die Vereine mit einer Flut von Vorschriften konfrontiert, die den Handlungsspielraum der Ehrenamtlichen stark einschränken und ihre Motivation zermürben. Statt auf eine Anerkennung und Unterstützung durch die Politik, fühlen sich viele ehrenamtlich Tätige als bürokratische Lasten getragen“, so Zemmer.

Der Südtiroler Schützenbund fordert daher an diesem Tag des Ehrenamtes eine ehrliche und konstruktive Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, die freiwilliges Engagement heutzutage mit sich bringt. „Wir plädieren für eine Vereinfachung der bürokratischen Hürden, für faire finanzielle Möglichkeiten und Unterstützungen von ehrenamtlichen Initiativen und für eine gesellschaftliche Wertschätzung, die über leere Worte hinausgeht. Es ist an der Zeit, das Ehrenamt nicht nur als Pflicht zu betrachten, sondern als wesentlichen Pfeiler einer funktionierenden Gesellschaft zu begreifen“, so Egon Zemmer.

Südtirol arbeitet an Erleichterungen

In Südtirol gibt es in allen Dörfern ehrenamtlich tätige Vereine und Organisationen, fast jeder dritte Südtiroler engagiert sich ehrenamtlich, viele davon in mehreren Vereinen aus unterschiedlichen Bereichen. Dieses Engagement sei nicht selbstverständlich, sind sich Landeshauptmann Arno Kompatscher und Ehrenamtslandesrätin Rosmarie Pamer einig. Deshalb arbeite man intensiv am Landesverzeichnis der gemeinnützigen Organisationen, um im Sinne der vielen Vereine und Organisationen Verbesserungen zu erzielen und Rechtssicherheit zu garantieren.

„Ehrenamtlicher Einsatz ist immer mit Herzblut und Leidenschaft verbunden. Um dies zu unterstützen und auch von öffentlicher Seite wertzuschätzen, arbeiten wir auf allen Ebenen daran Erleichterungen und Verbesserungen zu erzielen“, betont Landeshauptmann Kompatscher. Das Ehrenamt bringe Menschen aus allen Lebensbereichen zusammen und zeige, wie stark die Gesellschaft sein könne, wenn man zusammenarbeitet. „Diese Zusammenarbeit wollen wir auch mit den geeigneten Rahmenbedingungen unterstützen, weshalb die letzten Arbeiten am Gesetzentwurf derzeit laufen, um möglichst zeitnah das Landesgesetz verabschieden zu können“, sagt Pamer.

In Südtirol sind insgesamt 2.445 Körperschaften des Dritten Sektor im staatlichen  Einheitsregister des Dritten Sektors Runts eingetragen. Davon handelt es sich um 1.800 ehrenamtliche Organisationen, 329 Vereine zur Förderung des Gemeinwesens, 261 Sozialunternehmen, sechs philanthropische Körperschaften und 49 andere Körperschaften des Dritten Sektors. Derzeit laufe für fünf Vereine das Eintragungsverfahren.

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