von red 16.09.2024 14:00 Uhr

Alte Tirolensien neu gelesen (Teil 15)

Meran im Mittelalter von Gertraud Zeindl ist eine sehr detailreiche und umfassende Studie, die den wirtschaftlichen und sozialen Aufbau der Passerstadt im späten Mittelalter durch die Untersuchung ihrer Steuerregister beleuchtet. Das Buch stellt einen bedeutenden Beitrag zur historischen Wirtschaftsforschung Tirols dar. Eine Rezension von Andreas Raffeiner.

Die Autorin beginnt mit einer Einführung in den Forschungsstand und bietet einen sehr guten Überblick über das Steuerwesen Tirols aus einer geschichtswissenschaftlichen Perspektive. Auf diese Weise hebt sie die zentrale Rolle der Steuerregister hervor, die sich als primäre Quellen für die Untersuchung der Sozialstruktur und der ökonomischen Verhältnisse Merans zweckdienlich erweisen.

Detaillierte Auswertung der Steuerregister im Fokus

Ein Hauptfokus des Buches liegt auf der detaillierten Auswertung der Steuerregister, insbesondere jener von 1492. Zeindl beschreibt akribisch die Zusammensetzung der Meraner Bevölkerung, wobei sie soziale Schichten, demografische Entwicklungen und Berufe berücksichtigt. Besonders bemerkenswert ist die Einbeziehung von Frauen in der Analyse der Steuerzahler, was auf eine differenzierte Sichtweise der mittelalterlichen Gesellschaft hinweist.

Autorin zeichnet präzises Bild damaliger Verhältnisse

Die methodische Herangehensweise der Autorin verdient ausdrückliche Anerkennung. Zeindl kombiniert in vorbildlicher Art und Weise die historische Analyse mit statistischer Auswirkung, um folglich ein präzises Bild der damaligen Verhältnisse zu zeichnen. So wird etwa die Verteilung der Steuerzahler topografisch erfasst und die Steuerlast in Bezug auf Berufsgruppierungen und soziale Schichten untersucht.

Einstige Landeshauptstadt

Das zu besprechende Buch bietet keinesfalls nur einen tiefen Einblick in die urbane Steuerpolitik und Administration, sondern auch in die wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten Merans. Die Stadt wird als ökonomisches Zentrum und einstige Landeshauptstadt dargestellt, deren Aufstieg und Niedergang eng mit dem Steuerwesen verknüpft waren.

Zeindls Werk ist reich an Tabellen, Diagrammen und Abbildungen, welche die statistischen Daten und geschichtsträchtigen Fakten anschaulich darstellen. Wertvoll ist auch die Edition des Stadtsteuerregisters aus dem Jahre 1492, die im Anhang ersichtlich ist. Sie bietet interessierten Forschenden eine mehr als ausgezeichnete Basis für weitere und vergleichende Studien.

Die Bedeutung des Meraner Steuerwesens im Mittelalter

Alles in allem ist die zu rezensierende Publikation eine fundierte und sorgfältig recherchierte Arbeit, die sowohl für Fachleute als auch für geschichtlich interessierte Laien von großem Wert ist. Der Verfasserin gelingt es, die Bedeutung des Steuerwesens für die städtische mittelalterliche Entwicklung überzeugend darzustellen und dabei das Leben und die Strukturen in Meran lebendig werden zu lassen. Das Buch ist folglich eine lohnenswerte Lektüre für alle, die sich mit der Tiroler Landesgeschichte, der Passerstadt Meran oder der mittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte beschäftigen.

von Andreas Raffeiner
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Gertraud Zeindl, Meran im Mittelalter. Eine Stadt im Spiegel ihrer Steuern (Tiroler Wirtschaftsstudien, Bd. 57), Innsbruck 2009.

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