von aw 26.10.2024 08:00 Uhr

Sprache im Gesundheitswesen: Katalonien wehrt sich, Südtirol schweigt

In Katalonien sorgte der Fall einer katalanischsprachigen Patientin, die im Krankenhaus Dexeus in Barcelona diskriminiert wurde, für große Empörung. Diese Patientin, die wegen eines vorübergehenden Gedächtnisverlustes die Notaufnahme aufsuchte, wurde von einem Arzt unfreundlich behandelt, weil sie auf Katalanisch sprach. Er forderte sie auf, Spanisch zu sprechen, und lehnte es ab, ihre Fragen in ihrer Muttersprache zu beantworten.

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Als die Patientin ihr Recht auf eine Behandlung in ihrer Muttersprache einforderte, beschuldigte der Arzt sie der „Fremdenfeindlichkeit“ und verließ den Behandlungsraum, was dazu führte, dass die Patientin über eine Stunde warten musste, bis sie medizinische Hilfe erhielt. Erst nach dieser Wartezeit wurde sie von einem weiteren Arzt behandelt.

Empörung und Widerstand in Katalonien

In Katalonien führte dieser Vorfall zu heftiger Kritik durch Sprachschutzorganisationen wie die „Plataforma per la Llengua“. Diese verurteilten das Verhalten des Arztes als klaren Verstoß gegen das Recht auf sprachliche Gleichbehandlung und betonten, dass solche Vorfälle nicht nur individuelle Probleme darstellen, sondern Teil einer strukturellen Diskriminierung gegen die katalanische Sprache sind. Laut der Organisation sollten die kulturellen und sprachlichen Überzeugungen von Patienten respektiert werden, wie es auch der Verhaltenskodex für Ärzte vorsieht. Die öffentliche Empörung zeigte, dass das Bewusstsein für sprachliche Rechte in Katalonien stark ausgeprägt ist und entsprechende Vorfälle nicht unkommentiert bleiben.

Südtirol: Sprachliche Rechte im Schatten

Anders sieht die Situation in Südtirol aus, wo vergleichbare Probleme kaum öffentliche Beachtung finden. Im Südtiroler Gesundheitswesen werden immer häufiger Fachkräfte ohne Nachweis der Zweisprachigkeit oder in Abweichung des ethnischen Proporzes eingestellt. Dies geschieht trotz der gesetzlich verankerten Verpflichtung zum Zweisprachigkeitsnachweis im öffentlichen Dienst. Diese Praxis stellt eine erhebliche Benachteiligung für deutschsprachige Patienten dar, da der Großteil der Bewerber nur italienisch spricht. Die Patienten sehen sich ergo gezwungen, sich in einer ihnen fremden Sprache verständlich zu machen – eine Belastung, die gerade im Gesundheitsbereich schwerwiegend ist.

Entscheidung mit weitreichenden Folgen

Erst am 16. Oktober 2024 entschied der Südtiroler Sanitätsbetrieb (Sabes), Sanitätsassistenten befristet anzustellen, selbst wenn diese keinen Nachweis über Kenntnisse der deutschen und italienischen Sprache vorlegen können.

Der Sabes begründet diesen Schritt damit, dass es sich um einen Notstand handelt, welcher die Aufnahme von Personal auch entgegen gesetzlichen Vorgaben erfordert. Doch diese Ausnahme unterläuft das Prinzip der sprachlichen Gleichstellung, indem sie es erlaubt, dass Fachkräfte ohne jegliche Kenntnisse in Deutsch oder Italienisch eingestellt werden, selbst in Bereichen, in denen sprachliche Verständigung essenziell ist.

Die Entscheidung birgt das Risiko, dass Patienten in kritischen Situationen nicht in ihrer Muttersprache betreut werden können. Dies kann zu Verständigungsproblemen führen und die Qualität der Versorgung beeinträchtigen, vor allem in Notfällen, in denen präzise Kommunikation lebenswichtig ist. Dadurch gerät das Vertrauen der Bürger in die Gleichstellung im Gesundheitswesen ins Wanken, und es wird eine Situation geschaffen, die das Prinzip der Zweisprachigkeit im öffentlichen Dienst langfristig gefährden könnte.

Warum das Schweigen in Südtirol?

Warum reagiert die Öffentlichkeit in Südtirol nicht ebenso empfindlich auf diese Missstände wie in Katalonien? Fehlt es an Sensibilität für die Belange der deutschsprachigen Bevölkerung, oder wird hier bewusst ein Auge zugedrückt? Während in Katalonien Solidarität mit den Katalanischsprachigen gezeigt wird und Organisationen energisch gegen Diskriminierungen vorgehen, herrscht in Südtirol oft Schweigen. Diese Passivität gegenüber der systematischen Missachtung der sprachlichen Rechte ist besorgniserregend und bedarf einer dringenden Auseinandersetzung.

Ein Weckruf für Südtirol

Der Vergleich zwischen Katalonien und Südtirol zeigt eine deutliche Doppelmoral in der Frage des Sprachenschutzes. Während in Katalonien das Recht auf sprachliche Gleichbehandlung stark verteidigt wird, bleibt in Südtirol der Unmut über ähnliche Missstände weitgehend aus. Es ist an der Zeit, dass auch in Südtirol ein stärkeres Bewusstsein für die sprachlichen Rechte der deutschsprachigen Bevölkerung geschaffen wird. Die sprachliche Gleichstellung und das Proporzprinzip dürfen nicht durch kurzfristige Personalentscheidungen untergraben werden. Südtirol muss den Schutz seiner sprachlichen und kulturellen Identität ernst nehmen und darf solche Entwicklungen nicht länger stillschweigend hinnehmen.

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  1. FranzK
    26.10.2024

    Ein Weckruf für Südtirol braucht es schon seit Kompatscher LH ist.

  2. Burger
    26.10.2024

    Südtirol wird von der SVP verwaltet, deshalb funktioniert da nichts mehr im Sinne der deutschen Volksgruppe.

  3. Itstime
    26.10.2024

    Die Schmerzgrenze der Südtiroler ist anscheinend noch nicht erreicht. Sehr lasch.

  4. TomTom
    26.10.2024

    In Südtirol wird alles untern Tisch gefegt u geschwiegen
    Aber das sind die Südtiroler selber schuld U lassen sich behandeln wie Außerirdische
    Ich mußte zu einer Ärztin in meiner Gemeinde wollte auf Deutsch sprechen darauf meinte sie,nur auf Italienisch
    Darauf hin sagte ich,wenn sie hier Arbeiten müssen sie Deutsch sprechen,sie kontert gleich ,Nein ich kann nicht Deutsch ,bin von Rumänien

    U einmal kam die Ärztin im Warteraum u fragte ob jemand ubersetztn kann,die Frau versteht mich nicht
    Unglaublich aber so war es

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