von ag 29.06.2024 14:21 Uhr

Streitfrage Gästekarte – UT24 klärt auf

Immer wieder sorgt die sogenannte Gästekarte in Südtirol für Diskussion. Einerseits wird sie als nachhaltiges und gewinnbringendes Projekt deklariert, andererseits sorgt sie bei der Bevölkerung für Unmut, da Gäste öffentliche Verkehrsmittel im ganzen Land kostenlos nutzen dürfen. Vor- oder Nachteil für Südtirol? Und wie schaut es eigentlich in Nord- und Osttirol mit derartigen Angeboten aus. UT24 klärt auf.

Foto: IDM

„Die Gästekarte 2.0 ist der Zugang zum ‚Erlebnis Südtirol‘ und gibt dem Gast die Möglichkeit, das Freizeitangebot Südtirols schnell und unkompliziert zu nutzen“, heißt es auf der offiziellen Internetseite des IDM, dessen Logo dort im Moment in den Regenbogenfarben erstrahlt. Im Allgemeinen ist die Gästekarte im Zimmerpreis inkludiert und ermöglicht die unbegrenzte und kostenlose Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel. Voraussetzung dafür ist, dass die jeweilige Unterkunft an diesem Tourismuskonzept teilnimmt.

Je nachdem in welcher Ferienregion man sich aufhält, enthält die Gästekarte zusätzliche Vorteile, wie z.B. freie Eintritte in verschiedenste Südtiroler Museen, Schlösser oder Festungen. Wie UT24 von einem Zugbegleiter erfuhr, ist dabei seit kurzem neu, dass die Gästekarte auch digital verfügbar ist und das System vereinheitlicht wurde. In der Vergangenheit sei es oft so gewesen, dass sich Gäste bei den zig verschiedenen Karten oft gar nicht mehr auskannten und auch nicht wussten, wie lange die Karte überhaupt gültig ist. Häufig war somit die Hinterseite der Karte – dort muss bereits vor der ersten Nutzung der Name sowie der Gültigkeitszeitraum eingetragen werden – leer. Es wurden daher des Öfteren auch Strafen ausgestellt, so der Zugbegleiter.

Folgende Verkehrsmittel kostenlos

Für Übernachtungsgäste und Inhaber der Südtiroler Gästekarte sind folgende Fahrten gratis:

  • Die Regionalzüge im Halbstunden- bzw. Stundentakt auf vier Linien:
    Brennerlinie: Brenner-Bozen-Trient
    Vinschger Bahn: Mals-Meran
    Meraner Linie: Meran-Bozen
    Pustertaler Bahn: Franzensfeste-Innichen/Vierschach
  • Die Nahverkehrsbusse (Stadtbusse, Ãœberlandbusse und Citybusse)
  • Die Seilbahnen nach Ritten, Meransen, Kohlern, Mölten und Vöran
  • Die Trambahn Ritten und die Standseilbahn auf die Mendel

Wie wird das Ganze finanziert?

Grundsätzlich zahlt das Hotel bzw. die Beherbergungsstätte 60 Cent pro Gast und Übernachtung für die Gästekarte. Ob Gäste die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen oder den Dienst erst gar nicht in Anspruch nehmen, spielt dabei keine Rolle. Das Land Südtirol erhofft sich jährliche Einnahmen von rund 20 Millionen Euro.

Unmut macht sich breit

Unter Südtirols Bevölkerung ist derweil jedoch auch Unmut zu spüren. Viele kritisieren die Tatsache, dass Touristen „gratis“ durch das ganze Land fahren dürfen und auch noch kostenlosen Zugang zu Südtirols Museen haben, während Südtirols Einheimische brav die jeweilige Gebühr bezahlen müssen. Auch zu Stoßzeiten bei Bus und Bahn sei laut vielen eine solche Karte nicht ideal, da der Platz für Schüler bzw. Arbeiter gebraucht werde und nicht für Touristen.

Auf politischer Ebene stellt sich vor allem das Team K gegen dieses touristische Konzept und kritisiert Touristiker scharf. Die Partei fordere stattdessen kostendeckende Tarife, oder eine Zeitkarte, in Form eines „Klimaticket“ anstelle der Gästekarte, „mit der Touristen um ganze 60 Cent pro Tag durch unser größtes Kapital, die einzigartig schöne Landschaft mit unzähligen kostbaren Kulturgütern, fahren dürfen, und für ein paar Cent mehr auch die Besuche in 80 Museen inbegriffen haben“, heißt es in einer Aussendung vom Juni. Die einheimische Bevölkerung hingegen zahle für einzelne Fahrten im öffentlichen Personennahverkehr und die Besuche in den Museen ein Mehrfaches davon. Die Folge sei laut Team K: „Der Unmut in der Bevölkerung wächst, die Menschen haben genug von dieser Form der Übervorteilung des Gastes in unserem Land.“

Das sagen Befürworter

Befürworter dieses Projekt setzen eigenen Aussagen zufolge vor allem auf Nachhaltigkeit. Mit der Gästekarte sollen Touristen von der Straße auf die Schienen bzw. in den öffentlichen Nahverkehr verlagert werden. Vermeidung von Staus soll das Ziel sein. Zudem würden die Einnahmen – fixen Abgaben von 60 Cent pro Ãœbernachtung – zur Finanzierung der Südtiroler Mobilität beitragen. Das Land soll dadurch rund 20 Millionen Euro pro Jahr einnehmen.

Nord- und Osttirol

Auch in Nord- und Osttirol erhalten Übernachtungsgäste bei ihrer Anreise eine Gästekarte von den teilnehmenden Unterkünften. Die Gebühren sind in den Aufenthaltsabgaben inkludiert.

Nach einer allgemeinen Gästekarte wie in Südtirol sucht man in Nord- und Osttirol jedoch vergebens. Mit einer Karte kostenlos durch das ganze Land – das gibt es nicht. Von Region zu Region gibt es verschiedene Angebote. Wie UT24 vom Tourismusbüro des Landes Tirol erfuhr, werde an einer einheitlichen Gästekarte gearbeitet, jedoch stelle sich dies als nicht so einfach dar.

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  1. FranzK
    30.06.2024

    Wir, die Bevölkerung sind wieder die dummen, wird doch alles mit den Steuergeldern bezahlt. Die Hotel Lobbys sind wieder fein herausen, tüpisch LR.

  2. Itstime
    29.06.2024

    Wie sagt Totò? E io pago.

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