von lif 20.09.2024 15:24 Uhr

Südtirols Biokonzept: Erfolge, Herausforderungen und der Blick nach vorn

Der große Boom im Biosektor hat sich zwar etwas abgeschwächt, die Arbeit an der Aufwertung der biologischen Landwirtschaft geht aber weiter. Ein Jahr vor dem Ende des „Biokonzept 2025“ kamen die Partner am Bauernbund-Sitz zusammen, um ein Zwischenfazit zu ziehen.

Die heimischen Bauern sind auf einem guten Weg, die ambitionierten Ziele des „Biokonzept 2025“ zu erreichen. Auch nach 2025 soll weiter an der Weiterentwicklung der Biolandwirtschaft gearbeitet werden, waren sich die Teilnehmer des heurigen Biotreffens im Südtiroler Bauernbund einig. (Bild: SBB)

Als das „Biokonzept 2025“ vor sieben Jahren vorgestellt wurde, klangen die Ziele sehr ambitioniert: Der Südtiroler Bauernbund, die Bioverbände, die Landesverwaltung sowie Schulungs-, Beratungs- und Forschungseinrichtungen hatten sich das Ziel gesetzt, bis 2025 die Bio-Anbauflächen in den Bereichen Milch, Obst und Wein in Südtirol im Vergleich zu 2015 zu verdoppeln. In einem einjährigen Prozess wurden zehn Punkte für die Zukunft der Biolandwirtschaft in Südtirol erarbeitet, berichtet der Südtiroler Bauernbund in einer Aussendung. Jährlich ziehen die am Konzept beteiligten Partner seitdem Bilanz – in der Regel rund um den EU-Bio-Tag am 23. September.

Aktuelle Zahlen zur biologischen Landwirtschaft in Südtirol legte Sara Gottardi vom Landesamt für biologische Produktion vor. Insgesamt habe man das Ziel von 25 Prozent Biofläche mit aktuell 34 Prozent biologischer Produktion auf bäuerlichen Flächen bereits deutlich überschritten. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass seit zwei Jahren großflächig Südtiroler Almen als biologisch bewirtschaftet gewertet werden. Im Wein-, Obst- und Ackerbau sind die Anbauflächen in Südtirol seit Jahren hingegen recht stabil.

Politische und Marktherausforderungen für den Biolandbau in Europa

Über aktuelle politische und marktstrategische Herausforderungen für den Biolandbau in Europa sprach Silvia Schmidt von der europäischen Bio-Dachorganisation IFOAM. Sie rechnet mit wesentlichen Änderungen in der EU-Politik: „In den vergangenen Jahren konnten mit den vorhandenen politischen Mehrheiten Themen wie der ,Green Deal‘ vorangetrieben werden. Das neue EU-Parlament wird den Schwerpunkt in den nächsten Jahren eher auf die Themen Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit legen.“ Die Marktentwicklung zeige nach einem großen Aufschwung für den Biosektor im Jahr 2020 und einem Rückgang in den Folgejahren erste Zeichen der Erholung. „Die hohe Inflation hat die finanziellen Möglichkeiten vieler Konsumenten eingebremst, was sich mehr oder weniger direkt auf den Kauf biologischer Produkte ausgewirkt hat. In den Supermärkten haben sich die Preise für konventionelle und biologische Lebensmittel immer stärker angenähert.“ Während Silvia Schmidt dies als gutes Zeichen für die Biolandwirtschaft wertete, warnte Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner angesichts dieser Entwicklung vor einem Rückschritt für die biologisch wirtschaftenden Landwirte. Dass sich die EU-Politik in Zukunft mehr der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit ihrer Agrarpolitik widmen könnte, wertete Rinner hingegen als sehr positiv. In der Vermarktung und der Bewerbung riet Schmidt, vor allem auf positive Botschaften zu setzen und auf die gesundheitlichen Vorteile biologischer Lebensmittel hinzuweisen: „Wir sollten vor allem gut über Bio reden, nicht schlecht über andere Praktiken“, betonte Schmidt.

Herausforderungen in der Landwirtschaft

Hermann Stuppner, Leiter der Abteilung Betriebsberatung im Südtiroler Bauernbund, präsentierte aktuelle betriebswirtschaftliche Kennzahlen und stellte auch einen Vergleich zwischen biologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben an. „Vor allem im Obstbau und in der Milchwirtschaft sind die Produktionskosten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, weshalb die Gewinnentwicklung beim Apfel nach unten ging. In der Milchwirtschaft sind die Gewinne zuletzt nur dank umfangreicher Fördermaßnahmen und einem deutlich gestiegenen Auszahlungspreis gestiegen. Lediglich im Weinbau blieben Kosten und Erträge in den vergangenen Jahren auf einem stabilen Niveau.“ Von der Kostenexplosion besonders betroffen waren die biologisch wirtschaftenden Betriebe – was wohl mit ein Grund dafür war, dass sich seit geraumer Zeit einige Biolandwirte für eine Rückumstellung entscheiden. 

Bioland Südtirol strebt 25-Prozent-Marktanteil an

Walter Steger, Obmann von Bioland Südtirol, regte an, auch bei der Vermarktung von biologischen Produkten einen Bio-Anteil von 25 Prozent anzustreben: „Dafür müssen wir Projekte anstoßen und Wege öffnen, damit auch die junge Generation den eingeschlagenen Weg weitergeht.“ Zwei Mitarbeiter von Bioland Südtirol stellten Beispiele für solche Projekte vor: Zum einen ist das Projekt „Grenzenlos Regional Bio in Europa“ zu nennen, das mit EU-Geldern gefördert wird und die Absatzförderung in Italien und Deutschland zum Ziel hat. Zum anderen will Bioland Südtirol mit dem Projekt „Bio Fair Südtirol“ mehr Bioprodukte in die heimische Gastronomie bringen. 

Wie geht es nach 2025 weiter?

Am Ende des Treffens kam auch noch die Frage zur Sprache, wie es nach dem Jahr 2025 mit dem „Biokonzept 2025“ weitergehen könnte. Die Teilnehmer am Treffen waren sich einig, dass es weiterhin sinnvoll sei, an der Weiterentwicklung der Biolandwirtschaft in Südtirol zu arbeiten und sich ambitionierte Ziele zu setzen. Der Weg für ein „Biokonzept 2035“ scheint somit geebnet.

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