von red 04.10.2024 17:00 Uhr

Mit einer Hand zum Erfolg

Als Josef Pacher fast seinen Arm verlor, schien alles verloren. Doch der Osttiroler gab nicht auf und fand im Schießsport eine neue Leidenschaft, die ihn zu den Paralympics brachte.

Josef Pacher aus Osttirol - Bild: ÖPC/GEPA-pictures

Vor acht Jahren stellte ein schwerer Unfall das Leben von Josef „Seppl“ Pacher aus Lavant auf den Kopf. Der damals 26-jährige Angestellte des Abfallwirtschaftsverbandes Osttirol geriet mit seiner Hand in ein Förderband, was zur Amputation seines linken Arms führte. 14,5 Stunden kämpfte ein siebenköpfiges Ärzteteam, um das Unmögliche möglich zu machen: Sie nähten den Arm unter extremen Umständen wieder an. Doch die Folgen des Unfalls blieben – der Arm ist bis heute taub und nahezu ohne Funktion.

Josef Pacher – Bild: ÖPC/GEPA-pictures 

Der Osttiroler blickt auf diese schwere Zeit zurück: „Es war ein harter Brocken, den ich verdauen musste. Doch nichts ist unmöglich – das sage ich mir jeden Tag aufs Neue.“ Dieser Satz wurde zu seinem Lebensmotto, das ihn antrieb, sich nicht unterkriegen zu lassen, sondern trotz aller Widrigkeiten neue Herausforderungen anzunehmen. Nach dem Unfall führte Paula Lobenwein, die damalige Obfrau des Behindertensportvereins Raiffeisen Osttirol, Pacher an den Schießsport heran. Was zunächst als Freizeitbeschäftigung begann, entwickelte sich schnell zu einer ernsthaften Leidenschaft.

Josef Pacher beim Schießsport – Bild: ÖPC/GEPA-pictures 

„Es war ein harter Brocken, den ich verdauen musste. Doch nichts ist unmöglich – das sage ich mir jeden Tag aufs Neue.“

Josef Pacher, Schießsportler aus Osttirol

Obwohl er ursprünglich Linkshänder war, erlernte er das Schießen mit „rechts“, jener Hand, die vor dem Unfall die schwächere war. Dazu sagt er: „Ich gebe niemals auf und stecke den Kopf nicht in den Sand. Mein Wille und meine Hingabe haben mir schnell Erfolge gebracht.“ Und diese Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Seit drei Jahren ist Pacher bei den Tiroler Landesmeisterschaften unschlagbar.

Josef Pacher – Bild: ÖPC/GEPA-pictures 

In diesem Jahr feierte er zwei besondere Meilensteine: Er wurde Staatsmeister und qualifizierte sich für die Paralympischen Spiele in Paris. Im 50-Meter-Bewerb mit dem Kleinkalibergewehr erreichte er den 20. Platz, und im Luftgewehr-Wettbewerb über zehn Meter belegte er den 23. Rang. Die Medaillen blieben zwar anderen Athleten vorbehalten, doch das mindert seinen Stolz keineswegs. „Für diesen Traum habe ich gekämpft und mich in den vergangenen Jahren aufgeopfert. Dass dieser Traum in Erfüllung ging, war jede Mühe wert“, sagt er voller Freude.

„Ich gebe niemals auf und stecke den Kopf nicht in den Sand. Mein Wille und meine Hingabe haben mir schnell Erfolge gebracht.“

Josef Pacher, Schießsportler aus Osttirol

Josef Pacher bei den Paralympischen Spielen in Paris – Bild: ÖPC/GEPA-pictures 

Nach seiner Rückkehr aus Paris wurde Josef Pacher in seiner Heimatgemeinde Lavant herzlich empfangen. Familie, Freunde, Vereine und viele Wegbegleiter hatten sich in dem kleinen Ort mit rund 360 Einwohnern versammelt, um ihren Rückkehrer gebührend zu feiern. Pacher erinnert sich: „Die Musikkapelle Tristach und die Jagdhornbläsergruppe Lavant spielten auf, und die Menschen empfingen mich mit so viel Wärme und herzlichen Gesten.“

„Der Sport hilft mir, im Moment zu leben – dann eben nur mit einer Hand.“

Josef Pacher, Schießsportler aus Osttirol

Trotz all der Anerkennung bleibt Pacher bescheiden. Mit einem Lächeln nahm er die Glückwünsche entgegen und berichtete mit typischer Gelassenheit von seinen Erlebnissen bei den Paralympics. Sein Engagement, seine Willenskraft und seine Erfolge haben nicht nur ihm selbst, sondern auch seiner kleinen Heimatgemeinde im Lienzer Talboden einen unvergesslichen Moment beschert. Dennoch sagt er ganz bodenständig: „Der Sport hilft mir, im Moment zu leben – dann eben nur mit einer Hand.“

von Andreas Raffeiner

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