von lif 20.10.2024 16:46 Uhr

Sprachkenntnisse und Sprachgebrauch in Südtirol: Deutsche sprechen besser Italienisch als umgekehrt

Das Landesinstitut für Statistik ASTAT hat im März 2024 eine Erhebung über Sprachkenntnisse und Sprachgebrauch in Südtirol durchgeführt. Für die Studie wurden 995 Menschen befragt, was einen guten Einblick in die Sprachsituation der Region gibt.

Kernpunkte

  • 91 Prozent der deutschsprachigen Südtiroler sprechen beim Tisch Dialekt
  • 58 Prozent der italienischsprachigen Südtiroler haben Freunde aus anderen Sprachgruppen
  • 76 Prozent der Ladiner nutzen soziale Medien in ihrer Muttersprache

Sprachgebrauch im Alltag

Im Alltag zeigt sich ein differenziertes Bild des Sprachgebrauchs: Die deutsche Sprachgruppe verwendet hauptsächlich den Dialekt, mit Nutzungsraten zwischen 75 Prozent und 96 Prozent je nach Situation, während Standarddeutsch selten zum Einsatz kommt. Die italienische Sprachgruppe hingegen nutzt überwiegend die italienische Standardsprache, wobei etwa jeder Sechste im familiären Umfeld einen italienischen Dialekt verwendet. Die ladinische Sprachgruppe spricht in der Familie vorwiegend Ladinisch, am Arbeitsplatz wird jedoch neben Ladinisch auch Italienisch und deutscher Dialekt verwendet.

Kommunikation zwischen Sprachgruppen

In der Kommunikation zwischen den Sprachgruppen zeigen sich interessante Muster: 43 Prozent der Italienischsprachigen bevorzugen ihre Muttersprache, während 53 Prozent der Ladinischsprachigen und 29 Prozent der Deutschsprachigen die Sprache ihres Gegenübers wählen. Ein Drittel der Deutschsprachigen wechselt flexibel zwischen Deutsch und Italienisch.

Freundschaften

Diese Flexibilität spiegelt sich auch in den Freundschaften wider: Während 56 Prozent der Deutschsprachigen hauptsächlich deutschsprachige Freunde haben, pflegen 58 Prozent der Italienischsprachigen und sogar 69 Prozent der Ladinischsprachigen Freundschaften zu anderen Sprachgruppen.

Sprachkenntnisse

Die Sprachkenntnisse variieren zwischen den Gruppen: Die deutsche Sprachgruppe verfügt über gute bis sehr gute Italienischkenntnisse, hat jedoch kaum Kenntnisse in Ladinisch. Die italienische Sprachgruppe zeigt weniger ausgeprägte Deutschkenntnisse, mit elf Prozent bei schriftlichen Fähigkeiten und 31 Prozent beim Hörverständnis. Die ladinische Sprachgruppe zeichnet sich durch sehr gute Kenntnisse in allen drei Landessprachen aus. Generell sind die mündlichen Kompetenzen besser als die schriftlichen.

Dialektverständnis

Beim Dialektverständnis zeigen sich große Unterschiede: Während die Deutschsprachigen ausgezeichnete Kenntnisse aufweisen (99 Prozent verstehen, 98 Prozent sprechen), haben die Italienischsprachigen erhebliche Schwierigkeiten – 49 Prozent können kein Wort sprechen und 30 Prozent verstehen wenig bis nichts. Die Ladinischsprachigen hingegen verfügen ein sehr gutes Verständnis und eine hohe Sprechfähigkeit im deutschen Dialekt.

Mediennutzung

Radio

95 Prozent der Deutschsprachigen hören deutsches Radio, 60 Prozent auch italienisches. Bei den Italienischsprachigen hören 92 Prozent italienisches Radio, 50 Prozent auch deutsches. Die Ladiner nutzen Radio in allen drei Landessprachen.

Fernsehen

Beim Fernsehen schaut die Mehrheit in ihrer Muttersprache, wobei die Ladiner alle drei Landessprachen gleich häufig nutzen. Die Mehrheit der Deutschsprachigen schaut auch italienische Programme, während etwa die Hälfte der Italienischsprachigen deutsche Sender sieht.

Lesen und Soziale Medien

Beim Lesen zeigt sich ein ähnliches Bild, wobei etwa die Hälfte aller Gruppen auch englische Texte liest. In den sozialen Medien wird hauptsächlich die Muttersprache verwendet, aber der deutsche Dialekt ist bei Deutsch- und Ladinischsprachigen häufig, und Englisch wird in allen Gruppen relativ oft genutzt.

Vergleich zu 2014

Im Vergleich zu 2014 zeigt sich eine positive Entwicklung: Die mündlichen und schriftlichen Kompetenzen in Italienisch und Standarddeutsch haben sich verbessert. Zudem ist die ausschließliche Nutzung der Muttersprache in gemischten Gesprächen zurückgegangen, während der Sprachwechsel und die ausgewogene Nutzung beider Sprachen zugenommen haben.

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