von red 06.09.2024 16:15 Uhr

Zum 60. Todestag von Luis Amplatz

Luis Amplatz ist am 28. August 1926 im Bozner Stadtteil Gries auf die Welt gekommen und wurde am 7. September 1964, also vor sechs Jahrzehnten, durch einen heimtückischen Mord aus dem Leben gerissen. In den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts setzte sich Amplatz, der bereits als Kind und Heranwachsender die brutale, faschistische Assimilierungspolitik kennenlernen musste und von ihr geprägt wurde, für seine Heimat ein. Zeitlebens hat er hart gearbeitet, um sich, seiner Frau und seinen Kindern ein Zuhause und eine sichere Zukunft aufzubauen.

Luis Amplatz - Bild: Archiv

Früh im Widerstand

Luis Amplatz, einer der Mitbegründer der nach 1945 wiederbelebten Schützenkompanie „Josef Eisenstecken“ in Gries bei Bozen, war gemeinsam mit dem Kaufmann Sepp Kerschbaumer aus Frangart und dem Schmied Jörg Klotz aus Walten/Passeier Mitglied des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS). Der BAS zielte darauf ab, das Südtirolproblem durch gezielte Anschläge weltweit bekannt zu machen. Amplatz war an zahlreichen Sprengstoffanschlägen gegen italienische Staatseinrichtungen und faschistische Denkmäler sowie an bewaffneten Angriffen auf Polizeieinheiten beteiligt. Nach einer spektakulären Flucht über die Berge ins österreichische Vaterland entging er seiner Verhaftung und wurde 1964 in Abwesenheit wegen Terrorismus zu 25 Jahren Haft verurteilt.

Luis Amplatz mit Marketenderinnen der Schützenkompanie Gries – Bild: Archiv

Fatale Begleitung

Im Sommer 1964 kehrten Jörg Klotz und Luis Amplatz heimlich nach Südtirol zurück, begleitet vom Nordtiroler Christian Kerbler, der heute als Agent des italienischen Geheimdienstes gilt. In einer Heuhütte im Passeiertal, oberhalb von Saltaus, zog Kerbler eine Waffe und erschoss den schlafenden Freiheitskämpfer aus Gries. Klotz überlebte den Angriff trotz schwerer Verletzungen und floh zu Fuß nach Österreich.

Ungesühnter Mord

Am 21. Juni 1971 wurde Amplatz’ Mörder von einem italienischen Geschworenengericht wegen Mordes und Mordversuchs in Abwesenheit zu 22 Jahren Haft verurteilt. Obwohl er in London wegen Ladendiebstahls verhaftet wurde, trat er nie die Haft an. Warum Italien nie einen Auslieferungsantrag stellte, eine offene Frage. Diese undurchsichtigen Geheimdienstaffären haben dem italienischen Staat mehr geschadet, als es die Südtirolaktivisten je konnten.

  • Der Freiheitskämpfer Luis Amplatz - Foto: SHB

Der Freiheitskämpfer Luis Amplatz – Foto: SHB

Tumultartige Szenen

Rund 20.000 Menschen begleiteten Luis Amplatz zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Bozner Friedhof in Oberau. In einem ergreifenden Nachruf schrieb Österreichs Unterrichtsminister Drimmel, dass das Begräbnis wie eine Generaldecharge über das stille Grab in den Bergen wirkte. Auf dem Grabstein von Amplatz steht sein Leitspruch: „Freund, der du die Sonne noch schaust, grüß mir die Heimat, die ich mehr als mein Leben geliebt.“

Trauergäste aus verschiedenen Südtiroler Landesteilen wurden in Tracht am Eingang des Friedhofs von italienischen Polizeibeamten abgewiesen. Trotz aller Vermittlungsversuche blieb ihnen der Zutritt verwehrt. Sie beteten laut einen Rosenkranz nach dem anderen, bis die Beerdigung vorüber war und die anderen Trauergäste den Friedhof verließen. Als die Polizei die Tore schloss, kletterten junge Männer darüber, was zu tumultartigen Szenen führte, bei denen einige Beamte verletzt wurden. Schließlich konnten die vorher Ausgesperrten in einem langen Zug zur Ruhestätte von Amplatz strömen und ihm Lebewohl sagen.

Landeseinheit als Ziel

Auch sechs Jahrzehnte nach dem Mord an Luis Amplatz sind seine Taten immer noch relevant. Sein früher Tod war nicht umsonst, denn auch heute gibt es in Südtirol mutige Menschen, die sich für die Wiedervereinigung Tirols einsetzen. In diesem Jahr verstarb Anna, die Witwe von Luis Amplatz, im Alter von 99 Jahren (UT24 berichtete). Möge sie in Frieden ruhen und in der Ewigkeit die ersehnte Ruhe und den Frieden finden, die ihr im Leben oft verwehrt blieben und mit ihrem geliebten Luis auf unsere Heimat Tirol schauen.

von Andreas Raffeiner

Ein filmisches Denkmal für einen Freiheitshelden

Am morgigen Samstag (7. September) wird im Kulturheim Gries ein Film präsentiert, der das Leben von Luis Amplatz in den Mittelpunkt rückt (UT24 berichtete).

Unter dem Titel „Luis Amplatz – Im Labyrinth von Leben und Tod“ wird diese Dokumentation, die 45 Minuten dauert, nicht nur als filmische Erzählung, sondern als eine emotionale Gedenkveranstaltung verstanden. Der Film ist das Werk der Schützenkompanie Gries, inszeniert und geschrieben von Werner Neubauer, dem ehemaligen Abgeordneten im österreichischen Nationalrat.

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