Flutkatastrophe in Valencia: Droht Südtirol Gefahr durch das Renaturierungsgesetz?
Doch diese Flutkatastrophe war kein unvorhersehbares Schicksal. Nicht wenige Experten und Bewohner sehen den Ursprung der Verwüstung in menschlichen Entscheidungen: In der Vergangenheit wurden in der betroffenen Region unzählige Dämme und Wehre abgebaut, die früher als Wasserspeicher und Hochwasserschutz dienten. Laut einem Bericht ist Spanien führend in der EU bei der Beseitigung von Flussbarrieren. „Dam Removal Europe“ schreibt in einem Bericht von 2021, es seien bis dahin bereits 108 Dämme entfernt worden. Ziel ist es, Flüsse durchgängig zu machen, um die Wanderung von Fischen zu ermöglichen, die Sedimentdynamik zu fördern und den ökologischen Zustand der Flüsse zu verbessern – doch zu welchem Preis?
Nun sorgt das brandneue Renaturierungsgesetz der EU, das erst kürzlich verabschiedet wurde, für hitzige Diskussionen. Denn es verpflichtet die Mitgliedstaaten, massiv in die Rückgewinnung natürlicher Flusslandschaften zu investieren – und auch Dämme und Barrieren zu entfernen. Schon jetzt läuft die Uhr, denn bis 2030 sollen 20 Prozent der europäischen Land- und Meeresflächen wiederhergestellt sein. So sinnvoll das Projekt für die Natur auch ist, das Drama in Valencia wirft eine brennende Frage auf: Drohen künftig auch in Südtirol Überschwemmungen, wenn hier im Namen der Renaturierung Dämme entfernt werden?
Valencia als Warnsignal: Sind Südtirols Täler vorbereitet?
Südtirol lebt mit der Natur und den Bergen, aber auch mit ihren Gefahren. Die Täler und Flüsse des Landes, die sich durch steile Berghänge schlängeln, sind keine Fremden für Hochwasser. Im Laufe der Jahre hat Südtirol Millionen in Hochwasserschutzprojekte investiert. Deiche, Rückhaltebecken und Schutzwälle – alles, um die Wassermassen zu bändigen, die im Gebirge bei Starkregen in Windeseile die Täler hinabstürzen. Doch was passiert, wenn auch hier im Zuge des Renaturierungsgesetzes Dämme abgebaut werden? Was, wenn aus einem politischen Projekt eine reale Gefahr wird?
In Valencia haben wir bereits gesehen, was passiert, wenn Rückhaltesysteme fehlen: die Wassermassen fanden keinen Widerstand und donnerten ungehindert auf bewohnte Gebiete zu. Die Natur – so majestätisch sie auch sein mag – zeigt sich in solchen Momenten gnadenlos. Für Südtirol könnte eine ähnliche „Renaturierung“ zur tödlichen Bedrohung werden, wenn Hochwasserschutz und ökologische Ziele nicht fein abgestimmt sind.
Dammrückbau im Spannungsfeld: Ökologische Ziele vs. Sicherheit
Das neue EU-Gesetz will Flüsse freier fließen lassen, Barrieren abbauen und geschädigte Ökosysteme wieder zum Leben erwecken. Doch die Menschen in Südtirol haben gute Gründe, diesen Ambitionen mit Skepsis zu begegnen. Ja, eine ökologische Wiederherstellung mag gut für wandernde Fische und Sedimentbewegungen sein, aber kann man wirklich riskieren, die Sicherheit der Bevölkerung dafür aufs Spiel zu setzen?
Kritiker warnen: Wenn die Renaturierung der Flüsse Vorrang vor der Sicherheit der Menschen erhält, könnten ganze Gemeinden in den Alpen zu potentiellen Opfern werden. Südtirol, das oft von extremen Wetterlagen heimgesucht wird, könnte ungeschützt dastehen, wenn es Dämme entfernt, ohne alternative Hochwasserschutzmaßnahmen zu etablieren. Denn ein zurückgebauter Fluss mag ökologisch wertvoll sein, aber was nützt das, wenn das Wasser bei Unwettern ungehindert in die Dörfer rast?
Welche Lehren zieht Südtirol aus Valencia?
Die Bilder aus Valencia sind eindringliche Mahnungen. Wer heute in Südtirol lebt, muss sich fragen: Kann unser Land durch das EU-Gesetz gefährlicher werden? Welche Schutzmaßnahmen werden getroffen, um das Risiko im Falle eines Dammabbaus zu minimieren? Die Lage ist ernst, und es braucht klare Antworten. Vor allem aber muss die Politik beweisen, dass sie aus den Ereignissen in Valencia lernt – und nicht blind Renaturierungsschritte unternimmt, die Südtirol in eine Risikozone verwandeln könnten.
Ist Südtirol bereit für eine Renaturierung ohne Rücksicht?
Das Renaturierungsgesetz der EU ist ohne Zweifel ein ehrgeiziger Schritt für den Schutz und die Wiederherstellung europäischer Natur. Doch politischen Verantwortungsträger stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Können sie den ökologischen Ambitionen gerecht werden, ohne die Menschen zu gefährden? Das Drama in Valencia könnte dabei als entscheidende Warnung dienen. Was die Alpenregion braucht, ist ein durchdachter Plan, der beides schützt: die Natur und die Menschen, die in ihr leben.
Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.
09.11.2024
Sie haben früher genau gewusst, wo Dämme bauen. Schuld? Die EU mit ihren dämlichen, unsinnigen Vorschriften. Aber ein Hoffnungsschimmer wenn darüber geredet wird.