von hz 07.08.2024 06:54 Uhr

Hamas hat neuen Chef

Rund eine Woche nach der Tötung von Hamas-Chef Ismail Hanija hat die radikalislamische Palästinenserorganisation Yahya Sinwar zu dessen Nachfolger ernannt. Wie die Hamas am Dienstag erklärte, werde der Anführer der Palästinenserorganisation im Gazastreifen nun „Leiter des Politbüros der Bewegung“. Die Entscheidung sende eine „starke Botschaft“ an Israel, dass die Hamas „ihren Weg des Widerstands weitergeht“, hieß es aus Kreisen der Islamisten.

Yahya Sinwar ganz oben auf der israelischen Abschussliste - Bild: AFP

Die Ermordung von Hanija (UT24 berichtete), „der an ein Waffenstillstandsabkommen und einen Gefangenenaustausch glaubte“, habe die Hamas nun dazu veranlasst, „einen Anführer zu wählen, der den Kampf und den Widerstand gegen den Feind leitet“, hieß es weiter. Minuten nach der Ankündigung feuerte der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigade, laut eigenen Angaben eine Salve von Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel ab.

Neuer Chef für Israel „Erzterrorist“

Sinwar gilt als Drahtzieher des brutalen Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober (UT24 berichtete), was ihn zu einem der meistgesuchten Köpfe der Palästinenserorganisation macht. Bei dem Angriff waren israelischen Angaben zufolge 1.198 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Israels Außenminister Israel bezeichnete Sinwar als „Erzterroristen“. Seine Ernennung sei ein „weiterer zwingender Grund, ihn schnell zu beseitigen und diese abscheuliche Organisation vom Antlitz der Erde zu tilgen“, schrieb Katz auf X.

Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch gegen Ziele im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bisher mehr als 39.650 Menschen getötet. Ob es sich dabei um Zivilisten oder Hamas-Kämpfer handelt, wird nicht angegeben.

Sinwar seit Beginn des Krieges untergetaucht

Seit dem 7. Oktober ist Sinwar nicht mehr öffentlich aufgetreten. Er wird in einem Tunnelsystem unter dem Gazastreifen vermutet. Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant hatte Anfang November beteuert: „Wir werden Sinwar finden und ihn eliminieren“.

Der aus dem Flüchtlingslager Khan Younis stammende Sinwar schloss sich der Hamas bei ihrer Gründung 1987 zu Zeiten der ersten Intifada an – dem palästinensischen Aufstand gegen die israelische Besatzung. Seine Karriere in der radikalen Palästinenserorganisation verlief lange im Verborgenen. Mit 25 Jahren leitete er bereits jene Hamas-Einheit, die Palästinenser bestrafte, die mit den Israelis zusammenarbeiteten.

4 x lebenslange Haft

Wegen der Tötung zweier israelischer Soldaten wurde er viermal zu lebenslanger Haft verurteilt. Insgesamt saß Sinwar 23 Jahre in Israel im Gefängnis. 2011 kam er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs frei. Bereits seit Jahren steht Sinwar auf der US-Terrorliste. 2017 wählte die Hamas Sinwar zu ihrem Anführer im Gazastreifen, nachdem sein Vorgänger Hanija Chef der Organisation wurde und ins Exil ging.

Mit einem Vergeltungsschlag des Iran und seiner Verbündeten auf Israel wird seit Tagen gerechnet (UT24 berichtete). International laufen die diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation auf Hochtouren.

APA/UT24

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