von red 23.09.2024 14:00 Uhr

Alte Tirolensien neu gelesen (Teil 22)

Peter Schröcksnadel – Ãœber einen, der nicht verlieren will von Florian Madl ist eine vielschichtige Erzählung über eine der prägendsten und kontroversesten Figuren des österreichischen Sports. Eine Rezension von Andreas Raffeiner.

Mit viel Feingefühl und Detailgenauigkeit beleuchtet Florian Madl die facettenreiche Persönlichkeit von Peter Schröcksnadel, der als langjähriger Präsident des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) keineswegs nur den alpinen Skisport, sondern auch das Bild der Alpenrepublik im internationalen Sport nachhaltig beeinflusste.

Ein Unabhängiger, der polarisiert

Bereits der Prolog macht deutlich, dass das Werk keine klassische Heldengeschichte erzählt. Schröcksnadel wird als Mann dargestellt, der zu keiner Zeit Unrecht akzeptiert und stets bestrebt ist, seine Unabhängigkeit zu bewahren. Seine Persönlichkeit wird dabei nicht auf einseitige Art idealisiert, sondern in all ihren Widersprüchen gezeigt: als zielstrebiger Macher, aber auch als einer, der mit seiner direkten und bisweilen als kühl empfundenen Art polarisiert.

Die Stimmen der Stars

Aufschlussreich sind die vielen Stimmen bedeutender rot-weiß-roter Wintersportler und Weggefährten, die Schröcksnadels Laufbahn begleitet haben. Skisprunglegende Toni Innauer beschreibt die „Gunst der besonderen Jahre“, die Schröcksnadels Aufstieg förderte, während der alpine Skirennläufer Marcel Hirscher mit dem Zitat „Leute, ich helfe euch“ auf den pragmatischen Führungsstil des Tirolers hinweist. Die frühere Riesenslalomspezialistin Eva-Maria Brem schildert den langjährigen ÖSV-Zampano als „direkt, nüchtern, abgebrüht“, was das Bild eines charismatischen, aber auch kompromisslosen Managers komplettiert.

Die „Macht des Präsidenten“

Der Beitrag von Lukas Müller wirft indessen einen kritischen Blick auf Schröcksnadels Machtausübung. Der seit einem Trainingssturz inkomplett querschnittgelähmte Skispringer spricht offen darüber, wie schnell man die „Macht des Präsidenten“ zu spüren bekomme. Im Kapitel „Der Erfolgsmensch“ wird Schröcksnadels Lebenswerk noch deutlicher beleuchtet. Die einstigen alpinen Skigrößen Benjamin Raich und Stephan Eberharter betonen den gnadenlosen Fokus Schröcksnadels auf den maximalen Erfolg.

Die menschliche Note Schröcksnadels

Humorvoll wird das Ganze, wenn man die Abhandlungen von Max Ischia oder Peter Filzmaier liest. Dabei wird der Tiroler als „der Schneemann aus dem vorigen Jahrhundert“ bezeichnet. Diese pointierten Beobachtungen lockern die Erzählung auf und verleihen der mitunter als kalkulierend und kühl zu bezeichnenden Figur eine menschliche Note.

Alles in allem gelingt es Florian Madl, ein faszinierendes Porträt eines streitbaren und dennoch einflussreichen Mannes zu zeichnen und dabei tiefe Einblicke in das Leben eines Erfolgsmenschen, der den Skirennsport Österreichs wie kein anderer geprägt hat, zu gewähren. Dabei wird das Motto Schröcksnadels „Verlieren ist keine Option“, dem er immer treu war und ist, auf anschauliche Weise mehrfach betont.

von Andreas Raffeiner
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Florian Madl: Peter Schröcksnadel. Über einen, der nicht verlieren will, Wien 2021.

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