von lif 20.09.2024 12:48 Uhr

Almerschließungsstraßen: Umwelt- und Alpinverbände fordern Umdenken

Der Druck zum Bau von Erschließungsstraßen in Südtirols sensiblen Naturgebieten, insbesondere im Naturpark Rieserferner-Ahrn, nimmt kein Ende. Jüngste Projekte wie die geplante Erschließungsstraße von der Äußeren zur Inneren Hirberalm sowie zur Eppacher- und Tristenalm in Rein stoßen auf deutliche Kritik von Seiten der Umwelt- und Alpinverbände.

 

Aktuell in Bau: die Straße zur Hirber Alm. Dabei wird ein Abschnitt des Reiner Höhenweges zerstört. (Foto: Marco Agnoli)

Der Alpenverein Südtirol, der Club Alpino Italiano, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und der Heimatpflegeverband Südtirol setzen sich seit Jahren gegen den Bau solcher Zufahrtsstraßen auf unerschlossene Almen ein. Sie plädieren für ein Umdenken in der Südtiroler Berglandwirtschaft, die vermehrt auf teure Erschließungsstraßen setzt. Diese werden oft als unerlässliche Voraussetzung für die Bewirtschaftung der Almen dargestellt, doch die Umweltverbände weisen darauf hin, dass es Alternativen gibt und man letzte Ruhezonen erhalten muss.

Reiner Höhenweg wird mit der Erschließungsstraße zur Inneren Hirber Alm weiter zerstört

Mit großer Enttäuschung nehmen die Verbände das positive Gutachten der Dienststellenkonferenz zum Projekt der Erschließungsstraße zur Inneren Hirberalm zur Kenntnis. Bereits 2011 wurde eine ähnliche Strecke von der zweiten Landschaftsschutzkommission negativ bewertet und auch das Amt für Natur(-parke) sprach sich damals gegen die Straße aus. Heute, trotz unveränderter Bedingungen, wurde die Errichtung dieser Straße genehmigt und bereits mit dem Bau begonnen, obwohl dabei der schöne historische Reiner Höhenweg auf rund 900 Metern zerstört wird. Die Umweltverbände fordern Aufklärung darüber, warum dieses Projekt nun doch eine Genehmigung erhalten hat.

Umstrittenes Projekt: Erschließung der Eppacher- und Tristenalm

Ein weiteres umstrittenes Projekt sei die geplante Erschließung der Eppacher- und Tristenalm, die durch steiles und schwer zugängliches Gelände führen soll. Der Bau dieser Straße würde erhebliche Eingriffe in die Naturlandschaft des Naturparks Rieserferner-Ahrn erfordern. Die Umweltverbände appellieren an die Entscheidungsträger, die Argumente des Natur- und Landschaftsschutzes in der Bewertung dieses Projekts angemessen zu berücksichtigen.

Die negativen Folgen solcher Erschließungsstraßen seien zahlreich: Die Bauarbeiten in schwer zugänglichem Gelände hinterlassen dauerhafte Schäden an der Natur, und die leichter zugänglichen Almen verlieren ihren ökologischen Wert, wenn sie intensiv bewirtschaftet oder touristisch genutzt werden. Beispiele wie die heftig umstrittene Antersasc-Alm zeigen, dass selbst nach dem Bau einer Straße die landwirtschaftliche Nutzung nicht garantiert ist.

Die geplante Straße zur Eppacher- und Tristenalm müsste die steile und felsige Schlüsselstelle „Kuhstele“ überwinden. (Foto: Albert Willeit)

Ein grundlegendes Umdenken bei der Förderung der Almwirtschaft sei notwendig

Die Umwelt- und Alpinverbände fordern deshalb ein grundlegendes Umdenken bei der Förderung der Almwirtschaft. Statt teure Zufahrtsstraßen zu finanzieren, sollten unerschlossene Almen durch gezielte und wesentlich erhöhte Förderungen unterstützt werden. Derzeit gibt es keine Unterschiede in den Beiträgen für erschlossene und unerschlossene Almen, was den Druck zum Bau von Almstraßen erheblich erhöht.

Die Alpin- und Umweltverbände Südtirol fordern, dass wirtschaftliche Interessen Einzelner nicht über den Schutz der Natur und den Erlebniswert für Viele gestellt werden dürfen. Sie setzen sich weiterhin für den Erhalt der traditionellen Almwirtschaft auf den letzten unerschlossenen Almen ein und hoffen, dass die Dienststellenkonferenz die Erschließungsstraßen zur Eppacher- und Tristenalm und ähnliche Projekte ablehnt.

vlnr: Josef Oberhofer (Präsident Dachverband für Natur-und Umweltschutz in Südtirol) Marco Agnoli (Naturschutzkommission CAI Alto Adige), Georg Simeoni (Alpenverein Südtirol), Claudia Plaikner (Präsidentin Heimatpflegeverband Südtirol), Albert Willeit (Experte, Heimatpflegeverband Südtirol) (Foto: Miriam Federspiel)

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