Verpasste Chance: Goethe, Pestalozzi und Franzensfeste

Politiker italienischer Parteien werfen der Schule Verfassungsbrüche und rassistische Tendenzen vor. Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher hat sich überraschenderweise auf die Seite der Kritiker geschlagen und die Maßnahme scharf verurteilt. Doch was steckt wirklich hinter dieser Entrüstung?
Politische Heuchelei und Schweigen in Franzensfeste und in der Pestalozzi-Schule in Bozen
Ein Blick auf die Situation in Franzensfeste zeigt, wie scheinheilig diese Kritik ist. Dort hatten vor einem Jahr alle Kinder in der Grundschule einen Migrationshintergrund. Deutsche Eltern sahen sich gezwungen, ihre Kinder in Schulen der Nachbarorte einzuschreiben, um eine adäquate Bildung sicherzustellen. Damals blieb der Aufschrei aus – es herrschte Schweigen, wo heute lautstark protestiert wird. Dasselbe Bild in der Pestalozzi-Schule in Bozen. Auch dort gab es im vorigen Schuljahr eine Klasse, die komplett aus nichtmuttersprachlichen Schülern zusammengesetzt war. Die Goetheschule versucht nun, solche Szenarien durch gezielte Sprachförderung zu verhindern – und wird dafür angefeindet.
Die Rolle von Marco Galateo: Blockade statt Lösung
Die Rolle von Marco Galateo, Landesrat der Fratelli d’Italia, ist dabei besonders aufschlussreich. Galateo, der nun lautstark von Rassismus spricht, trägt selbst eine erhebliche Mitschuld an der aktuellen Situation. Das Autonomiestatut sieht vor, dass in Südtirol eine paritätische Kommission gebildet wird, die in Grenzfällen über die Zulassung von Schülern ohne Deutschkenntnisse entscheidet. Diese Kommission könnte sicherstellen, dass die Aufnahme von nicht deutschsprachigen Kindern fair und transparent geregelt wird. Doch genau diese Kommission konnte bisher nicht einberufen werden – und warum? Weil Marco Galateo sich beharrlich weigert, die nötigen italienischen Mitglieder zu nominieren und damit den gesamten Prozess blockiert.
Landeshauptmann Kompatscher: Schwäche statt Durchsetzungskraft
Landeshauptmann Kompatscher macht sich durch seine Haltung ebenfalls angreifbar. Statt sich entschlossen für die Einberufung der paritätischen Kommission einzusetzen, knickt er vor den lautstarken Forderungen der Kritiker ein. Seine Kritik an der Sprachklasse erscheint dabei weniger als Ausdruck echter Überzeugung, sondern vielmehr als Resultat mangelnder Durchsetzungsfähigkeit gegenüber seinem Juniorpartner, der Fratelli d’Italia. Hätte Kompatscher frühzeitig klar Position bezogen und die Bildung der Kommission energisch gefordert, wäre die aktuelle Notlösung vielleicht gar nicht nötig gewesen.
Eine Debatte, die pragmatische Lösungen verhindert
Diese Debatte zeigt deutlich, wie schnell politische Interessen und ideologische Scheuklappen den Blick für pragmatische Lösungen verstellen können. Die Goetheschule in Bozen hat eine sinnvolle Maßnahme ergriffen, um den Sprachunterricht für alle Schüler zu verbessern – doch anstatt Unterstützung zu erfahren, muss sie sich nun gegen eine Welle der Kritik wehren, die von jenen angeführt wird, die sich ihrer eigenen Verantwortung entziehen.






