von mmh 26.07.2024 10:57 Uhr

Ausstellung Katakombenschulen – Ein voller Erfolg

Die Ausstellung über die Katakombenschulen in der Engelsburg in Neustift ist ein voller Erfolg. Jeden Tag lockt sie hunderte von neugierigen Besuchern an. UT24 war vor Ort.

Die Ausstellung in der Engelsburg - Foto: UT24/mmh

Ob italienischsprachig oder deutschsprachig, diese Ausstellung wollen alle sehen. Auch zahlreiche interessierte Touristen sind anzutreffen. Die Engelsburg in Neustift, die für eine beeindruckende Atmosphäre sorgt, ist bis zum 17. August für die Ausstellung geöffnet und lässt uns die Zeit der Italianisierung in Südtirol hautnah miterleben (UT24 berichtete).

Am Beginn der Ausstellung werden die Geschichten der verschiedenen Gemeinden zur Zeit der Katakombenschulen erzählt. Die Katakombenschulen waren geheime Verstecke, in denen zur Zeit des Faschismus die in Südtirol damals verbotene Muttersprache Deutsch gelehrt wurde. In nahezu jedem Dorf war eine solche vorzufinden. Ob in der Stube oder im Stall zwischen dem Heu, wurden zahlreiche Höfe zu solchen Schulen. Die mutigen Lehrer von damals werden in dieser Ausstellung besonders erwähnt und geehrt.

Ehrenurkunde für Maria Heidenberger, eine Lehrerin in den Katakombenschulen – Foto: UT24 /mmh

Die Enstehung der Schulen

Ab 1923 wurde die deutsche Sprache in den Schulen komplett verboten und jedes Fach sollte in der Staatssprache „Italienisch“ abgehalten werden. Dies war Teil des Plans der Faschisten zur vollständig sprachlichen und kulturellen Italianisierung Südtirols. Im Dekret vom Oktober 1923 (Lex Gentile) wird von der Italianisierung nationaler Minderheiten gesprochen und davon, dass der Unterricht „nicht nur dazu veranlassen soll das italienische als Umgangssprache zu verwenden, sondern auch aus ihnen italienisch fühlende Bürger machen soll”. Kanonikus Michael Gamper verfasste daraufhin im Volksbote im Jahre 1924 einen Text, der dazu aufrief den Kindern zu Hause und überall wo möglich die deutsche Muttersprache zu lehren. „Jedes Haus, jede Hütte muss zum Schulhaus, jede Stube zur Schulstube werden“, schrieb Gamper. Ein bestimmter Schulausschuss, von dem auch er Teil war, organisierte die technische und didaktische Arbeit in den Notschulen des Landes.

Äußerst interessant sind die Erzählungen der letzten Zeitzeugen, die mit Filmausschnitten aus „Verkaufte Heimat“ veranschaulicht werden. Immer wieder gibt es Räume in denen Interviews zu hören sind. Eines der Herzstücke der Ausstellung ist der Nachbau einer damaligen Katakombenschule.

 

Nachbau einer Katakombenschule – Foto: UT24/mmh

Viele erhaltene Gegenstände der Notschulen sind ausgestellt, wie z. B Schulbücher oder Tafeln. Auch von den italienischen Schulen ist vieles vorzufinden, so z.B. ein Heft mit der Aufschrift „Visioni Africane“, mit dem die Kinder für die italienischen Eroberungsfantasien in Afrika begeistert werden sollten.

Schulheft zu Zeiten des Faschismus – Foto: UT24/mmh

Im zweiten Stock der Ausstellung, die vom Geschichtsverein Brixen organisiert wurde, wird anhand eines Briefes, der aus einem Radio vorgelesen wird, dargestellt, wie es den Lehrern damals erging. Eine italienischsprachige Lehrerin, die mit vielen Versprechen nach Südtirol geschickt wurde, aber mit den Kindern zu kämpfen hatte, schreibt mit ihrer Mutter. Die Beziehung zwischen Lehrer und Schülern in dieser Zeit war von vornherein schlecht. Von fast jedem Zeitzeugen hört man: „Wir mochten ihn nicht, er mochte uns nicht.“ In einigen der Interviews wird von den Strafen und Misshandlungen der Lehrer genauer erzählt.

Verlässt man die Engelsburg bleiben die Bilder, die man gesehen hat, immer noch im Kopf. Diese Ausstellung soll uns an diese schwierigen Zeiten, aber auch an diese mutigen Menschen erinnern, denn diese dürfen niemals vergessen werden.

 

 

Schulgegenstände – Foto: UT24/mmh

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