von red 07.09.2024 10:35 Uhr

Mehr als nur ein Künstler

Der in Matrei in Osttirol lebende Peter Raneburger ist ein Künstler, dessen Werke die menschliche Seele durchdringen und tiefgreifende existenzielle Fragen aufwerfen. Sein Schaffen zwingt den Betrachter, sich intensiv mit grundlegenden und oft tabuisierten Themen auseinanderzusetzen.

Peter Raneburger - Foto: Miriam Raneburger

Wie der renommierte Kunsthistoriker Markus Neuwirth treffend beschreibt, führt uns der in Matrei in Osttirol lebende Künstler an die existenziellen Grenzen und Grenzerfahrungen, die zwar auf den ersten Blick heikel erscheinen, bei näherer Betrachtung jedoch unvermeidlich sind.

Tabus aufbrechen, Farbe bekennen

Peter Raneburger schafft es, in seinen Werken Inhalte wie Sexualität, Geschlechterrollen, Körperintensität, Aggression, Leid und Tod zu enttabuisieren. Es ist klar, dass diese Themen nicht nur provokativ, sondern für eine tiefere Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur auch erforderlich sind. Auf diese Weise kommen unsere Interaktionen, die weit über die individuelle und zwischenmenschliche Ebene hinausgehen, ins Spiel. „Durch meine Kunst gelingt es mir, Räume, in denen diese komplizierten und bisweilen unangenehmen Themen betrachtet und reflektiert werden können, zu schaffen“, weiß der Künstler.

Peter Raneburger_lizzo on altar (karfreitagsakt) . 40×53,5 . 2019 . – Foto: Miriam Raneburger

Gefahrvoll und aufwühlend

Sein künstlerisches Credo „Ein Bild muss eine Gefahr sein – es soll Wunden aufwühlen“ unterstreicht seine Absicht, nicht zu provozieren, sondern zu konfrontieren und zu stimulieren. Die Werke des 1967 in Zell am Ziller geborenen und in Matrei in Osttirol lebenden Künstlers sind darauf ausgelegt, den Betrachter aus seiner Komfortzone zu reißen, ihn zu irritieren und gleichzeitig zum Nachdenken zu bringen. Diese provokative Herangehensweise führt zu einem intensiven Prozess der Auseinandersetzung, bei dem Ablehnung und Zustimmung, Abwehr und Mitgefühl eng miteinander verbunden sind.

Peter Raneburger_bone XXXIV . 102×140 . 2013 . – Foto: Miriam Raneburger

Gratwanderung und Herausforderung

Raneburgers künstlerischer Ansatz bewegt sich auf einem sehr schmalen Grat, auf dem er bewusst (oder vielleicht unbewusst) das Risiko des Abgrundes eingeht. Seine Werke beinhalten Elemente, die wie gezielte Ruhestörungen wirken und den Betrachter herausfordern. Diese Elemente zwingen zur Konfrontation und bieten eine einmalige Gelegenheit zur Selbstreflexion. Die schweren Linien in seinen Werken dienen entweder als Spuren, denen zu folgen ist, oder als Grenzen, die überwunden werden müssen. „Diese Herausforderungen machen meine Kunst außerordentlich eindringlich und prägend“, so Raneburger.

Peter Raneburger_yourself as a hominid IV . relationship XXV . 102×140 . 2023 . – Foto: Peter Raneburger

Vielfältiges Beziehungskonstrukt

Ein außergewöhnliches Beispiel seines Schaffens ist der Zyklus „Relationship“. In diesem Werkzyklus setzt sich der Künstler mit dem vielfältigen Beziehungskonstrukt zwischen Mensch, Natur und kultureller Entwicklung im Sinne der Evolution auseinander. Dieser Zyklus bietet folglich ein visuelles und intellektuelles Erlebnis, das sowohl begeistert als auch verunsichert. „Dabei werden grundlegende Fragen zur menschlichen Existenz und deren Verbindung zum Kosmos Erde aufgeworfen, die den Betrachter tief berühren und zur Reflexion anregen“, betont der Künstler.

Peter Raneburger_relationship III . 102×140 . 2018 . – Foto: Miriam Raneburger

Grenzerfahrungen verstehen

Die Kunst des promovierten Philosophen kommt einem abenteuerlichen Ausflug in die Tiefen der menschlichen Erfahrung gleich. Die Werke können als gefährlich eingestuft werden, weil sie uns dazu bringen, uns mit den schmerzhaftesten und zugleich grundlegendsten Aspekten unseres Seins auseinanderzusetzen. „Wenn ich Wunden aufwühle und existenzielle Fragen stelle, fordere ich den Betrachter heraus, seine Beziehungen zur Welt und sich selbst neu zu betrachten und zu begreifen.“ Die Rechnung geht auf: Raneburgers Kunst ist keineswegs nur eine visuelle (Grenz-)Erfahrung, sondern ein Appell zum Nachdenken und zur Transformation.

von Andreas Raffeiner

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite