von hz 06.07.2024 11:28 Uhr

Tiroler Festspiele: Behäbiger Ring-Auftakt in Erl

Die Oper „Das Rheingold“ von Richard Wagner hat Freitagabend im Passionsspielhaus bei den Tiroler Festspielen Erl in der Regie von Brigitte Fassbaender und unter der musikalischen Leitung von Erik Nielsen seine Wiederaufnahme gefeiert. Der Auftakt der Ring-Tetralogie blieb sehr nahe am Wagner Libretto, Bühne und Regie setzten nur vereinzelt auf inszenatorische Zugriffe auf den Stoff. Damit einher ging aber eine zum Teil dezent comichafte Überzeichnung einzelner Figuren.

Der Ring-Auftakt „Rheingold“ im Passionsspielhaus geriet eher behäbig - Bild: APA/ROBERT PARIGGER

Dieses ein wenig ungewöhnliche In-Szene-Setzen – vor allem des Feuerhalbgottes Loge, der in knallig-gelbem Anzug und zum Teil mit Sonnenbrille agierte, oder von Donner als fast schon an Marvel erinnernder Charakter – konnte jedoch den eigentlichen „Stars“ des Abends nicht die Show stehlen. Im Mittelpunkt der Erl-Oper standen nämlich das Orchester und dessen musikalischer Leiter Nielsen sowie die minimalistische, aber höchst effektive Bühnengestaltung von Kaspar Glarner.

Letztere setzte abermals – wie in den anderen bereits in Erl aufgeführten Ring-Opern – auf atmosphärisch dichte, aber nie effektheischende Lichteffekte und Bühnenbauten, die die eigentlich recht karge Bühne im Passionsspielhaus regelrecht verwandelten und in die jeweils zum Stoff passende Stimmung tauchten. Sie boten damit die absolut perfekte Grundlage um den „Vorabend“ des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“ zu erzählen.

Die Akteure und ein Ring, der Todesopfer fordert

Da wären etwa gewesen: Der Nibelung Alberich, der verspottet von den Rheintöchtern wutentbrannt den namensgebenden Ring aus Rheingold schmiedete, der mächtige Wotan und seine eher wortkarge Frau Fricka, die eindrucksvollen Riesen sowie eben Loge und Donner. Vornehmlich um diese Akteure entspann sich naturgemäß auch in Erl eine recht geradlinige, aber doch verzwickte Geschichte: Der mächtige und zugleich unglücksbringende Ring wechselte mehrfach den Besitzer und es gab in diesem Zusammenhang am Ende auch Todesopfer zu beklagen. Den Schlussakkord bildete der durchaus pointiert dargestellte Umzug bzw. Einzug in Walhall.

Beeindruckendes Orchester

Die im Gegensatz zu den darauf folgenden Ringteilen damit nicht sonderlich komplexe Geschichte – in rund zweieinhalb pausenlosen Stunden war sie zudem beendet – ließ die Zuschauer Aspekte abseits der eigentlichen Erzählung genießen und deutlicher wahrnehmen. Vor allem das extrem geschmeidig, differenziert und zugleich zupackende und emotionale Abgründe auslotende Festspielorchester unter Nielsen fesselten unweigerlich. Auch einzelne Gesangsleistungen begeisterten, allen voran von Simon Bailey als Göttervater Wotan oder – fast ebenbürtig – Thomas de Vries als Alberich.

Insgesamt geriet der Opernabend aber doch eher behäbig, in seiner szenischen Abfolge fast schon schleppend. Die vier Szenen gerieten teilweise etwas langatmig, mehr Regieeinfälle und noch mehr Mut hinsichtlich der Ausgestaltung und Aktualisierung der Figuren hätten womöglich Abhilfe geschaffen. So gab es nach Abschluss des „Vorabends“ zwar einzelne Bravo-Rufe für die Sängerinnen und Sänger, der Applaus blieb aber größtenteils ein wenig verhalten. Richtig euphorisch reagierte das Publikum im restlos ausverkauften Passionsspielhaus nur in einem Fall: Als Nielsen die Bühne betrat und sich und sein Orchester beklatschen ließ.

Von Markus Stegmayr/APA

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