von red 07.10.2024 14:00 Uhr

Alte Tirolensien neu gelesen (Teil 36)

Südtirols Verwaltung 1975 von Siegbert Morscher beinhaltet eine detaillierte Untersuchung der Verwaltungsstruktur Südtirols nach dem sogenannten „Südtirol-Paket“. Auch wenn das Werk ein halbes Jahrhundert alt ist, stellt es einen fundierten Beitrag zur Verwaltungs- und Rechtswissenschaft dar und richtet sich vor allem an jene Leser, die ein tiefgehendes Verständnis der Autonomie Südtirols und der politischen Rahmen und rechtlichen Rahmenbedingungen des Landes suchen. Eine Rezension von Andreas Raffeiner.

Gesamtsituation Südtirols & Determinanten der Verwaltung

Die Publikation gliedert sich in mehrere Abschnitte, die sowohl die geschichtlichen als auch die juristischen Rahmenbedingungen der Südtiroler Verwaltung beleuchten. Nach einer Einführung in die „Gesamtsituation Südtirols“ und der Darstellung der Methodik, die Morscher verwendet, widmet er sich den „Determinanten der Verwaltung“, darunter den Spannungsfeldern zwischen Zentralismus, Autonomie und Positivismus sowie der politischen Bedeutung des „Pakets“.

Rechtsgrundlagen der Südtiroler Autonomie

Ein zweifelsohne wichtiges Kapitel beschäftigt sich mit den „Rechtsgrundlagen der Südtiroler Autonomie“. Dabei beschreibt der Verfasser präzise die Aufgaben der Provinzialorgane, insbesondere des Südtiroler Landtags und des Landesausschusses, sowie die spezifischen Zuständigkeiten der Provinz Bozen. Von Interesse sind die Erläuterungen zur Gesetzgebungskompetenz der Provinz, die in primäre, sekundäre und weitere Gesetzgebungszuständigkeiten unterteilt wird.

Verwaltungsstruktur Südtirols: Ethnischer Proporz & deutsche Sprache

Im Teil zur „Verwaltungsstruktur Südtirols“ werden unter anderem der ethnische Proporz bei Stellenbesetzungen und das Sprachenproblem behandelt. Morscher thematisiert hier die Rolle der deutschen Sprache im öffentlichen Dienst und im Schulwesen. Darüber hinaus betont er die Bedeutung eines funktionierenden Mehrsprachigkeitssystems in der Region.

Beziehung zwischen Bozen und Rom

Mehr noch: Seine Untersuchung beeindruckt durch ihre detaillierte Aufschlüsselungen der rechtlichen und institutionellen Besonderheiten Südtirols. Besonders die tiefgehende Betrachtung in Beziehung zwischen der italienischen Zentralregierung und der autonomen Verwaltung in Bozen wurde bemerkenswert beschrieben. Die akribische Arbeitsweise, sichtbar in der genauen Darstellung der verwaltungstechnischen und gesetzlichen Prozesse, ermöglicht ferner dem Leser, die Komplexität der Südtirolautonomie und die auf diese Weise verbundenen Herausforderungen besser zu begreifen und nachzuvollziehen.

Trotz der ausführlichen Darstellungen ist das Buch technokratisch; es setzt ein relativ hohes Maß an Vorkenntnissen auf dem Gebiet des Verwaltungsrechts voraus. Für Laien könnte sich die Lektüre aufgrund der verwaltungstechnischen und juristischen Terminologie als herausfordernd erweisen. Nichtsdestotrotz ist das Buch unverzichtbar für jene, die sich mit der Autonomie Südtirols beschäftigen und sich mit den rechtlichen Grundlagen und der Verwaltungsstruktur vertraut machen wollen. Morscher, dazu ist ihm zu gratulieren, gelingt es in vorbildlicher Weise die komplizierten Sachverhalte und Verhältnisse, Südtirol betreffend, objektiv und deutlich darzustellen. So gesehen kommt die zu rezensierende Publikation einem bedeutenden Beitrag zur Verwaltungswissenschaft gleich.

von Andreas Raffeiner
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Siegbert Morscher, Südtirols Verwaltung 1975. Verwaltungs-, rechts- und politikwissenschaftliche Bemerkungen zu einem komplexen Gegenstand (Schriften zur Verwaltungswissenschaft, Bd. 1), Berlin 1975.

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